Wenn zwei zusammengehen, will der Dritte nicht alleine bleiben. So in etwa lautet die Vorgeschichte zur möglichen Fusion der Volksbank Karlsruhe Baden-Baden und der VR Bank Enz Plus aus Remchingen. Karlsruhe und Baden-Baden Rastatt firmieren ab dem 1. Juli nur noch unter Karlsruhe Baden-Baden, ab dem 24. Juli auch technisch nur noch unter einer gemeinsamen gemeinsame Swift/BIC.
Ab dem Herbst 2022 könnte auch die VR Bank Enz Plus dazukommen. Denn deren Vorstandsvorsitzender Jürgen Wankmüller nahm die Fusion der beiden anderen zum Anlass, um auch mit ihnen Fusionsgespräche anzuregen.
„Die wegweisende Entscheidung der Volksbanken Karlsruhe und Baden-Baden Rastatt, ihre Kräfte zu bündeln, hat uns ermutigt, diesen Schritt mitzugehen“, sagt Jürgen Wankmüller.
Niedrigzinsphase und Digitalisierungskosten
Die Volksbank Karlsruhe sieht gute Gründe darin, größere Einheiten zu bilden – angesichts verschärfter Eigenkapitalanforderungen bei der Kreditvergabe, eines anhaltenden Niedrigzinsumfeldes und hoher Investitionen in die Digitalisierungstechnik: „Die Herausforderungen für die Banken werden nicht geringer.
Daher ist es absolut sinnvoll, Kompetenzen zu bündeln, Kosten zu teilen und Synergien zu heben“, so Andreas Lorenz, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Karlsruhe. Dennoch gibt er zu, zunächst etwas reserviert reagiert zu haben, als der Anruf kam. Die Fusion mit Baden-Baden Rastatt sei nicht im Handstreich zu bewältigen, Mitarbeiter müssten zum Teil „über Belastungsgrenzen hinaus“ gehen.
Doch da ist eben auch eine „hohe Notwendigkeit“ angesichts des Konkurrenzdrucks, wie Lorenz meint. Und mehr noch: „Eine gute Vertrauensbasis“, sagt Wankmüller. Firmenkultur und Vertriebsphilosophie passten zusammen. Am Montag gaben die Aufsichtsgremien grünes Licht, in konkrete Verhandlungen einzutreten.
Durch den Zusammenschluss würde eine Bank mit rund 265.000 Kunden und einer Bilanzsumme von rund acht Milliarden Euro entstehen – eine „erfolgskritische Betriebsgröße“, meint Wankmüller. Die gelte es anzustreben, um dem „Wettbewerb auf Augenhöhe zu begegnen“. Fusionsbedingte Kündigungen haben alle Seiten ausgeschlossen. Insgesamt haben die drei Institute rund 1.000 Beschäftigte.
Eine Fusion hat nicht gereicht
Die VR Bank Enz plus mit Sitz in Remchingen war erst 2017 aus dem Zusammenschluss von vier kleineren Genossenschaftsbanken entstanden. Mit einer Bilanzsumme von 1,5 Milliarden Euro zählt sie zu den kleineren Instituten. Vergangenes Jahr gab sie die geplante Schließung von Filialstandorten bekannt sowie den Plan, möglichst über Fluktuation 40 von 280 Stellen abzubauen. Derzeit verfügt sie über elf Beratungszentren und 234 Mitarbeiter.
Neue Apps, hohe Kredite im Millionenbereich - das alles geht besser, wenn man größer ist. „Der Wandel ist brutal“, so beschreibt Wankmüller den Umbruch in der Bankenlandschaft. Nicht der Fakt, aber das Tempo sei neu, pflichtet ihm Hans Rudolf Zeisl von der Volksbank Baden-Baden Rastatt bei. Um die Anforderungen des Marktes voll abzudecken, brauche es Spezialisten. Und die zu finden, werde immer schwieriger, etwa im IT-Bereich und im Controlling.
„Auch um geeignete Leute zu finden, braucht es eine bestimmte Größe.“ Auch für Zeisl „passt da was zusammen“. Nun müsste das, was die Vernunft vorgibt, auch noch die Emotionen erreichen. „Denn im genossenschaftlichen Bereich spielen Emotionen eine große Rolle.“
Emotionale Namensfrage
Eine dieser emotionalen Fragen: der künftige Name. Zeisl weiß, wovon er spricht, musste doch seine Volksbank Baden-Baden Rastatt für die Fusion mit Karlsruhe auf den Zusatz „Rastatt“ verzichten. Auch für das Dreiergebilde dürfte die Namensfindung eine der Herausforderungen in den anstehenden Gesprächen werden.
Und der Wandel, er wird weitergehen. Angesichts der großen Gebilde dürfte der Druck auf kleinere Banken wie die Volksbank Ettlingen oder die Volksbank Pforzheim steigen.
Bei letzterer war vor einigen Jahren eine Fusion mit Karlsruhe gescheitert. „Die Erkenntnis muss dort reifen. Wir sind für Gespräche immer offen“, sagt Lorenz. Allerdings wäre es ihm ob all der mit einer Fusion verbundenen Anstrengung nicht unrecht, so gibt er offen zu, wenn dies erst nach seinem Ausscheiden 2022 der Fall wäre.
Hinweis zum Artikel
In einer früheren Version des Artikels stand, dass die Volksbank Karlsruhe Baden-Baden auf die VR Bank Enz zugegangen ist. Dies haben wir jedoch korrigiert.