Ortstermin in der Stadtwerke-Zentrale im Sandweg: Über Vergangenes möchte der neue Stadtwerke-Chef Herbert Marquard eigentlich nicht reden, jedenfalls nicht über die jüngere Vergangenheit der Stadtwerke Pforzheim (SWP). Dafür seien die Wirtschaftsprüfer da. „Ich bin für die Zukunft zuständig“, sagt Marquard an seinem zweiten Arbeitstag in Pforzheim und lächelt.
Er soll die Stadtwerke Pforzheim wieder auf Kurs bringen
Über seine berufliche Vergangenheit spricht der 64-Jährige schon bereitwilliger. Marquard stammt aus dem westlichen Ruhrgebiet, sein Berufsleben verbrachte er aber größtenteils tief im Osten, lange für die Thüga AG, den Minderheitsgesellschafter der SWP. So kam auch die Verbindung zu dem Energiemanager zustande, der es zuletzt als Berater eigentlich ruhiger angehen lassen wollte. Nachdem die Vorstände Roger Heidt und Thomas Engelhard vergangene Woche im Zuge der Unstimmigkeiten um einen Gewinneinbruch – wohl hauptsächlich beim Telefonvertrieb – von ihren Aufgaben entbunden worden waren, kam er gewissermaßen als Feuerwehrmann. Vorbereitungen gab es schon etwas länger: „Ich wurde von den Gesellschaftern Ende Dezember angesprochen, ob ich mir ein Engagement in Pforzheim vorstellen könnte. Dieser reizvollen Aufgabe bin ich gerne nachgekommen.“
Energiegeschichte zur Wendezeit
In Sachsen schrieb Marquard einst mit Kollegen Energiegeschichte, als nach der Wende die DDR-Energiekombinate in die Marktwirtschaft überführt wurden. Damals, 1991, war sein erster Dienstwagen ein VW Polo mit umgeklappter Rückbank. In Pforzheim ist es immerhin ein Passat mit SWP-Werbung, wie er auf Nachfrage verrät. Die beiden repräsentativen Vorstands-Limousinen sind nach Kurier-Informationen noch bei den geschassten Geschäftsführern. Die beiden Vorstände wurden vom Aufsichtsrat zwar abberufen, arbeitsrechtlich ist der Fall allerdings noch längst nicht abgeschlossen. Der Neue sagt, Autos seien ihm nicht wichtig.
Marquard: Wichtig sind jetzt die Kunden
Wichtig seien jetzt nur die SWP-Kunden. „Die Wünsche unserer Kunden werden ab sofort in den Fokus aller Tätigkeiten und Überlegungen gestellt. Um unsere Kunden zufrieden zu stellen, werden organisatorisch schlanke, transparente und einfache Strukturen geschaffen, sowie alle Prozesse überprüft.“ Wie schlimm die Einbrüche im Telefonvertrieb letztendlich auch sein mögen, im Vergleich zur maroden DDRWirtschaft scheinen sie lösbar. Auf das Pforzheimer Sorgenkind Telefonvertrieb angesprochen sagt Marquard höflich: „Telesales ist ein Vertriebskanal, den ich nicht präferiere.“ Das Unternehmen und die Prozesse waren wahrscheinlich nicht auf das Massengeschäft Telesales ausgelegt. Dies gilt es aber nun genauer zu analysieren.“
Das Unternehmen ist stabil aufgestellt, aber es gibt einiges zu tun.
Mit dem Aufsichtsrat stehe er schon aus eigenem Interesse in engem Kontakt. Eine baldige Ausschüttung von Dividende sei aus seiner Sicht zwar grundsätzlich wünschenswert, derzeit aber nicht das vornehmliche Ziel des Unternehmens. Vielmehr gehe es darum, die Zukunft des Unternehmens zu gewährleisten. Marquard stellt klar: „Das Unternehmen ist stabil aufgestellt, aber es gibt einiges zu tun.“ Und wie sind seine persönlichen Eindrücke nach zwei Arbeitstagen in Pforzheim? Marquard strahlt: „Die ersten Eindrücke sind gut. Die SWP sind ein solides Unternehmen mit äußerst engagierten Mitarbeitern und kompetenten Führungskräften."