Skip to main content

Bei Anruf Betrug

Die beliebtesten Telefonbetrugs-Maschen im Raum Pforzheim

Die Polizei in Pforzheim warnt vor einer neuen Welle des Telefonbetrugs. Die Maschen sind vielfältig. Ein Überblick über die gängigsten Varianten.

Zum Themendienst-Bericht vom 8. Juni 2022: Achtung Falle! Diese Nachricht ist bestimmt von keinem notleidenden Kind, sondern ein waschechter Betrug per Whatsapp.
Betrüger geben sich gerne als vermeintliche Verwandte oder auch Polizisten aus und setzen ihre Opfer psychologisch unter Druck. Auch in Pforzheim mehren sich die Vorfälle. Foto: Zacharie Scheurer/dpa

Nahezu wöchentlich erwischt es jemanden aus dem Raum Pforzheim. Allein seit Mitte September berichtete die Polizei von fünf Erfolgen sogenannter Schockbetrüger, die an Geld gekommen sind, das ihnen nicht zusteht. Dabei sind die Maschen vielfältig und die Täter hochprofessionell.

Unser Redaktionsmitglied Sebastian Kapp hat mit Polizei und Staatsanwaltschaft gesprochen und gibt einen Überblick über die gängigsten Methoden.

Schockanrufe

Laut Polizeisprecher Frank Weber sind Schockanrufe die derzeit verbreitetste Masche im Raum Pforzheim. Ein vermeintlicher Staatsanwalt, Polizist oder Ähnliches ruft beim Opfer an. Das Kind oder der Enkel müsse ins Gefängnis und das Opfer eine Kaution bezahlen. „Da wird teilweise auch am Telefon geweint und psychischer Druck erzeugt“, sagt Weber.

Die Verbrecher setzen in der Folge alles daran, dass das Telefonat nicht abbricht. Wer das Geld bar hat, der wird von einem Kurier besucht. Wer zur Bank gehen muss, der soll alles über ein Bankschließfach erledigen. „Einige Bankmitarbeiter haben solche Versuche nämlich vereitelt, darauf reagieren die Betrüger nun mit den Schließfächern“, so Weber.

Kann das nicht auch wirklich geschehen? „Nein“, sagt Weber. Das deutsche Rechtssystem – anders als etwas das US-amerikanische – sieht Kautionszahlungen so gut wie nicht vor. Ausnahmen gebe es nur bei Menschen, die keinen festen Wohnsitz in der Bundesrepublik Deutschland haben.

Falsche Polizisten

Besonders perfide sind Anrufe, bei denen sich die Betrüger als Polizisten ausgeben. Ziel ist, Wertgegenstände und Bargeld „in Sicherheit zu bringen“. Etwa, weil angebliche Einbrecher in der Nachbarschaft ihr Unwesen treiben.

Mirko Heim, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Pforzheim, warnt vor der Professionalität der Gangster und sogenanntem Spoofing, also dem Angeben falscher Telefonnummern: „Manchmal rufen sie auch mit der 110 an. Dass die Polizei nie mit der 110 anruft, weiß der Otto-Normalbürger ja gar nicht.“

Es würden dann auch falsche Beamte in falschen Uniformen als Kuriere eingesetzt, um Bargeld und Wertgegenstände entgegenzunehmen. Eine weitere Spielart der Fake-Polizisten ist der Europol-Anruf. Polizeisprecher Weber beschreibt den Fall eines Mannes, über dessen Namen angeblich ein Drogenkonto eingerichtet wurde. „Er sollte dann zum Beweis, welches Konto seines ist, einen Google-Play-Gutschein über 3.000 Euro bezahlen – und die Daten weitergeben.“

Jetzt den Newsletter für Pforzheim und den Enzkreis abonnieren

Sind die maroden Pforzheimer Bäder noch zu retten? Wie entwickelt sich die City weiter? Wie läuft es beim millionenschweren A8-Ausbau? Und wie geht es weiter mit der Windkraft im Enzkreis?

Die wichtigsten Infos aus Pforzheim und dem Enzkreis sowie exklusive Hintergrundberichte: Das liefert der kostenlose BNN-Newsletter jeden Abend direkt in Ihr Postfach. Jetzt anmelden.

Dabei gibt es verschiedene Vorgehensweisen, mal über Bandansage, mal mit einem echten Menschen als Gesprächspartner und unterschiedlichen Hintergrundgeschichten.

Enkeltrick

Ebenfalls zu den Schockanrufen gehört der Enkeltrick. Ein vermeintliches Familienmitglied meldet sich und braucht dringend Geld. Neu hierbei ist laut Weber eine Whatsapp-Masche, in der der angebliche Verwandte angibt, eine neue Handynummer zu haben.

Durch die Corona-Pandemie traten in Pforzheim auch Fälle auf, in denen Verbrecher 3.000 Euro für angebliche Medikamente ergaunerten, die nicht von der Krankenkasse bezahlt würden.

Microsoft-Mitarbeiter

Polizei Pforzheim und Staatsanwaltschaft warnen vor vermeintlichen Mitarbeitern des Software-Riesen Microsoft. Diese erfinden einen Vorwand, etwa die Sicherung von gefährdeten Daten oder Überprüfung des Systems auf mögliche Viren, um sich Zugang zum PC des Opfers zu verschaffen. Vor allem auch zum Online-Banking. In der Folge überweisen sie, was eben je nach Kontosituation und Banklimit möglich ist.

Gewinnversprechen

Ein weiterer Klassiker, vor dem viele Polizeipräsidien gerade in Baden-Württemberg warnen, ist die des Gewinnversprechens oder auch „todsicherer“ Anlagen. Nötig für diesen Gewinn sei nur eine kleine Anzahlung ... Den Gewinn gibt es natürlich nicht, das Geld aber ist weg.

Romance Scamming

Langfristiger angelegt ist diese Masche, die auf Single-Frauen abzielt und bei der ausländische Männer die Frauen bezirzen, um schließlich eine Geldforderung für einen ausgedachten Grund zu stellen, etwa einen Flug nach Deutschland oder Krankenhauskosten.

Wie viele Fälle gibt es in Pforzheim?

Allein die Masche mit den falschen Polizisten ist in Pforzheim sprunghaft angestiegen. 2020 waren es 299 Fälle, 2021 bereits 401 – davon allerdings nur 52, in denen das Opfer auch wirklich zu Schaden gekommen ist. Von diesen 401 Fällen wurden laut Weber ganze sieben aufgeklärt.

Es gibt allerdings auch Erfolgsfälle, so gab es in der Türkei vor zwei Wochen eine Razzia, die Täter sollen auch in Bayern und Baden-Württemberg operiert haben. Staatsanwalt Heim betont: „Da sind viele Länder involviert.“ Nicht nur die Türkei.

Worauf sollte ich achten?

Die Experten warnen davor, dass die Betrüger sehr kreativ sind und sich immer wieder neue Maschen ausdenken oder diese anpassen. Die Polizei bietet digital oder im Polizeipräsidium umfangreiche Informationen an, auch für Angehörige von Senioren, die häufiger Ziel solcher Attacken sind. Polizeisprecher Weber fasst es knapp zusammen: „Nicht unter Druck setzen lassen. Im Zweifel auflegen. Und niemals Wertgegenstände aus der Hand geben!“

nach oben Zurück zum Seitenanfang