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Auswirkungen von Corona im Gespräch

Von Zombie-Gefahr und LiquiGO-Hilfen: L-Bank-Chefin Weymayr spricht vor Karlsruher Studenten

Die L-Bank fährt unter Volllast, sagt die Chefin der Förderbank, Edith Weymayr. Wegen Corona waren öffentliche Auftritte der Förderbankerin bislang rar – jetzt sprach sie vor Studierenden in Karlsruhe auch über Zombie-Unternehmen und vergleichsweise unbekannte Hilfsprogramme.

Edith Weymayr, Vorstandschefin L-Bank
Sprach über den Corona-Schock: L-Bank-Chefin Edith Weymayr hatte jetzt, bedingt durch die Pandemie, einen ihrer bislang wenigen öffentlichen Auftritte. Foto: Martin Wagenhan/dpa

Schon mal etwas von dem Corona-Zuschussprogramm „Hoga“ gehört? Das ist speziell für Hotels und Gaststätten. Oder vom „Sonderprogramm Schutzwände in Bussen“? Auch darum kümmert sich die staatliche L-Bank – viele Menschen im pandemie-geplagten Land sagt hingegen vor allem die „Soforthilfe Corona“ etwas.

Es ist L-Bank-Vorstandschefin Edith Weymayr, die beim „Bankendialog“ der Dualen Hochschule in den Werkzeugkasten der Staatsbank für Baden-Württemberg blicken lässt. Die 56-Jährige steht am Pult des fast leeren Audimax‘ in Karlsruhe – aber per Telefon und Videoübertragung hören und sehen 200 Menschen zu.

Weymayr führt seit Januar die Förderbank mit Sitz in Karlsruhe – 77,6 Milliarden Euro Bilanzsumme und fast 1.300 Mitarbeiter hat dieses Schwergewicht unter den Förderinstituten der Länder.

Weymayr rückt sich nicht in den Mittelpunkt

Öffentliche Auftritte von Weymayr waren bislang wegen Corona rar – ein Indiz dafür ist, dass die Deutsche Presse-Agentur nur ein Foto von ihr in ihrem Bildarchiv hat. Auch so lässt sich das rege Interesse an ihrem Vortrag erklären.

Weymayr bleibt fachlich-sachlich, sich in den Mittelpunkt zu rücken, ist nicht ihr Ding. So berichtet sie auch nüchtern über Corona-Zahlen: 2,5 Milliarden Euro habe die L-Bank bislang im Südwesten allein an Zuschüssen ausbezahlt, 570 Millionen Euro als Fremdkapital überwiesen sowie mit 14 Millionen Euro Eigenkapital Startups unterstützt.

Und das sei nicht das Ende. „Wir sind dabei, an weiteren Programmen zu arbeiten“, sagt Weymayr. „LiquiGO“ gehört dazu, ein Liquiditätskredit für gemeinnützige Organisationen.

Mit Weymayr steht eine klassische Bankerin an der Spitze der Förderbank – anders als in längst vergangenen Zeiten, als Ex-Politiker oder Ex-Beamte an der Top-Position waren. 1964 in Amberg geboren, studiert sie an der Uni Bayreuth BWL.

Muntere Diskussion nach 40 Minuten Vortrag

Abgesehen von einem beruflichen Abstecher zur Beratungsgesellschaft KPMG macht Weymayr bei der Commerzbank Karriere als Regionalvorständin Asien und Leiterin des Firmenkundengeschäfts in Baden-Württemberg und Bayern. Mittlerweile lebt sie in Karlsruhe, mag die Oper und das Bergsteigen.

Keine solch sportliche, aber berufliche Herausforderung ist für sie – gerade frisch L-Bank-Chefin – die Corona-Krise. Weymayr betont das Teamspiel in der Bank. „Es war immer allen bewusst, wofür wir das tun. In Spitzenzeiten waren auch am Wochenende bis zu 1.000 Mitarbeiter und Mitarbeiter in den Soforthilfemaßnahmen engagiert.“

Munter ist die Diskussion nach dem 40-minütigen Vortrag – vor allem Studierende stellen durchaus kess Fragen: Ob sie denn Zombie-Unternehmen kommen sehe, die nur dank der Unterstützung der L-Bank am Leben blieben, fragt eine Studierende aus Pforzheim. Weymayr zückt das Mikrofon: „Die Gefahr ist nicht ganz von der Hand zu weisen, da muss man ehrlich sein. Aber ich sehe sie als überschaubar an.“

Weymayr befürchtet nicht so viele Insolvenzen wie nach der Finanzkrise

Und wird eine Insolvenzwelle übers Land rollen? Pleiten werde es geben, so die Bankerin. Aber „die Insolvenzen werden nicht die Größenordnung erreichen, wie nach der Finanzkrise“.

Eineinhalb Stunden dauert Weymayrs Gastspiel – das ist vergleichsweise viel bei der Vortragsreihe –, und nun haben viele, trotz Corona, die Bankerin zumindest etwas kennengelernt.

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