Zwei Wochen zuvor standen die Menschen in der kalten Nacht draußen vor der Tür. Die Bombendrohung eines anonymen Anrufers hatte dafür gesorgt, dass das Pforzheimer Kongresszentrum CCP evakuiert werden musste. Am Freitag waren 400 Konzertbesucher zurückgekommen und feierten gut gelaunt einen italienischen Abend mit dem Auftritt des italienischen neomelodischen Sängers Tony Colombo als Höhepunkt; südlich von Rom ist er die Nummer eins.
Und es wurde echt italienisch - mit temperamentvoller lauter Musik, voll Lebensfreude mitsingendem und am Platz tanzendem Publikum, darunter Familien mit kleinen Kindern.
Nur wenige Besucher hatten „mulmiges Gefühl“
Angst, dass das Konzert auch dieses Mal wieder von einer Bombendrohung unterbrochen wurde? Nein, das hatte das Publikum ganz offensichtlich nicht. Nur wenige berichteten auf Nachfrage von einem „mulmigen Gefühl“. So wie Angela aus Mühlacker. Sie habe vor zwei Wochen mitgetanzt als im Saal bekannt gegeben wurde, dass alle langsam aufstehen und den Saal räumen sollten. Draußen hoffte sie auf die Fortsetzung des Konzerts; vergeblich.
Die Angst war groß.Tamara, Konzertbesucherin aus Speyer
Am Freitag vertraute sie einfach auf die Zusage des Veranstalters, dass Polizei da sein und alles gut gehen werde. Die doppelten Kontrollen am Eingang und vor dem Saal gaben ihr ein gutes Gefühl. Auch Tamara, die aus Speyer mit Partner und Freunden angereist war, hatte zwiespältige Gefühle. „Die Angst war groß“ beim letzten Mal und das Gefühl sei nicht ganz weg, aber sie habe sich einfach lange auf das Konzert gefreut.
Überhaupt keine Angst hatte eine Familie aus Waiblingen, die mit kleinem Kind angereist war und sich freute: „Glück gehabt, Karten bekommen“. Aus Saarbrücken zum zweiten Mal innerhalb 14 Tagen reisten Nils und Arno an. Auch sie waren von der Bombendrohung überrascht worden und hatten zwei Stunden draußen gewartet. Sie zeigten sich „froh, dass das Konzert stattfinden“ konnte und Tony in ihrer Nähe auftrat.
Auch schon das letzte Mal fühlte sich eine Familie aus Nürnberg sicher, sie waren mit drei Töchtern im Teenageralter aus Nürnberg angereist und hatten „überhaupt keine Sicherheitsbedenken“.
Nur 20 von 430 Karten wurden zurückgegeben
Bei allen Befragten stand die Vorfreude im Vordergrund, mit der sie dem Konzert ihres Idols entgegengefiebert hatten. Nur 20 von 430 Karten waren zurückgegeben worden, berichtete Rosario Linoria, der Organisator des Konzerts, alle anderen wollten zwei Wochen nach dem abgebrochenen Konzert wieder dabei sein. „97 Prozent aus der italienischen Community.“
Linoria erinnert sich an die Bombendrohung so: „Eine Situation, wie man sie sonst nur im Fernsehen erlebt. Und dann ist man selbst mittendrin“. An den Bombendroher mag er keinen Gedanken verschwenden. „Diese Leute suchen nur Aufmerksamkeit“. Umso erfreuter war er, dank der spontanen Zusage des Künstlers in so kurzer Zeit die „wichtigste, richtige Antwort“ geben zu können: einen neuen Konzerttermin.
Tony hört nächstes Jahr auf.Rosario Linoria, Organisator des Konzerts
Noch am gleichen Abend habe Tony versprochen, alles zu tun, um einen Termin zu finden. Und „die Gäste waren ganz aus dem Häuschen vor Freude, weil sie nicht damit gerechnet hatten, dass der neue Termin so schnell zustande kommt“. Er selbst auch, denn er weiß, dass die Termine knapp sind, zumal: „Tony hört nächstes Jahr auf“, kündigte Linoria an, weil er mit seiner 2019 geheirateten Ehefrau, Tina Rispoli, die zum Schlusslied mit auf die Bühne kam, das Leben genießen wolle.
Dass die Bombendrohung mit Gerüchten über Verbindungen von Rispoli, deren erster Mann 2012 von der italienischen Mafia Camorra erschossen wurde, zusammenhängen könnte, wischt Linora mit einem Kopfschütteln weg. Tony selbst habe ihm konsterniert berichtet, dass er den Abbruch eines Konzerts zum ersten Mal in seiner 28-jährigen Karriere erlebt habe.