
Die regionalen Träger der ambulanten Suchthilfe in Pforzheim und dem Enzkreis erwarten durch die geplante Freigabe von Cannabis eher mehr als weniger Fälle an Ratsuchenden.
Wir haben große Sorge um das gesamtgesellschaftliche Gefüge.Monika Descharmes
FDP-Stadträtin
So geht Uwe Jung-Pätzold vom Pforzheimer Jugend- und Sozialamt davon aus, wegen der Entkriminalisierung im Zuge der Freigabe bei Erwachsenen die Neigung steigen könnte, mal die Droge auszuprobieren. Mehr Fallzahlen in den drei Beratungsstellen bedeute aber weitere Finanzierungsprobleme durch den Mehraufwand.
Verantwortliche erwarten steigende Fallzahlen
Wie Jung-Pätzold den Mitgliedern des Sozialausschusses und des Ausschusses für Soziales und Beschäftigung darlegte, ist die Lage derzeit bereits kritisch: Weil sich das Land trotz Mehrkosten beim Personal und andere inflationäre Preissteigerungen nicht verstärkt an der Finanzierung der Beratungsstellen beteiligen will, müssen Stadt und Enzkreis ihre Zuschüsse erhöhen.
Die Defizitbezuschussung Pforzheims für die kommenden zwei Jahre wurde jeweils um rund 140 000 Euro erhöht – so der Beschluss der Ausschüsse, bei einer Stimmenthaltung durch Alfred Bamberger (AfD).
Drei Beratungsstellen gibt es derzeit in Pforzheim
Die drei Beratungsstellen mit 15 Personalkräften werden von Plan B, der Diakonischen Suchthilfe Mittelbaden und dem Baden-Württembergischen Landesverband für Prävention und Rehabilitation betrieben. Sie können laut Uwe-Pätzold die gestiegenen Kosten nicht durch die Einnahmen der Kostenträger Rentenversicherung und Krankenkassen ausgleichen.
Ob weitere Zuschuss-Anpassungen durch die Cannabis-Legalisierung nötig sind, ist für Bürgermeister Frank Fillbrunn (FDP) „noch Spekulation“. Monika Descharmes (FDP) bedauert, dass das Land sich nicht an den gestiegenen Kosten beteiligen will. „Wir haben große Sorge um das gesamtgesellschaftliche Gefüge“, so Descharmes.