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Brauereien aus der Region

„Absolut Schwachsinn“: Bier wird teurer – aber nicht um 30 Prozent

Da würde sich so mancher Bier-Freund prompt verschlucken: Um 30 Prozent könnte Bier teurer werden. Diese Zahl kursiert. Doch Brauer aus der Region winken bei dieser Größenordnung ab – trotz gestiegener Kosten.

Es ist wieder Bier-Zeit im Freien: Regionale Brauereien  klagen über höhere Einkaufspreise, und zwar vom Braumalz bis zum Bierdeckel. Die wollen sie nach eigenen Angaben aber nur moderat an Biertrinker weitergeben.
Es ist wieder Bier-Zeit im Freien: Regionale Brauereien klagen über höhere Einkaufspreise, und zwar vom Braumalz bis zum Bierdeckel. Die wollen sie nach eigenen Angaben aber nur moderat an Biertrinker weitergeben. Foto: Tom Weller/dpa

Bier aus der Region dürfte erneut teurer werden – aber sicherlich nicht um 30 Prozent. Diese Preissteigerung kursiert aktuell nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung.

„Die Brauereien in Baden-Württemberg werden nicht in dieser Größenordnung erhöhen. Die 30 Prozent ließen sich auch nicht am Markt durchsetzen“, sagt Matthias Schürer. Der Linkenheimer ist Präsident des Baden-Württembergischen Brauerbundes mit seinen 54 überwiegend mittelständischen Mitgliedern.

„30 Prozent, das ist natürlich absolut Schwachsinn“, sagt Wolfgang Scheidtweiler, Chef der gleichnamigen Pforzheimer Unternehmensgruppe mit Brauereien wie Hatz-Moninger, Franz, Palmbräu und Brauhaus Pforzheim.

Preiserhöhung könnte bei einem Euro pro Kasten Bier liegen

Vom Braumalz bis zum Bierdeckel sind die Kosten für die Brauereien teurer geworden. Insbesondere die Energiepreise sind durch die Decke gegangen. All dies unterstreicht Schürer. Aber viele seiner Mitglieder hätten noch gültige Verträge etwa mit Malz- und Hopfenlieferanten. „Insofern ist man nicht so sehr unter Preisdruck.“

Die Einkaufspreise hätten bereits im vergangenen Jahr angezogen. Folglich hätten viele Südwest-Brauer im April/Mai ihre Bierpreise erhöht. Schürer nennt hier als Richtgröße einen Euro pro Kasten beim Flaschenbier. Da die Kosten weiter steigen, rechne er im Herbst mit einer nochmaligen Erhöhung. „Ich glaube, dass ein weiterer Euro pro Kasten in Baden-Württemberg die Obergrenze sein würde.“

„Bei unseren Brauereien wird es eine Preiserhöhung von bis zu zehn Prozent geben“, sagt Scheidtweiler. Das Preislevel müsse moderat bleiben. Die in der Öffentlichkeit diskutierten 30 Prozent hält er für unrealistisch. Die hält er nach seinen Worten nur bei Billiganbietern mit Mini-Marge für denkbar, denn der Preis für Malz habe sich verdoppelt, der für Energie vervierfacht.

Durch alle Bereiche der Familienbrauerei Bauhöfer in Renchen-Ulm gebe es Kostensteigerungen von an die 30 Prozent, sagt deren Chefin Katharina Waldhecker. „In dieser Höhe kann man die Preiserhöhungen aber nicht durchreichen.“

Preissicherungsgeschäfte sind bei kleinen Brauereien selten

Sie geht davon aus, dass der Familienbetrieb im kommenden Jahr erneut die Preise erhöhen muss. Das Ausmaß sei noch unklar. Bereits zum April gab es einen Aufschlag bei Fass- und Flaschenbier. „Der Kasten Bier kostet jetzt im Laden einen Euro mehr.“ Diese Erhöhung geht laut Waldhecker aber auf eine Kalkulation aus dem vergangenen Herbst zurück, berücksichtigt also nicht die aktuell verschärfte Preisentwicklung.

Preissicherungsgeschäfte („Hedging“) bei Rohstoffen fürs Bier und Energie gibt es bei relativ kleinen Brauereien selten – Konzernbrauereien nutzen dieses Instrument in der Regel. Die Münchner Schörghuber-Gruppe hat neben ihrer Leitmarke Paulaner unter anderem die Karlsruher Brauerei Hoepfner unter ihrem Dach. Wie dort die Preispolitik aussieht, war bis Redaktionsschluss nicht in Erfahrung zu bringen.

Russland war vor Putins Angriffskrieg nach Italien zum zweitgrößten Absatzmarkt für deutsches Bier geworden – der nun weggebrochen ist. Betroffen davon sind laut Brauerbundpräsident Schürer hier überwiegend Brauereikonzerne. „Da leiden die baden-württembergischen Brauereien eher nicht drunter.“

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