
Wie viel Bezug zu Pforzheim soll ein Träger des Internationalen Pforzheimer Friedenspreises mitbringen?
Gerhard BaralEr muss gar keinen Bezug haben. Dass Ben Salomo 2019 während der Woche der Brüderlichkeit am Hilda-Gymnasium war, ist schön, aber keine Voraussetzung für den Preis. Wichtig war uns, dass aus der Stadt ein Signal des Friedens ausgeht. Aus der Stadt des Humanisten Johannes Reuchlin, der wie kein anderer im Mittelalter den Dialog der Religionen vorangetrieben hat. Aus der Stadt, die so heftig vom Krieg getroffen war. Das waren die Beweggründe. Für verdiente Pforzheimer gibt es ja die Bürgermedaille.
Reuchlin wollte den Dialog der Religionen, Ben Salomo ist Jude – war es der Jury wichtig, einen Bezug zur Religion herzustellen?
Gerhard BaralNein, die Jury ist ja ganz breit aufgestellt. Auch DGB, IHK, Kultursektor und Gymnasien sind beispielsweise vertreten. Entscheidend für die Nominierung von Ben Salomo war, wie außergewöhnlich er als Rapper mit Sprache umgeht in einer Szene, die sonst eher roh ist. Außerdem war es wichtig, dass der Preisträger ein Vorbild für die Jugend sein kann. 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs soll der Blick nicht nur zurück gehen – sondern auch nach vorne.
Wie lief das Verfahren?
Gerhard BaralDie Jury hat im Januar aus 15 Kandidaten drei für den Gemeinderat vorgeschlagen, mit einem Ranking. Jetzt wurde entschieden.
War Ben Salomo von der Jury ganz oben gerankt?
Gerhard BaralNicht ganz. Aber es gab nur marginale Unterschiede. Die Jury konnte mit allen drei Kandidaten sehr gut leben.