In einer im März gestarteten bundesweiten Online-Petition fordern Schüler die Absage der Abiturprüfungen. Stattdessen wollen sie ein Durchschnittsabitur, in dem die Note sich an den bereits erbrachten Leistungen bemisst. Mehr als 140.000 haben die Online-Petition am Dienstagabend bereits unterschrieben . Auch in Baden-Württemberg, wo die Abiturprüfungen ab dem 18. Mai stattfinden sollen, wird die Initiative unterstützt.
„Die aktuelle Situation lässt es einfach nicht zu, dass wir Prüfungen schreiben“, sagt Michelle Wallach, die in Pforzheim zur Schule geht. Sie hält das Risiko einer Ansteckung bei den Prüfungen für zu hoch. „Viele Schulen sind so marode, dass der Infektionsschutz gar nicht eingehalten werden kann. Da kann man sich freuen, wenn man Seife auf den Toiletten findet.“ Auch Mundschutz und Desinfektionsmittel seien schwer zu bekommen.
Wir wollen kein Multiplikator sein für eine weitere Ausbreitung des Virus.Michelle Wallach, Schülerin in Pforzheim
„Zwei Drittel der Abiturnote sind schon erbracht“, erklärt Wallach weiter. Daher bestehe keine Notwendigkeit, die Prüfungen noch stattfinden zu lassen. Die Gesundheit der Schüler und ihrer Mitmenschen müsse vorgehen: „Wir wollen kein Multiplikator sein für eine weitere Ausbreitung des Virus.“
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Dass die Abiturprüfungen in Rheinland-Pfalz und Hessen schon abgehalten wurden, sieht Wallach nicht als Problem. „In Rheinland-Pfalz fanden sie im Januar statt, in Hessen im März, als die Epidemie noch nicht so weit fortgeschritten war. Die Bedingungen waren also anders. Außerdem sind die Abschlüsse in den verschiedenen Bundesländern sowieso schon ungleich: Ein Abi aus Bayern oder Baden-Württemberg ist nicht vergleichbar mit einem Abschluss aus Schleswig-Holstein.“
Mehr zum Thema:Eine Aufhebung der Prüfungspflicht hält sie ebenso für eine gute Lösung. Schüler könnten dann freiwillig entscheiden, ob sie die Prüfung ablegen wollten oder nicht. Für diese Lösung plädiert auch Markus Lammerich, Abiturient aus Ettlingen. „Es gibt wenige, die denken, dass sie sich mit ihrem Abi noch verbessern“, sagt er. Denjenigen, die das wollten, könne man die Möglichkeit bieten, freiwillig in die Prüfung zu gehen. „Dann wäre jeder zufrieden“, so Lammerich.
Offener Brief an Kultusministerin Eisenmann
Auf die schwierigen Prüfungsvorbereitungen weist eine Abiturientin aus Karlsruhe in einem Offenen Brief an Kultusministerin Susanne Eisenmann hin. Die technischen Voraussetzungen für einen „effektiven digitalen Unterricht“ seien nicht überall gegeben, zudem sei die psychische Belastung hoch. Wegen dieser Nachteile fordert die Schülerin im Namen ihrer Klasse, dass die Teilnahme an den Abi-Prüfungen den Betroffenen freigestellt wird.