War da was? Als Peter Hauk (CDU), Landesminister für den Ländlichen Raum, seine Pressekonferenz im Landratsamt des Enzkreises beendet hatte, wollte man fast diese Frage durchgehört haben. Es ging um Müller-Fleisch. Jenen Schlachtbetrieb in Birkenfeld, bei dem insgesamt 399 Corona-Infizierte nachgewiesen wurden, das Gros davon Gastarbeiter aus Südosteuropa.
Der Fall hatte derart große Wellen geschlagen, dass nun auch der Agrarminister einen Ortstermin vereinbarte, sich die Situation bei Müller-Fleisch vor Ort anschaute. Fazit: Alles bestens. „Herr Rosenau, Sie können ein Stück weit stolz sein. Ich habe den Eindruck, Sie haben das gut gemanagt und gut gemacht“, lobte Hauk.
Noch 17 Corona-Infizierte im Umfeld von Müller-Fleisch
Der angesprochene Landrat Rosenau referierte noch einmal die Chronologie der Müller-Krise, vom ersten nachgewiesenen Fall am 9. April bis zum aktuellen Stand, da noch 17 Beschäftigte aktuell das Virus in sich tragen, 382 von 399 als genesen gelten. Mit dem Hohenwart-Forum wurde nun auch die letzte Quarantäne-Einrichtung geschlossen.
Rosenau erklärte auch, weshalb er den Betrieb – anders als andere Landräte in ähnlicher Situation – nicht geschlossen hatte. Die Arbeitsquarantäne – also in die Quarantäne integrierte Arbeit – sei der Schlüssel gewesen, weshalb man die Infektionsketten im Griff behalten konnte. Andernorts in Deutschland hätten infizierte Mitarbeiter Reißaus genommen, um anderswo weiterzuverdienen. Dadurch hätten die Betriebe dort geschlossen werden müssen. Da man in Birkenfeld weiterarbeitete, sei hier ähnliches verhindert worden.
Hauk attackiert Heil-Pläne
Hauk attackierte derweil Bundesminister Hubertus Heil (SPD) und dessen Vorstoß, die Werksverträge für die Fleischindustrie ab 1. Januar 2021 zu verbieten.”Jetzt eine Branche herauszugreifen, die gerade im Fokus ist, muss der Minister erst einmal erklären”, sagte Hauk und verwies dabei auf andere Branchen mit ähnlichen Beschäftigungsverhältnissen.
Die wollen im Zweifel das Mehrbettzimmer.Peter Hauk, baden-württembergischer Agrarminister
Außerdem betonte Hauk die „Systemrelevanz“ der Fleischindustrie. Eine Schließung von Müller-Fleisch hätte Hamsterkäufe zur Folge haben können. Prekäre Wohnverhältnisse habe er hingegen nicht gesehen. Dass mehrere Menschen in einem Zimmer lebten? „Die wollen im Zweifel das Mehrbettzimmer“, sagt Hauk. Es gehe darum, hier Geld zu sparen, um „in ihrer Heimat ein Haus zu bauen“ oder ähnliches, was dort deutlich günstiger sei. Firmenvertreter Stefan Müller betonte: „Sie kommen entweder gerne, oder sie überhaupt nicht.“
Massenunterkünfte müssen bis Pandemie-Ende weichen
Dennoch hat das Landratsamt dem einen Riegel vorgeschoben. Durch den nachgebesserten Pandemieplan 2.0 müssen ab dem 22. Juni die Mitarbeiter von Müller-Fleisch und deren Subunternehmern in Einzelunterkünften leben, wo nur noch enge Familienangehörige als Mitmieter gestattet seien. Das gelte bis zum Ende der Pandemie.
Kritik an Hauks Auftritt kam von der SPD. In einem gemeinsamen Statement kündigten die Bundestagsabgeordnete Katja Mast sowie der Landtagsabgeordnete Daniel Born und die lokalen SPD-Fraktionschefs Hans Vester (Enzkreis) und Ralf Fuhrmann (Pforzheim) einen unangenehmen Dienstag für Hauk an – wenn der sich im entsprechenden Landtagsausschuss den Fragen der Opposition stellen muss. „Das war nicht mehr als ein PR-Termin“, heißt es da.