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Schlag fürs Geschäft

Böllerverbot an Silvester? Was das für einen Pforzheimer Pyrotechniker bedeuten würde

Pyrotechniker Carol Braun verkauft in seinem Laden Feuerwerksartikel. Und er hofft darauf, seiner Kundschaft auch in diesem Jahr Freude machen zu dürfen. Die Politik bietet ihm derzeit aber eher Grund zur Skepsis.

Bleibt optimistisch: Carol Braun, der unter Einhaltung des Mindestabstands seine Maske für das Foto wenige Augenblicke abgenommen hat, kann sich ein Silvester ohne Feuerwerk nicht vorstellen.
Bleibt optimistisch: Pyrotechniker Carol Braun, der unter Einhaltung des Mindestabstands seine Maske für das Foto wenige Augenblicke abgenommen hat, kann sich eine Silvesternacht ohne Feuerwerk nicht vorstellen. Foto: Roland Wacker

Nein – Angst hat Carol Braun nicht. „Es sind eher Bedenken“, sagt er 63-Jährige nachdenklich, aber doch mit fester Stimme. „Bedenken, was das Überleben der Importeure und Großhändler – und dadurch auch der Branche – anbelangt“. Der staatlich anerkannte Pyrotechniker steht am Dienstagvormittag in seinem Laden „Pulverfass“ im Pforzheimer Westen, unweit des Messplatzes, wo er Feuerwerksartikel und Signalwaffen samt ihrer Munition verkauft.

Die schwarz-weiß gestreifte Maske verdeckt Brauns Mund und Nase – doch die kleinen Lachfalten, die sich unter dem roten Rahmen seiner Brille immer wieder abzeichnen, verraten eines: Die Sorgen, dass Bund und Länder an diesem Mittwoch ein generelles Böllerverbot aussprechen könnten, scheinen nicht übermäßig groß zu sein. Und optimistisch sei er ohnehin.

Noch keine Regelung für Pforzheim getroffen

Seit Tagen werden immer wieder Stimmen aus der Politik laut, die ein solches Böllerverbot fordern. Die Ministerpräsidenten der Länder sollen sich darauf verständigt haben, eine Empfehlung zum Verzicht auf Feuerwerk auszusprechen und es lediglich auf belebten, öffentlichen Plätzen und Straßen, die von den örtlichen Behörden festlegt werden, zu untersagen. Für eine solche Lösung hatte man sich in Stuttgart bereits vor wenigen Tagen entschieden. In Köln gibt es ähnliche Gedankenspiele, Heidenheim plant indes ein organisiertes Feuerwerk.

Viele Wege zeichnen sich ab, die ein übergeordnetes Ziel verfolgen: Es geht darum, die Sicherheit zu erhöhen und angesichts der coronabedingt angespannten Lage mögliche Ansteckungsrisiken zu minimieren sowie zu verhindern, dass Krankenhäuser an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. In Pforzheim stehen laut Pressesprecher Philip Mukherjee Entscheidungen noch aus. „Es bleibt abzuwarten, ob in der Ministerpräsidentenkonferenz eine Entscheidung dazu fällt“, sagt er auf Nachfrage dieser Redaktion.

Um Feuerwerk zu zünden, braucht es große Freiflächen und Sicherheitsabstände – an Silvester und auch sonst.
Carol Braun, Pyrotechniker

Was in der baden-württembergischen Landeshauptstadt entschieden wurde, hält Braun, der politisch engagiert ist und für die Freien Wähler im Pforzheimer Gemeinderat sitzt, für einen gangbaren Weg: „Wenn auf großen Plätzen viele Menschen zusammenkommen und in der Masse Feuerwerk zünden, ist die Sicherheit nicht mehr gewährleistet“, sagt Braun. „Deshalb fände ich ein solches Vorgehen auch ohne Corona gut. Um Feuerwerk zu zünden, braucht es große Freiflächen und Sicherheitsabstände – an Silvester und auch sonst.“

Einen Jahresbeginn ohne Feuerwerk kann er sich allerdings nicht vorstellen. „Zum einen denke ich, dass viele Menschen noch Böller und Feuerwerkskörper aus den Vorjahren haben. Da frage ich mich, wie das kontrolliert werden sollte. Zum anderen wäre das für mich persönlich dann der schlimmste Tag das Jahres“, sagt er, „es wäre nichts schwarz und nichts weiß, sondern alles einfach nur grau und deprimierend.“

Verbot beträfe nicht nur Händler

Dabei scheint es Braun nicht ausschließlich um sein eigenes Geschäft zu gehen. „Selbst wenn uns der Verkauf wegbrechen würde, würde es uns auch im Januar noch geben“, erklärt er. Man habe schließlich für schlechte Jahre vorgesorgt. 60 Prozent seines Jahresumsatzes mache das Silvestergeschäft aus – die restlichen 40 Prozent durch organisierte Feuerwerke bei Lichterfesten oder auch Hochzeiten seien bereits weggebrochen.

„Die große Problematik ist aber der Rattenschwanz, der daran hängt“, sagt er: Die Lager der Importeure und Großhändler seien voll, 80 Prozent der Feuerwerkskörper und Böller kommen aus China und haben den Ozean bereits überquert. „Gäbe es ein Verbot, würden die Lager voll bleiben, die Produktion würde daher erst einmal eingestellt werden“, gibt er zu bedenken. „Es geht um mehr als den einzelnen Händler.“

Braun selbst hat vorgesorgt

Bereits im Frühjahr, als absehbar wurde, dass die Corona-Pandemie die Welt längerfristig in Atem halten würde, hat Braun daher beschlossen, weniger Ware zu ordern. Weil derzeit nur neun statt 30 Personen in den großen Verkaufsraum dürfen, würde der Durchlauf und dadurch die Abnahme ohnehin geringer. Nachfragen aber gebe es schon zuhauf, sagt Braun.

„Viele Kunden fragen, wann es losgeht, wann sie zur Beratung und Vorbestellung vorbeikommen können.“ Sicher, meint er, werde es in diesem Jahr etwas ruhiger und stiller werden in der Silvesternacht. „Ich glaube und hoffe aber, dass es Feuerwerke geben wird.“

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