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Letzte Ruhestätte

Ein Ort für trauernde Eltern auf dem Pforzheimer Hauptfriedhof

Am anonymen Kindergrabfeld finden Eltern von Sternenkindern einen Ort für ihre Trauer.

Ruhe und Begegnung: Auf dem Hauptfriedhof sind Hunderte totgeborene oder kurz nach der Geburt gestorbene Kinder beerdigt. Für Angehörige ist das Kindergrabfeld laut Seelsorgerin Regina Mandel ein wichtiger Ort.
Ruhe und Begegnung: Auf dem Hauptfriedhof sind Hunderte totgeborene oder kurz nach der Geburt gestorbene Kinder beerdigt. Für Angehörige ist das Kindergrabfeld laut Seelsorgerin Regina Mandel ein wichtiger Ort. Foto: Jürgen Müller

Von Birgit Metzbaur

Es war ein Skandal, als es öffentlich wurde. Es ist gerade mal zwanzig Jahre her, da mussten Mütter von totgeborenen und nicht lebensfähigen Kindern mit einem Gewicht von unter 500 Gramm noch erleben, wie ihre Kinder im Klinikmüll landeten und zu Straßengranulat verarbeitet wurden.

„Eine Riesenprotestwelle“ sorgte schließlich dafür, dass auf dem Pforzheimer Hauptfriedhof für all diese „still geborenen Sternenkinder“ ein Grabfeld geschaffen wurde, erinnert sich Regina Mandel, Klinikseelsorgerin am Siloah St. Trudpert Klinikum. Seither kann sie auf die Frage der Mütter „was passiert mit meinem Kind?“ eine vielleicht ansatzweise tröstende Antwort geben: „Es wird bestattet“.

Am 29. Juli 2000 wurde das Kindergrabfeld auf dem Hauptfriedhof eingeweiht. Dort finden still geborene Kinder ihre letzte Ruhestätte. Das Grabfeld wurde für viele betroffene Familien ein wichtiger Ort der Trauer.

Ein großer weißer Engel ist weithin sichtbar. Die Skulptur hatte das Friedhofsamt zur Verfügung gestellt. Er stammt von einem aufgegebenen Grabfeld. Ein bisschen steht er da wie ein Siegesengel. Er trägt einen kleinen Stern auf seinem Kopf und ein großes Kreuz in der linken Hand. Die rechte Hand ist nicht perfekt, Finger sind abgebrochen. Für Mandel ist diese Hand ein Sinnbild dafür, dass Trauer Spuren und Schmerz hinterlässt.

Interreligiöses Grabfeld

Um den großen Engel herum sitzen, liegen und stehen unzählige kleine Engel, schlafende, trauernde, fröhlich musizierende, neben Püppchen, Stofftieren, Sternen und Steinen mit Namen. Immer wieder kommt jemand vorbei, zündet eine Kerze an im Gedenken an die vielen Hundert Engelskinder, die hier bestattet sind. Die Namen auf kleinen Grabsteinen zeugen davon, dass dieses interreligiöse Grabfeld auch international angenommen wird.

Die Sternenkinder, wie Mandel sie liebevoll nennt, werden in der Klinik in der Pathologie bis zur anonymen Beisetzung in einen kleinen Sarg gelegt. Die Engelskinder haben ihr Leben im Verborgenen verbracht und trotzdem waren mit jedem dieser Kinder Hoffnung und Träume verbunden. Drei Mal im Jahr gibt es für alle Trauernden, Eltern, Geschwister und Angehörige, eine offene Gedenkfeier. Die nächste ist am 13. November.

Manche Angehörige kommen Mandel zufolge regelmäßig zum Grabfeld. Sehr berührt habe sie, erzählt die Seelsorgerin, als sie ein über Ehepaar mit Tränen in den Augen am Grabfeld traf. Die beiden über 80-Jährigen berichteten, wie der Frau vor über 50 Jahren ihr totgeborenes Kind abgenommen wurde – noch bevor die Mutter es sehen konnte.

Was damals vielleicht zur Schonung der Mutter gedacht war, führte dazu, dass das Leben dieses Kindes für die Eltern keinen Abschluss fand. An dem Grabfeld fand das Paar einen Ort zum Trauern.

In einem ökumenischen Gottesdienst am Samstag, 25. Juli, um 10 Uhr laden die Klinikseelsorger am Kindergrabfeld ein zum Innehalten. Treffpunkt ist kurz vor 10 Uhr vor dem Eingang der Aussegnungshalle.

Kontakt:

r.mandel@siloah.de. (0 72 31) 4 98 53 40

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