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Urteil in Mordprozess gefallen

Bluttat in Tiefenbronn: Familienvater freigesprochen – Unterbringung in Psychiatrie

Der Familienvater, der in Tiefenbronn-Mühlhausen seine Frau und seinen Sohn erstochen hat, ist am Dienstag freigesprochen worden. Er wird aber in einem psychiatrischem Krankenhaus untergebracht. Dieses Urteil hat das Schwurgericht am Landgericht Karlsruhe unter dem Vorsitzenden Leonhard Schmidt verkündet.

Der Familienvater, der in Tiefenbronn-Mühlhausen seine Frau und seinen Sohn erstochen hat, ist am Dienstag freigesprochen worden. Er wird aber in einem psychiatrischem Krankenhaus untergebracht.
Der Familienvater, der in Tiefenbronn-Mühlhausen seine Frau und seinen Sohn erstochen hat, ist am Dienstag freigesprochen worden. Er wird aber in einem psychiatrischem Krankenhaus untergebracht. Foto: Ochs

Er folgte damit den Anträgen von Staatsanwaltschaft und Verteidigung.

Warum der inzwischen 61-jährige Diplom-Ingenieur in der Villa der Familie mit dem Messer erst auf seine Frau und dann auf seine beiden Söhne losging, ist auch am Ende des Strafprozesses vor dem Schwurgericht nicht ganz klar.

Nach außen führte die Familie ein Bilderbuchleben: Sie wohnte in einer idyllisch gelegenen Villa, die Ehe war glücklich, die acht und elf Jahre alten Söhne das Glück des Paares und auch finanziell war die Familie des erfolgreichen Unternehmers sehr gut gestellt – mit Barvermögen, Immobilien und einer florierenden Firma.

Zeugen werfen ein anderes Licht auf das Familienleben

Die Zeugenaussagen beim Prozess zeigten jedoch, dass es hinter der Fassade der glücklichen Familie anders aussah: Nach vielen Seitensprüngen des Mannes raufte sich das Ehepaar durch eine gemeinsame Therapie wieder zusammen.

Belastend für das Familienleben war auch die Pendelei zwischen den Wohnsitzen in Baden-Baden, Mühlhausen und dem Haus nahe St. Gallen. Die 38-jährige Ehefrau fühlte sich ausgelaugt durch die Fahrerei. Angeblich waren auch die beiden Söhne unglücklich auf der Privatschule in der Schweiz.

Mann litt an Katastrophenfantasien

Anfang 2019 erkrankte der Familienvater an einer Wundrose, fühlte sich kraftlos, hatte Schlafstörungen, Depressionen und Katastrophenfantasien. In seiner Familie sind psychische Probleme verbreitet, berichtete seine Schwester, möglicherweise leidet er selbst an einer bipolaren Störung.

Besuch der Freundin kurz vor der Bluttat

Eine Freundin der Ehefrau, die die Familie Stunden vor der Bluttat besuchte, sagte vor Gericht aus, der Mann habe normal gewirkt und mit ihr geplaudert.

Die Ehefrau war müde und stand schon unter Einfluss der Schlaf- und Beruhigungsmittel, die der Mann seiner Familie in die Getränke geschüttet hatte – um sich anschließend ungestört das Leben zu nehmen, wie er vor Gericht von seiner Verteidigerin Angela Maeß erklären ließ. Er fesselte seine Frau und würgte sie. Sie erwachte und rief um Hilfe.

Sein elfjähriger Sohn kam ins Zimmer und flehte seinen Vater an aufzuhören. Der griff nach dem Küchenmesser, stach seine Frau in Hals und Brust. Auch der achtjährige Sohn wurde mit dem Messer tödlich verletzt. Der ältere Sohn konnte fliehen und sich ins Freie retten.

Hier traf er auf Nachbarn, die ihm halfen und die Polizei riefen. Der Familienvater legte sich danach mit einem Cocktail aus Beruhigungs- und Schlafmitteln ins Bett und kam erst im Krankenhaus wieder zu sich.

Ich wollte meiner Familie alles ersparen.
Angeklagter

„Ich wollte meiner Familie alles ersparen“, sagte er vier Tage nach der Tat einem Kriminalbeamten bei der Vernehmung. Die familiäre und geschäftliche Situation sei ein „Desaster“ gewesen. Mit dem Kauf des Hauses in der Schweiz habe er sich übernommen und auch ein Geschäftsprojekt sei zum Scheitern verurteilt, erklärte er.

Einen Hinweis auf eine finanzielle Notlage konnte die Polizei bei ihren Ermittlungen allerdings nicht feststellen.

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