Was Nico Voges nach der Freibadsaison macht, das ist offensichtlich. Der Bademeister des Nieferner Freibades hat in seinem Büro die Qual der Wahl: Zwetschgenkuchen, Käsekuchen, Sahnetorte, Zitronenkuchen, die Geschenke der Badegäste zum Saisonabschluss scheinen alle frisch aus dem Backofen zu kommen. Hier sowie in Mühlacker und den Pforzheimer Bädern endete am Sonntag die Badesaison, nachdem sie dort noch einmal um eine Woche verlängert worden war. Nun ist aber endgültig Schicht im Wasserschacht in Pforzheim und Enzkreis. Zeit also, Bilanz zu ziehen. „Der Trend geht zum Pflaumenkuchen“, sagt Voges augenzwinkernd. Das sei sein Lieblingskuchen, das müsse unbedingt erwähnt werden.
„So viel Kuchen haben wir noch nie bekommen“, stellt Voges fest, während er gleichzeitig mit zwei Backfeen spricht. „Wir sind einfach dankbar, dass sie es möglich gemacht haben“, sagt Sabine Schuler, die zusammen mit Hilda Dangel ebenfalls ihre Präsente überreicht hat. Außerdem „wollen wir keine grummeligen Bademeister“. Immerhin seien die Nieferner die treibende Kraft hinter den Freibadöffnungen im Juni gewesen. „Wir wollten auch ein Zeichen setzen, dass es weitergeht“, erklärt Voges. Dass im Corona-Jahr deutlich weniger Badegäste kamen – Voges schätzt ein Viertel bis ein Drittel eines normalen Jahres – sei zu verkraften. Zumal die Saison für Voges nicht nur aus diesen Gründen emotional war. Einmal hatte er eine Frau reanimieren müssen, die einen Herzinfarkt erlitten hatte. Vielleicht steht auch deshalb der eine oder andere Kuchen mehr bei ihm. „Ich will kein Held sein“, sagt Voges bescheiden. „Ich bin einfach glücklich, dass es ihr wieder besser geht.“ Ihm sei auch wichtig, dass „jemand da ist und einschreitet, wenn so etwas das nächste Mal passiert“.
Zumindest an diesem Wochenende haben die Nieferner sogar das Wartbergbad geschlagen, zumindest in Sachen Öffnungszeiten. In drei Zeitslots konnte Schwimmen angeboten werden, alleine am Samstag kamen 220 Gäste. Anders sah es in den Pforzheimer Bädern aus, wo mit knappem Personal nur fünf Stunden am Tag in einem Slot geschwommen werden konnte. 200 Menschen bedeutete das maximal fürs Nagoldfreibad. Ausgebucht war man deshalb trotzdem nicht. Betriebsleiterin Ilona Wessinger schätzt die Zahl der Badegäste am gesamten Wochenende auf 250. „Es war noch nie so, dass am Ende das Bad voll war“, sagt sie. Diese Regel hat dann selbst während der Corona-Beschränkungen Bestand. Anders als Voges, der im Kinderlärm „eine Bestätigung meiner Arbeit“ sieht, kommt Wessinger diese Ruhe eher entgegen. „Ich habe schon erlebt, dass hier 2.200 Leute im Bad waren“, erinnert sie sich an die Vor-Corona-Zeit. „Es ist ein ruhigeres Schwimmen. Es hat auch seine Vorteile“, sagt sie. Allerdings schwebt über allem die generelle finanzielle Misere. „Die ist schon deutlich“, sagt Wessinger.
Die Stadt unterfüttert den Verdacht mit Zahlen. Insgesamt zählte das Nagoldbad vor dem Schlusswochenende knapp über 7.000 Gäste. Im Vergleich: 2019 waren es noch 40.508 und damit mehr als fünfmal so viel. Das lag teils auch daran, dass das Nagoldbad erst im Juli öffnete.
Wie die Stadt auf Nachfrage mitteilt, hing das auch mit dem geringen Personal zusammen. „Da eine Öffnung erst sehr spät beschlossen werden konnte, hatten einige Bewerberinnen und Bewerber schon andere Tätigkeiten angenommen.“ Neben den Corona-Problemen – so hatten Bademeister wie der eilig angeheuerte Stadtrat Jörg Augenstein vermehrt die Gäste über die neuen Regeln aufzuklären – waren auch die Wespen in diesem Jahr besonders problematisch, der Notarzt hatte deshalb auch ins Wartbergbad fahren müssen.
Weniger stark als im Nagoldfreibad war übrigens der Rückgang im Wartbergbad mit etwa 32.000 Gästen gegenüber 70.201 im Vorjahr. Allerdings war das auch seit Juni geöffnet und den kompletten Juli durch, anders als das Nagoldbad. Und noch einen Vorteil verliert man in Dillweißenstein in diesem Jahr.
„Normalerweise haben wir hinten raus immer eine Woche länger geöffnet als das Wartbergbad“, sagt Ilona Wessinger. Diesmal allerdings nicht, in einem Jahr, in dem alles ein wenig anders war. Und noch weiter verlängern? Das sei nicht mehr sinnvoll. Die Temperaturen sollen in der kommenden Woche weiter sinken, der Herbst nach einem nahezu wolkenfreien Spätsommerwochenende endlich Einzug halten. An der Nagold werde man dann mit den Nacharbeiten beginnen. Und in Pforzheim generell steht dann nur noch das Eutinger Hallenbad für das öffentliche Schwimmen zur Verfügung. Zumindest, so teilt die Stadt mit, gebe es dadurch kein Personalproblem wie in der Freibadsaison.