Die Kerzen am großen Christbaum in der Stadtkirche werden brennen und Behaglichkeit verströmen, wenn die Ökumenische Vesperkirche am kommenden Sonntag mit einem vierwöchigen To-go-Angebot startet.
So möchte Hausherr Pfarrer Hans Gölz-Eisinger den Gästen wenigstens ein bisschen feierliche Stimmung vermitteln, während sie auf ihr Essen zum Mitnehmen warten. Wegen der Pandemie können sie nicht wie sonst ihre warme Mahlzeit beim gemeinsamen Plausch im Kirchenraum verzehren.
„Als sich abzeichnete, dass es schwierig werden würde, war es uns wichtig, zu zeigen, dass wir auch in einer solchen Situation da sind für die Menschen“, erklärt Thomas Lutz, Vorstandsvorsitzender der Vesperkirche.
Ausgeklügelte Versorgungskette soll reibungslosen Ablauf ermöglichen
Das Organisationsteam um Elisabeth Schweizer hat zwei Tage vor dem Start am Sonntag, 17. Januar, 11.30 Uhr, eine ausgeklügelte Versorgungskette vorbereitet. Man betritt die Kirche durch einen seitlichen Eingang. Dort sowie an anderen Stellen stehen Desinfektionsmittel und bei Bedarf Masken bereit.
Durch die Vesperkirche wird die Not sichtbar.Thomas Lutz, Vorstandsvorsitzender
Abstandsmarkierungen weisen Besuchern den Weg vom Kassentischchen weiter zum Haupteingang, wo sie dann das Essen in Empfang nehmen. Draußen in der Kälte muss keiner warten. Der Kirchenraum ist groß genug, um auch eine lange Warteschlange aufnehmen zu können, ohne dass Menschen dicht hintereinander stehen. Neben einem warmen Mittagessen erhalten die Besucher ein Vesperpaket mit Brötchen und Wurst, süße Stückchen, Obst und ein heißes Getränk. Im Inneren der Kirche, wo sonst Essensgäste beieinander sitzen, ist die „Verpackungsstation“.
Dort befüllen die Ehrenamtlichen, die coronabedingt wochenweise in festen Teams arbeiten, die Tüten. Wurst und Brötchen erhalten die Besucher abgepackt – aus hygienischen Gründen und auch, um den Kreis der Ehrenamtlichen möglichst klein zu halten.
„Durch die Vesperkirche wird die Not der Menschen sichtbar – aber auch die Solidarität in der Stadtgesellschaft“, sagt Lutz mit Verweis auf das Engagement der ehrenamtlichen Helfer und die Spendenbereitschaft. Zwischen 140.000 und 170.000 Euro seien für den Betrieb der Vesperkirche und Suppenküche erforderlich.
Wegen zusätzlicher Kosten für Verpackungen und Security-Personal, das das Einhalten von Abstands- und Hygieneregeln überwacht, werde diesmal mehr Geld benötigt. Als gewohnt großzügig erweisen sich wieder die Bäcker in der Region, die Backwaren stiften. Und an Stelle des Unternehmens Müller-Fleisch als Sponsor ist nun die Metzger-Innung getreten.
Die habe sofort angeboten, kostenlos Fleisch und Wurst zu stellen, sagt Lutz. Zwölf Fachgeschäfte aus der gesamten Region würden nun vier Wochen lang einen täglichen Bedarf von rund 15 Kilo decken.
Einen Punkt des sonst üppigen Begleitprogramms der Vesperkirche bieten die Organisatoren auch in der Corona-Auflage an: Eine Sozialberatung. Täglich werde ein Mitarbeiter von Diakonie, Caritas oder Wichernhaus vor Ort sein, verspricht Lutz.