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Religonsübergreifende Werte im Fokus

Bundesweit einzigartig: Multireligiöse Kita eröffnet in Pforzheim

Es ist ein bundesweites Pionierprojekt: In der Pforzheimer Irenicusstraße hat die erste multireligiöse Kita des Landes eröffnet. Die Erwartungen sind groß, die Pläne auch- schon jetzt ist eine weitere Ganztagsgruppe geplant.

drei Menschen stehen vor einem Spielplatz
Überzeugt vom Konzept: Kita-Leiterin Clarissa Lethaus,Thomas Müller vom Lions Club Pforzheim und Sabine Jost von der Diakonie (von links) bekommen positive Rückmeldungen. Etwa die Hälfte der Kita ist besetzt. Foto: Susanne Roth

Das Konzept der neuen Kita in der Irenicusstraße ist besonders. Sie ist nämlich der erste mit multireligiösem Schwerpunkt in der ganzen Bundesrepublik. Doch bevor die Kita überhaupt geöffnet werden konnte musste sie schon wieder geschlossen werden. Nach einem coronabedingten Fehlstart läuft der Betrieb nun – auch zur Freude der Diakonie-Geschäftsführerin Sabine Jost – in der neuen Kita in der Irenicusstraße unweit des Turnplatzes. Das allein ist schon eine schöne Nachricht für die über 50 Kindern und deren Eltern.

Die Kita und deren neues Konzept ist schon jetzt im Fokus der Wissenschaft. „Die Uni Tübingen wird eine Studie über den Zeitraum von drei Jahren machen“, erzählt Kita-Leiterin Clarissa Lethaus. In einer überregionalen christlichen Zeitschrift wurde berichtet, im nächsten Jahr wird eine Studentin der Islamwissenschaften aus Hamburg ihre Masterarbeit über die Kita Irenicus schreiben.

Weitere Gruppe in Planung

50 Kinder, elf Fachkräfte, eine FSJ-Kraft, und von Anfang an drei Auszubildende. Den Erwartungen, so Sabine Jost, sei man gerecht geworden und die Bedenken sind offenbar auch zerstreut. „Die Hälfte der Kita ist besetzt.“

Geplant ist eine weitere Ganztagesgruppe für Kinder, zudem ist man dringend auf der Suche nach weiteren Fachkräften. Die bereits in der Irenicusstraße arbeitenden tun dies mit großer Freude, wie Clarissa Lethaus sagt. Es seien auch aufgrund der Stellenausschreibung andere Arbeitsplätze verlassen worden, weiß die Leiterin. Das Personal spiegelt die bunte Vielfalt der Glaubensrichtungen wieder. Die Kinder und die Pädagogen dürfen dabei ihre religiösen Traditionen leben. „Wenn eine muslimische Kollegin beten will, dann kann sie das auch tun“, so Lethaus. Die Kita wird auch von Vertretern religiöser Einrichtungen von außen unterstützt und über Riten aufgeklärt.

Im kleinen Format werden vier Feste pro Religion über das Jahr verteilt begangen, jedes Jahr ist eine andere Religion Schwerpunktthema. 2021 wird das der Islam sein. „Nur jüdische Kinder haben wir derzeit noch nicht, auch keine jüdische Mitarbeiterin“, so die Leiterin weiter. Kinder aus christlichen, muslimischen und orthodoxen Familien besuchen derzeit die Kita.

Einen Gott haben alle

Dabei ist sich Clarissa Lethaus bewusst, dass nicht alle Eltern die Kita wegen ihres multireligiösen Konzepts auswählen, sondern einfach, weil sie einen Platz brauchen angesichts 1.000 fehlender Kita-Plätze. „Doch wenn sie das mal kennenlernen sind sie begeistert.“ Wichtig ist ihr zu erwähnen, dass die Religionen nicht vermischt werden, aber durchaus Gemeinsamkeiten betont werden. „Jeder betet zu Gott“, so Lethaus. Und die dabei vermittelten Werte wie Toleranz, Respekt dürften auch religionsübergreifend sein.

Sabine Jost will das Angebot in der Kita gern für die Familien erweitern. Zum Beispiel mit einem Eltern-Café und Sprachunterricht für die teilweise schlecht Deutsch sprechenden Mütter. Der Antrag in Richtung Land und Evangelische Landeskirche ist schon in Vorbereitung.

Zur Freude über den gut angelaufenen Betrieb gesellt sich nun die über einen neuen Spielplatz im Freien samt Kletterhaus. Den hat Förderverein des Lions Club Pforzheim Johannes Reuchlin spendiert und zwar komplett. Die Kosten belaufen sich auf etwa 7.000 Euro.

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