Auch das ist ein Corona-Effekt: Über zwei Millionen Nutzer gewannen Web.de und GMX im vergangenen Jahr dazu.
Mit den Rechenzentren, die man in Karlsruhe betreibe, gebe es durch Homeoffice und Homeschooling keine Kapazitätsprobleme, sagt Jan Oetjen.
BNN-Wirtschafsredakteur Dirk Neubauer hat dem Web.de- und GMX-Geschäftsführer Fragen gestellt.
Inwiefern bekommt die United Internet-Gruppe mit 1&1 und den E-Mail-Anbietern Web.de/GMX das Thema Homeoffice zu spüren?
OetjenDer Bedarf an sicherer und einfacher digitaler Kommunikation ist auch in der Corona-Krise deutlich gestiegen. Dies zeigt sich insbesondere an der E-Mail-Nutzung, denn für Homeschooling und Homeoffice ist E-Mail eine der wichtigsten Anwendungen. So konnten wir auf den Systemen von Web.de und GMX in den vergangenen Monaten einen zusätzlichen Anstieg der täglichen Logins registrieren. Parallel konnten wir im vergangenen Jahr über zwei Millionen Nutzer hinzugewinnen. Viele Nutzer benötigen auch zusätzlichen Speicher, um ihre Daten besser verwalten zu können oder eine Alternative zu den US-Anbietern zu haben. Dies führte zu einer gestiegenen Nachfrage nach Cloud-Speichern.
Musste 1&1 die Rechenzentren in Karlsruhe und in der Region wegen der größeren Nachfrage aufrüsten?
OetjenUnsere Rechenzentren im Großraum Karlsruhe setzen auf eine moderne dynamische Infrastruktur. Die Rechenkapazitäten können in Bruchteilen von Sekunden an den jeweiligen Bedarf angepasst werden. Dadurch stellen wir die geforderte Leistung genau dann bereit, wenn sie gebraucht wird. So konnte auch der zusätzliche Bedarf in der Pandemie-Situation vollständig aufgefangen werden.
Gibt es andere Auffälligkeiten?
OetjenDie Corona-Krise zeigt gerade nicht nur sehr deutlich die Vorteile digitaler Kommunikation; wir sehen auch, wo es bei der Digitalisierung noch hakt: Während Nutzerinnen und Nutzer sich im Homeoffice oder beim Homeschooling schnell auf neue Technologien eingestellt haben, gibt es gerade aufseiten von Behörden noch Nachholbedarf. So sehen wir zum Beispiel durchaus Steigerungen im Bereich der rechtssicheren Kommunikation über De-Mail. Viele Behörden hinken hier aber noch weit hinterher und tun sich daher schwer, für die Bürger digital erreichbar zu sein. Wir müssen in Bereichen wie öffentlicher Verwaltung, Gesundheitswesen und Bildung den Ausbau digitaler Services massiv vorantreiben, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen ...
... nennen Sie doch ein Beispiel, wo es hakt.
OetjenFür die Corona-Impfung wird eine E-Mail-Adresse benötigt. Gerade für Ältere ist dies eine Hürde. Da auf den Impfseiten nur eine Anmeldung pro E-Mail-Adresse möglich ist, können Angehörige den Großeltern dabei nicht so leicht helfen. Bayern hat dies vor ein paar Wochen erkannt und jetzt bis zu fünf Anmeldungen mit einer E-Mail-Adresse erlaubt. Ein begrüßenswerter Schritt, dem hoffentlich die anderen Länder zügig folgen werden. Noch einfacher wäre allerdings die Empfehlung, dass die Kinder oder Enkelkinder einfach weitere E-Mail-Adressen für die Senioren einrichten.