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Nach Entscheidung zu Schnelltests

Drei Euro pro Corona-Test: Wie Pforzheimer Betreiber mit der Situation umgehen

Für Corona-Schnelltests muss nun wieder ein Großteil der Bevölkerung Geld zahlen. Aber wie sollen die Testbetreiber abrechnen? Und wie kontrollieren, wer zur Gratis-Gruppe gehört?

Schnelltest: Madeleine Pötzsch untersucht einen Abstrich in der Tiergarten-Apotheke. Dort sowie unter anderem in der Stadt-Apotheke soll weiterhin niemand für einen Corona-Schnelltest bezahlen müssen.
Madeleine Pötzsch untersucht einen Abstrich in der Tiergarten-Apotheke. Foto: Hermann Damm

Emina Sabanovic steht in der Pregizer Apotheke und liest aus einer Liste vor: „Frauen zu Beginn der Schwangerschaft, Kinder bis fünf Jahre, ...“. Wer ab 1. Juli sonst noch von der Zahlung von drei Euro für einen Corona-Test befreit sein wird, dazu brauche sie noch konkrete Informationen. „Das erfahren wir vom Landesapothekerverband. Nächste Woche wissen wir, wie es ablaufen wird“, erklärt Sabanovic. Jedenfalls soll auch künftig in der Pregizer Apotheke getestet werden.

Vergangenen Freitag hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Eingrenzung der kostenlosen Bürgertests auf bestimmte Gruppen verkündet. Am ersten Werktag danach ist noch vieles unklar. Beim Gesundheitsamt, das für Pforzheim und den Enzkreis zuständig ist, gingen bereits Anfragen ein, wie eine Sprecherin der Behörde auf Anfrage berichtet. Einige Betreiber von Teststellen hätten sich erkundigt, wie sie weiter verfahren beziehungsweise abrechnen sollen.

Sie müssen sich noch gedulden, denn die neue Testordnung ist noch nicht erlassen. Doch ist davon auszugehen, dass es demnächst einige von zuletzt noch 171 aktiven Teststationen in Pforzheim und dem Enzkreis nicht mehr geben wird. Vor allem von privatwirtschaftlicher Seite. Wenn der Erstattungspreis von 11,50 auf 9,50 Euro gesenkt wird, rechnet sich das für manch einen Anbieter nicht.

Wie kontrolliere ich, ob jemand seine Oma besucht?
Marcus Mürle, Testanbieter

Marcus Mürle, der über die Firma M&S Trading 28 Teststellen in Pforzheim und dem Enzkreis betreibt, ist ratlos. „Wir wissen noch nicht, wie es weitergeht. Es ist alles wieder so kurzfristig und uns bleiben nur fünf Tage Zeit.“ Mürle ist verantwortlich für rund 270 Mitarbeiter. Er will in den nächsten zwei Wochen beobachten, ob genügend Leute bereit sind, für Tests wieder zu zahlen, bevor er eine Entscheidung über den Fortbestand der Teststellen trifft.

Deutlich mehr positive Corona-Tests in Pforzheim als zuvor

„Ein Testcontainer, der vorher 70 Tests gemacht hat, bräuchte nun 100, um auf den Break-Even-Point zu kommen“, rechnet er hoch. Die Software müsste umgestellt und Kassensysteme müssten wieder eingerichtet werden. Weil sich auch Besucher von Kliniken und Pflegeheimen kostenlos testen lassen dürfen, sieht Mürle ein weiteres Problem. „Wie soll ich kontrollieren, ob jemand tatsächlich seine Oma im Altersheim besucht?“

Mürle geht davon aus, dass die Tests im Herbst wieder für alle gratis sein werden, wegen der hohen Infektionszahlen. Dass diese stetig steigen, erlebt Emina Sabanovic von der Pregizer Apotheke. „Jetzt testen wir zwar weniger als vor einiger Zeit, haben aber deutlich mehr positive Ergebnisse.“ Bis 12 Uhr seien schon zehn Tests positiv ausgefallen.

Bei den Haug-Weiser-Apotheken in Pforzheim hat man schon am Montagvormittag eine Entscheidung getroffen: „Wir bleiben weiter kostenlos“, erklärt Christine Kretzler, die in der Tiergarten-Apotheke den Test-Bereich betreut, nachdem sie Rücksprache mit Chefin Stefanie Weiser gehalten hat.

Das gilt auch für Kunden der Stadt-Apotheke und den ebenfalls von Haug-Weiser betriebenen Testzentren bei Intersport Schrey und im Bötzinger Tal. Der ganze Aufwand inklusive Kontrolle sei zu hoch, außerdem sei die Regelung des Bundes ein Soll und kein Muss, gibt Kretzler zu verstehen, warum ihre Arbeitgeber einen anderen Weg beschreiten wollen.

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