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23. Februar

Pforzheimer Gedenktag auf Zukunftskurs

Die Ausrichtung des Pforzheimer Gedenktags sorgt regelmäßig schon Monate vor dem 23. Februar für kontroverse Diskussionen in den zuständigen Gremien des Gemeinderats, aber auch in der Stadtgesellschaft. Am Dienstag ging es bei zwei Tagesordnungspunkten im Kulturausschuss darum.

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Buntes Bild: Jugendprojekte wie diese Mosaikaktion augf dem Marktplatz begleiteten in der jüngeren Vergangenheit den Pforzheimer Gedenktag. Foto: Herbert Ehmann

Dass einstimmige Abstimmungsergebnisse grundsätzlich nicht zu erwarten sind, wenn es um den Gedenktag der Zerstörung Pforzheims am 23. Februar 1945 geht, zeigte sich am Dienstag wieder einmal im Kulturausschuss.

Die stellvertretende Kulturamtsleiterin Claudia Baumbusch legte dem Gremium zum einen die neue Erklärung oder auch Resolution zum Gedenktag vor, der immerhin neun Mitglieder zustimmten, drei sprachen sich dagegen aus.

Sieben Ja- und zwei Nein-Stimmen bei drei Enthaltungen gab es für den zweiten mit dem Thema befassten Tagesordnungspunkt, der das Ziel hatte, „Klarheit und Transparenz über Zuständigkeit und Aufgaben“ des Arbeitskreises 23. Februar zu schaffen, wie Baumbusch erklärte.

Vorstoß zu Demoverbot am 23. Februar stand nicht zur Debatte

Nicht zur Diskussion stand am Dienstag der Vorstoß des Bündnisses Pforzheim nazifrei, am kommenden 23. Februar alle Demonstrationen zu verbieten, um so zu verhindern, dass der rechtsextreme Freundeskreis „Ein Herz für Deutschland“ den Tag durch seine Fackelveranstaltung auf dem Wartberg missbrauche.

Die Stadt bescheinigt dem Appell keine Erfolgsaussichten und begründete dies kürzlich in einer Mitteilung mit der geltenden Rechtslage, etwa hinsichtlich des Versammlungsrechts.

„Zu viel Action“ am Gedenktag kritisiert

Kontroverse Diskussionen gab es im Kulturausschuss auch so. Aber man war sich weitgehend einig, dass der Gedenktag weiter entwickelt werden müsse. Baumbusch betonte, die frühere Resolution dazu sei deutlich erweitert worden und inhaltlich differenzierter in den Aussagen, woran erinnert werde und warum.

Die Grundsätze beinhalteten, „dass wir uns kritisch und selbstkritisch“ mit dem Gedenktag auseinandersetzen und die Form des Gedenkens weiter entwickeln, so dass sich die Vielfalt der Stadtgesellschaft und jüngere Generationen darin finden könnten. FDP-Stadtdrätin Monika Descharmes würde den Tag am liebsten nur mit der offiziellen Gedenkfeier am Hauptfriedhof begehen. Sie kritisierte „zu viel Action“ : Es seien alles „hehre Ziele“, gerade mit Blick auf die Jugend. „Wir müssen auch in die Schulen gehen“, sagte sie. Doch anstelle von immer mehr Veranstaltungen rund um den 23. Februar wünscht sie sich, dass der Fokus wieder mehr auf ein stilles Gedenken gelenkt werde.

Für uns ist der Gedenktag mit der Fackeldemo auf dem Wartberg verbunden.
Hannah Wolff, Jugendgemeinderat

Auch er würde sich wieder ein stilles Gedenken wünschen, erklärte Axel Baumbusch (Grüne Liste). „Aber mir gehen die Zeitzeugen aus“, sagte er mit Blick auf die jungen Menschen, darunter viele mit Migrationshintergrund, mit denen er in der Jugendarbeit zu tun hat. Man müsse neue Formate finden, um sie zu erreichen und den Tag eigentlich ganzjährig thematisieren.

Dass es um mehr als Erinnerung geht, verdeutlichte der Einwurf der Jugendgemeinderätin Hannah Wolff. „Für uns ist der Gedenktag mit der Fackeldemo der Rechten auf dem Wartberg verbunden“, sagte die Kepler-Gymnasiastin.

Aber mir gehen die Zeitzeugen aus.
Axel Baumbusch, Grüne Liste

Beim Gedenken gehe es über den 23. Februar hinaus, zeigte Claudia Baumbusch den Rahmen auf, in dem der Arbeitskreis nun seine Ziele und Aufgaben hin zu einer zukunftsorientierten Erinnerungskultur benennt.

Der Kreis solle mehr geöffnet werden, Schulen schon bei der Planung der Veranstaltungen stärker eingebunden werden, forderte SPD-Stadträtin Jacqueline Roos. Christine Müh, Geschäftsführerin des Kommunalen Kinos, stimmte dem zu und regte an, „Formen des Erinnerns“ zusammenzubringen.

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