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Lieferverzögerungen

Bombardier ist Abellio noch immer Bahnen und Software schuldig

Seit gut sieben Monaten ist Abellio auf den Schienen zwischen Stuttgart, Pforzheim und Bruchsal unterwegs. Mit eigenen Zügen erst seit vier. Schuld daran ist Hersteller Bombardier – der auch jetzt noch nicht alle bestellten Bahnen geliefert hat. Noch immer fehlen vier von 16 Zügen für diesen Teil des Netzes.

Fast fertig war dieses Fahrzeug von Bombardier für Abellio bei der Präsentation im Herbst 2017 in Brandenburg – aber auch nur fast.
Fast fertig war dieses Fahrzeug von Bombardier für Abellio bei der Präsentation im Herbst 2017 in Brandenburg – aber auch nur fast. Foto: Nestor Bachmann/dpa

Für weitere Strecken im Land, die Abellio im Dezember noch dazu übernommen hat , stehen sogar 19 von 26 Lieferungen aus. Die wievielte Lieferverzögerung man inzwischen notieren muss , weiß man nicht mal mehr in der Abellio-Pressestelle so genau. „Im August kam Lieferplan 14a, danach hörte es auf“, erklärt Sprecherin Hannelore Schuster. Inzwischen erhalte man nur noch Statusberichte. Diese kommen fast wöchentlich. „Und ab und an steht dann wieder eine Verzögerung bei einem Zug drin.“

An die Prognosen für den Lieferzeitpunkt mag man beim Bahnunternehmen nicht mehr wirklich glauben. Dafür wurde man zu oft enttäuscht. Im Juni 2016 hatte Abellio im Auftrag des Landes 43 Talent-2-Triebzüge bestellt. Fünf wurden im April 2017 nachbestellt und vier weitere im Mai 2018. Bis Juni 2019 sollten 16 längere Fahrzeuge übergeben werden, bis Dezember 25 etwas kürzere Züge, die verbleibenden elf der insgesamt 52 Züge sollten bis kommenden Juni folgen. Eigentlich.

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Die wichtigsten Lieferverzögerungen im Überblick:

• Im Februar 2019 räumte Bombardier laut Abellio erstmals ein, dass es zu einem Lieferverzug kommen wird. Von 16 Neufahrzeugen für die erste Betriebsstufe – also die Strecken von Stuttgart nach Mühlacker, Pforzheim, Bretten und Bruchsal – sollten nur zehn fristgerecht geliefert werden.

• Im April reduzierte sich die Zahl der lieferbaren Züge erneut – auf sechs.

• Im Mai sagte Bombardier, bis Anfang Juni 2019 lediglich zwei einsatzbereite Züge liefern zu können. Sie wurden kurz vor Betriebsstart am 9. Juni an Abellio übergeben – viel zu wenig, um den Betrieb wie geplant anzugehen. Abellio musste Leihzüge einsetzen. Dreizehn der fehlenden Neufahrzeuge sollten bis Anfang August nachgeliefert werden. Der letzte Fünfteiler sollte im Dezember 2019 kommen.

• Im Juli erklärte Bombardier, bis Anfang September nur noch elf Fahrzeuge zu liefern. Zum 9. September lieferte Bombardier acht Züge aus, sodass Abellio insgesamt zehn Neufahrzeuge zur Verfügung standen. Gerade genug, um den Grundtakt auf den Linien RB 17a/c sowie RE 17b umzustellen und somit den Herbstbetrieb zu sichern. Zwei Fahrzeuge folgten bis Ende September.

• Die Fahrzeuge entsprachen laut Abellio jedoch nicht den bestellten Anforderungen bei Software und Technik, was besonders im Herbst viele Probleme verursachte. Nach wie vor ungelöst ist das Problem beim Kuppeln des Zugs in Mühlacker. Der Prozess dauert länger als gedacht. Deshalb gibt es weiter einen angepassten Fahrplan zwischen Pforzheim und Mühlacker – und immer wieder Verspätungen. Die Lieferung der vier verbleibenden Fahrzeuge steht aus. Immerhin sind im Wesentlichen nur noch auf der Nebenstrecke Pforzheim – Bietigheim-Bissingen Ersatzzüge unterwegs.

• Auch die Zahl der Züge für die Betriebsstufe zwei im Dezember 2019 reduzierte sich sukzessive. Hier geht es um die Strecken Stuttgart – Heilbronn – Mannheim und Stuttgart – Osterburken. Im Mai wurde auch hier ein Lieferverzug bekanntgegeben. Statt 25 neuer Züge sollten nur noch 18 fristgerecht übergeben werden.

• Tatsächlich geliefert wurden bis zum Stichtag sechs Fahrzeuge. Ein weiteres kam bis zum Jahresende hinzu. Drei Züge sollten bis Ende Februar folgen.

Produktion an zwei Standorten

Um bis Juni alle der bestellten 52 Züge zu liefern, produziert Bombardier mittlerweile an zwei Standorten – in Hennigsdorf bei Berlin und in Bautzen. Auch anderswo sorgt der Hersteller für Ärger, etwa im Saarland und um Freiburg. Vor dem Hintergrund ist Abellio-Sprecherin Schuster „wenig optimistisch“, dass bis Juni tatsächlich alle Züge da sind.

Wenn es nach ihrem Unternehmen ginge, will man einen Bogen um Bombardier machen. Man habe sich ja auch nie aktiv für den Hersteller entschieden. Schuster: „Bei der Ausschreibung im Auftrag des Landes hatte Bombardier eben das beste Angebot.“

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