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Sommerurlaub mit teurem Mietwagen

Teure Mietwagen im Urlaub: Wer von den Preisen profitiert und wie Urlauber doch noch sparen können

Natürlich ist wieder mal Corona daran schuld, warum auch die Mietwagenpreise für Urlauber so extrem hoch sind. Der Ukraine-Krieg macht die Misere nicht besser. Doch wie lässt sich an den populärsten Mietwagenzielen noch ein bisschen beim Leihwagen sparen?

Mobil am Urlaubsort: Die Preise für Mietwagen sind enorm hoch. Das Geschäftsmodell der Verleiher funktioniert nicht mehr so, wie es vor Corona der Fall war. Russlands Krieg verschärft die Misere noch.
Mobil am Urlaubsort: Die Preise für Mietwagen sind enorm hoch. Das Geschäftsmodell der Verleiher funktioniert nicht mehr so, wie es vor Corona der Fall war. Russlands Krieg verschärft die Misere noch. Foto: Foto: imago images/MiS

Teurer Preis für Mobilität am Urlaubsort: Wer jetzt für die ersten beiden Sommerferien-Wochen einen Mietwagen (Golf-Klasse) bucht, zahlt auf Mallorca 1.825 Euro, auf Sardinien 2.157 Euro und in San Francisco 2.474 Euro – so die aktuellen Preise eines namhaften deutschen Mietwagenvermittlers.

Aufgrund der hohen Nachfrage brauchen die Autobauer praktisch keinen Rabatt mehr zu geben.
Stefan Bratzel, Auto-Prof.

„In den USA übersteigen die Kosten für den Mietwagen teilweise den Flugpreis“, sagt Alexa Sinz, Pressesprecherin des ADAC Nordbaden in Karlsruhe. „Und auf Mallorca wird es im Juli/August sicher sehr eng mit der Verfügbarkeit von Autos.“ Schuld an der Misere ist, wieder einmal, Corona. Aber auch der Ukraine-Krieg, wo Zulieferer wie Leonie in normalen Zeiten viele Kabelbäume produzieren.

Vor Corona war das Geschäftsmodell einfach: Mietwagenkonzerne kauften viele Autos bei den Herstellern ein, bekamen dafür Rabatte, oft von 30 bis 35 Prozent auf den Listenpreis. Der Mietwagenverleih selbst war quasi ein Nebengeschäft. Letztlich verdient wurde durch den Verkauf der Gebrauchtwagen.

Das Geschäftsmodell der Verleiher funktioniert nicht mehr wie vor Corona

„So war das in der Vergangenheit“, sagt Stefan Bratzel dieser Zeitung – der bundesweit renommierte Auto-Professor ist in Kraichtal-Münzesheim aufgewachsen und kennt die Mechanismen der Mietwagen-Branche.

Mit Ausbruch von Corona wurde aber kaum noch gereist, Mietwagen entsprechend weniger nachgefragt. „Die ersten ein, zwei Jahre waren eine große Krise“, spricht Bratzel das Geschäft der Autoverleiher an, die ihre Flotte massiv reduzierten.

Doch längst brummt das Touri-Geschäft wieder – doch für Touren an beliebten Urlaubsorten mangelt es nun vor allem an populären Klein- und Kompaktwagen. Der Grund: Den Autokonzernen fehlen seit langem Chips, seit dem Ukraine-Krieg auch Kabelbäume. Auch in China stockt der Transport von wichtigen Teilen.

In den USA übersteigen die Kosten für den Mietwagen teilweise den Flugpreis.
Alexa Sinz, Sprecherin ADAC Nordbaden

Folglich bauen die Hersteller am liebsten renditestarke Oberklassefahrzeuge – die Urlauber auf Mallorca, Teneriffa oder Kreta naturgemäß kaum wollen. „Und aufgrund der hohen Nachfrage brauchen die Autobauer praktisch keinen Rabatt mehr zu geben“, sagt Bratzel.

Immer wenn die Nachfrage viel höher ist als das Angebot, profitieren welche: Autobauer beispielsweise, mit aktuell traumhaften Gewinnen. Aber auch um die Mietwagenverleiher brauche man sich keine Sorgen zu machen. „Die verdienen sicherlich sehr gut im Moment und holen nach, was sie in Corona-Zeiten ein Stück weit verloren haben“, sagt Bratzel.

Mietauto in London und Los Angeles besonders teuer

Zu den großen Playern unter den Vermittlern von Mietautos gehört Sunny Cars aus München. Anhand von dessen bisherigen Buchungen stehen in diesem Jahr folgende Mietwagenziele hoch im Kurs: Spanien, Portugal, Griechenland, USA und Italien. Unter den Top Ten-Destinationen fielen die Preise für Ferienautos auf Teneriffa am niedrigsten aus – immerhin drei Mal günstiger ist der Leihwagen dort als auf Mallorca.

Urlauber, die an Flughäfen von Los Angeles oder London die Mietwagenschlüssel übernehmen, zahlen am meisten. Türkei und Griechenland seien noch relativ günstig, zieht ADAC-Sprecherin Sinz einen Vergleich. Auffallend stark zugelegt hätten die Mietauto-Preise in den USA, in Kroatien und in Portugal.

Aber der ADAC ist doch eine (Markt-)Macht? Sinz winkt ab. Wie die anderen Unternehmen in der Branche habe man es schwer, an ausreichend Mietautos zu kommen. „Wir haben allerdings den Vorteil, dass die ADAC Autovermietung durch ihre Kooperation mit vielen Top-Partnern eine große Auswahl abdecken und für unsere Reisekunden verschiedene Optionen prüfen und vergleichen kann.“

Bis die neuen Fahrzeuge in den Urlaubsorten ankommen, dauert das

Die Europcar Mobility Group Germany (Hamburg) hält einen Teil der Mietwagen deutlich länger als in der Vergangenheit, sagt deren Geschäftsführer Wolfgang Neumann. „Dadurch steigen aber natürlich der Aufwand und unsere Kosten für Wartung und Unterhalt.“ Zusätzlich kaufe man auch auf dem freien Markt Fahrzeuge – also nicht nur bei den Herstellern.

Die Situation bleibe für die gesamte Branche herausfordernd. „Selbst, wenn wir wieder mehr Fahrzeuge geliefert bekommen, dauert es, bis diese mit Fähren und den dort entsprechend begrenzten Kapazitäten auf beliebten Urlaubsinseln ankommen“, so Neumann weiter. Unsere Redaktion befragte mit dem Münchner Sixt-Konzern einen weiteren großen Player auf dem Mietwagenmarkt. Bis Redaktionsschluss hat dieser aber nicht geantwortet.

Auch Sunny Cars-Chef Thorsten Lehmann sieht kein Ende des Mietwagen-Mangels. Mehr noch: In der Hauptsaison werde sich die Situation zuspitzen. „Teilweise kostet ein Mietwagen doppelt so viel wie vor der Pandemie“, sagt ADAC-Sprecherin Sinz. Auto-Professor Bratzel, Chef des Center of Automotive Management, meint: „Wir rechnen nicht vor Frühjahr/Sommer 2023, dass sich die Situation etwas entspannt.“

Oft kann kurzfristig storniert werden

Und bis dahin? Hier sind sich die Experten mit ihren Tipps einig: den Mietwagen früh buchen. Wer sich erst kurz vor dem Urlaub oder gar erst am Urlaubsort um den Mietwagen kümmert, der „läuft Gefahr, dass er gar kein Auto mehr bekommt oder die Preise astronomisch hoch sind“, sagt Bratzel.

Teils geben es die Verträge übrigens her, dass man bis kurz vor der Reise den Mietwagen wieder kostenlos stornieren kann. „So früh wie möglich buchen“, rät Lehmann. „So schnell wie möglich den Mietwagen sichern“, empfiehlt auch Sinz. „Wenn unsere Kunden frühzeitig buchen, können wir besser planen. Damit profitieren beide Seiten“, heißt es bei Neumann.

Bratzel ermuntert Urlauber überdies zu einem Gedankenspiel: Sparen könne man, indem man einen Mietwagen vielleicht nur noch für eine Woche und nicht mehr wie früher für den kompletten Urlaub bucht – schließlich lasse sich Vieles vor Ort auch mit dem Fahrrad erkunden.

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