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Dekan mit Widerspruchsgeist

Die Welt von Thomas Meier: So tickt Pforzheims neuer Dekan

Pforzheims neuer Dekan kann sich in einer künftigen Großpfarrei auch einer Geschäftsführerin für Verwaltungsfragen vorstellen. Anders bei der Eucharistie. Frauen in diesem Bereich seien gegen den Stifterwillen, meint Thomas A. Maier.

Pfarrer Thomas A. Maier in seinem Garten in Wöschbach. Er ist für die Seelsorgeeinheit Pfinztal zuständig.
Neuer Dekan: Dass der Pfinztaler Pfarrer Thomas A. Maier zum Nachfolger des im Mai verstorbenen Dekans Bernhard Ihle ernannt wird, kam auch für ihn selbst überraschend. Foto: Edith Kopf

Widersprüche hält Pforzheims neuer Dekan Thomas A. Maier augenscheinlich gut aus. Der gebürtige Karlsdorfer mit Dienstsitz „im Kongo“, wie er sagt, – nicht Ortskundigen auch als Wöschbach bekannt – ist schnell beim Auto, wenn es um Leidenschaften geht. „Ich habe Benzin im Blut“, sagt er unumwunden und dies nicht nur einmal. Tatsächlich setzt er allerdings „wegen der Umwelt” eher aufs Fahrrad, um von da, wo „die Welt aufhört“, in die protestantisch geprägten B10-Gemeinden zu kommen, die zu seinem „katholischen Nest im Pfinztal“ gehören.

Bus und Stadtbahn werden es sein, wenn der Mann an der Spitze demnächst von der Peripherie ins Zentrum des Dekanats in die Weiherstraße nach Pforzheim fährt. Er will es als „Herzblutpfarrer” tun – als Seelsorger, nicht als Verwalter. „Ich sitze nicht im Pfarrhaus und tippe”, ergänzt Maier und verweist auf zahlreiche Möglichkeiten, Verwaltungsarbeit zu delegieren. Wenn die Pastorale 2030 umgesetzt ist, der Umbau der Erzdiözese zu einem Gebilde mit 40 Großpfarreien, werde es wohl auch einen Geschäftsführer, vielleicht auch eine Geschäftsführerin geben.

Gewagte Aussagen vom neuen Dekan

Das sind gewagte Aussichten in Tagen, in denen das in Rom verfasste Instruktionspapier „Die Pastorale der Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche” für Aufregung sorgt bei Deutschlands Bischöfen. Maier aber, der über sich sagt „ich bin ein sehr papsttreuer Mensch” und eher konservativ, ist das „ein gangbarer Weg”.

Bei der Weisung gehe es um die geistliche Leitung einer Pfarrei, nicht um Buchhaltung, Personalführung und Baufragen. Und das ist eine Aufgabe für Männer. Davon ist Maier überzeugt. „Frauen können Dienste, die ein Mann als Priester tut, genauso gut”, präzisiert der neue Pforzheimer Dekan. Bei der „Einsetzung der Eucharistie” indes gehe es „um den unanfechtbaren Stifterwillen”. Jesus, der ja sonst immer für die Frau gekämpft habe, „hat hier nur Männer genommen”.

Maier zögert nicht, wenn es gilt, eine Kontroverse über derartige Fragen zu führen. Im Gegenteil, der 56-Jährige scheint den Widerspruch zu genießen. Das kann zu einem unauflösbaren Punkt führen. „Laien und Frauen sind schon vergrault, weil sie sich nicht als gleichberechtigt fühlen”, sagt er zum Beispiel. Ein Satz ohne Schnörkel zu einer Situation, die zumindest Maier nicht ändern würde.

Agiert der Papst nicht „abenteuerlich realitätsfern” angesichts dieser Diagnose und des Priestermangels, wie der Präsident des Zentralkomitees der Katholiken, Thomas Sternberg, zitiert wird? Maier widerspricht. Ohne das gute Miteinander zwischen den verschiedenen Ständen, gäbe es Kirche gar nicht. Das stehe auch für den Pontifex außer Frage. „Wir brauchen Laien”, sagt Maier weiter. Er selbst arbeite gut und gerne mit Laien zusammen.

Richtig ins Schwärmen gerät der neue Dekan, wenn er erzählt, wie es ihn „erwischt hat” damals, nach dem technischen Abitur auf der Berufsschule in Bruchsal. Man könne das „nur mit Verliebtsein vergleichen, was passiert, wenn Christus einen ruft”. Maier erlebte es bei einer Jugendwallfahrt nach Lourdes. Danach sei für ihn der Elektroingenieur kein Ziel mehr gewesen.

Die Berufung war eine Überraschung

Es wird noch ein paar Tage dauern, bis er diese Geschichten oder wie ihm das Bistum das A. für Arnold im Namen verpasste den Besuchern im Dekanat in Pforzheim erzählen kann. Seit Sonntag ist der Neue an der Spitze erst einmal im sächsischen Plauen. Der Urlaub gemeinsam mit dem Bruder war schon geplant, als er vor wenigen Tagen zum 1. August das neue Amt übertragen bekam.

Die Berufung war eine Überraschung, auch für Maier selbst, wie er sagt. Mitwirkende dabei waren die Hauptamtlichen im Dekanat mit 54.000 Katholiken. Sie werden gefragt, wenn es gilt, einen Neuen zu bestimmen. Hinzu kommt aber eine womöglich strategische Entscheidung in Freiburg und eine zweite Berufung. Der stellvertretende Dekan Georg Lichtenberger steht seit 1. August an der Spitze der Seelsorgeeinheit Pforzheim, die mit 28.000 Katholiken eine der drei größten im Bistum ist. Das Erbe des im Mai verstorbenen Dekans Bernhardt Ihle, der auch für die Seelsorgeeinheit Pforzheim zuständig war, wurde also aufgeteilt.

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