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Wirtschaft

Aus für Traditionsunternehmen Köhle in Pforzheim: 26 Mitarbeiter verlieren Arbeitsplatz

Ein „bitterer Schritt“ für Schließenspezialist Köhle in Pforzheim. Das fast 150 Jahre alte Unternehmen schließt zum Jahresende. Die 26 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfuhren am Freitagvormittag von Karina und Norbert Ratzlaff, dass sie sich neue Stellen suchen müssen.

In der Köhle-Produktion wird noch bis Ende August gearbeitet, dann beginnen Karina und Norbert Ratzlaff mit der Abwicklung der Schmuckfirma und beenden eine Pforzheimer Familientradition.
In der Köhle-Produktion wird noch bis Ende August gearbeitet, dann beginnen Karina und Norbert Ratzlaff mit der Abwicklung der Schmuckfirma und beenden eine Pforzheimer Familientradition. Foto: Ehmann

Wenige Stunden später informierten die beiden Geschäftsführer Kundschaft und Öffentlichkeit darüber, dass noch bis 31. August produziert wird und dann bis 31. Dezember das Lager geräumt wird. Danach wird Köhle Geschichte sein auf dem Markt für „Verbindungen, die begeistern“ in der Welt der Ketten – vor allem Perlenketten.

Zwei größere Kunden weggefallen

Es ist eine Mischung aus Moden, Qualitätsansprüchen, Goldpreis und Handelsstreitigkeiten im Zuge der Globalisierung, die dem Familienunternehmen die Zukunft raubt. Einen wesentlichen Anteil daran habe auch, dass in jüngster Zeit zwei größere Kunden – darunter Schoeffel – vom Mark gingen.

„Es gibt schon immer ein Auf und Ab bei den Zuchtperlen“, sagt Eigentümerin Karin Ratzlaff. „In den letzten Jahren war es aber mehr Ab als Auf“ für Köhle, auch weil damit die Qualitäten zurück gingen, die es für eine in Pforzheim produzierte Schließe braucht. Das „Made in Germany“, das Köhle auf Verbandsebene stets mittrug, ist nicht für ein bis zwei Dollar pro Verschluss zu haben.

Goldpreis "beängstigend hoch"

Hinzu komme, dass der Goldpreis „aktuell beängstigend hoch ist“. Das schlage durch, wenn es um schwere Ware geht. Und dann sind da noch Leute wie Donald Trump, der den für das Unternehmen wichtigen USA-Markt mit seiner Wirtschaftspolitik nicht einfacher macht. Auch dass immer weniger Touristen in die Schweiz kämen, sei spürbar, erläutert Ratzlaff.

Köhle macht 26 Prozent des Umsatzes in Deutschland, weitere 15 in der EU gefolgt von USA, Kanada, Japan, Hongkong und Australien. Konsequenz der vielfältigen Veränderung ist, dass sich „die wirtschaftliche Situation in den vergangen 18 Monaten laufend weiter verschlechtert hat“.

Seit Jahresanfang sei deshalb versucht worden, durch Umstrukturierung, Kooperation oder Nachfolge in der Familie eine Lösung zu finden. Es hat nicht geklappt, wohl auch, weil keine Ketten nachgefragt werden bei einem Schließenspezialisten, erläutert Ratzlaff.

Wir haben immer unsere Chancen in Pforzheim gesehen

Mit dem Markenzeichen „JKa“ – das a hat nur phonetische Bedeutung – verschwindet nun einer der letzten Schließenhersteller vom Deutschen Markt. Stationen seiner Geschichte standen in Eisingen, in der Wittelsbacher Straße und in Nöttingen gegenüber der Gießerei Caspar, wo Mitarbeiter 1980 zum Einzug in die Gabelsberger Straße ein Relief gießen ließen, das mit Stadtkirche und Schmuckmuseum deutlich macht, wie verbunden die Firma Köhle mit Pforzheim ist.

„Wir haben immer unsere Chancen in Pforzheim gesehen“, sagt Karina Ratzlaff und verweist auf „die hervorragende Plattform“ mit Maschinenfabriken, Ausbildung und den Fachaustausch. Sie will der Branche über die Existenz der Firma Köhle hinaus verbunden bleiben. Sie ist als Präsidentin der Vereinigung der Bundesverbände des deutschen Schmuck- und Silberwarengewerbes für internationale Repräsentation zuständig.

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