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Abstimmen bis Montag möglich

Remchingen, Mühlacker und Maulbronn schaffen es erstmals ins Ranking beim Fahrradklimatest

Wie fahrradfreundlich ist die eigene Kommune? Darüber soll der ADFC-Fahrradklimatest Aufschluss geben. Bisher war der Enzkreis dabei ein weißer Fleck. Das ändert sich diesmal.

Die Östliche Karl-Friedrich-Straße erhielt im Zuge des Radverkehrskonzepts von 2013 einen Fahrradstreifen.
Wie fahrradfreundlich ist die eigene Kommune? Darüber soll der ADFC-Fahrradklimatest Aufschluss geben. Bisher war der Enzkreis dabei ein weißer Fleck. Das ändert sich diesmal. Foto: Herbert Ehmann

Noch bis Montag können Radfahrer ihre Fragebögen für den diesjährigen Fahrradklimatest einreichen. Die Ergebnisse der Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) werden zwar erst im Frühjahr veröffentlicht. Doch so viel ist nach Auswertung der Zwischenstände schon jetzt klar: Zum ersten Mal werden auch Städte und Gemeinden aus dem Enzkreis ins Ranking kommen. Die nötige Stimmenzahl haben drei Kommunen erreicht: Mühlacker, Maulbronn und Remchingen.

Alle haben deutliche Sprünge bei der Teilnehmerzahl gemacht. Seit es den Fahrradklimatest 2012 in seiner heutigen Form zum ersten Mal gab, kam Remchingen nie in die Nähe der nötigen 50 Stimmen. Im zweijährigen Turnus waren es zuletzt zwei, vier, fünf – und am Anfang null. Diesmal sind es bisher bereits 67. „Wir freuen uns über den Riesensprung“, sagt Frank Reichert aus dem Hauptamt.

Maulbronn steigert Teilnehmerzahl von null auf 55

Noch bemerkenswerter ist der Zuwachs, den Maulbronn verzeichnet. Hier geht es von zuletzt null auf diesmal 55. Auch Mühlacker hat seine Quote deutlich gesteigert, und zwar von sechs auf 68. An Mühlacker wird das Ziel des Landesverbands also nicht scheitern, dass erstmals alle Städte mit mindestens 20.000 Einwohnern ins Ranking kommen sollen.

Wieso ging es so stark aufwärts? Zum einen sind die höheren Zahlen ein Bundestrend. Als Zwischenetappe vermeldete der ADFC im Oktober zu diesem Zeitpunkt 65 Prozent mehr Teilnahmen als beim vorigen Mal. Für die Ursache gibt es eine klare These. „Durch Corona haben viele Leute das Fahrrad wiederentdeckt“, sagt Markus Lederer, Sprecher des ADFC-Kreisverbands Pforzheim/Enzkreis. Mehr Menschen steigen aufs Rad und haben dann das Bedürfnis mitzuteilen, wie fahrradfreundlich ihre Kommune ist – oder ob das Radeln eher eine Qual ist.

Durch Corona haben viele Leute das Fahrrad wiederentdeckt
Markus Lederer / Sprecher des ADFC-Kreisverbands Pforzheim/Enzkreis

Verstärkt wird das dann noch durch lokale Faktoren. So können Parteien, Radaktivisten und Rathäuser auf ihren Kanälen gezielt zur Teilnahme aufrufen. Als sich in Mühlacker abzeichnete, dass es diesmal etwas werden könnte mit dem nötigen Quorum, legte die Verwaltung mit einem zweiten Teilnahmeaufruf in der Presse nach. In Remchingen warb die Verwaltung erstmals aktiv und deutlich sichtbar fürs Mitmachen. In Maulbronn geht der Zuwachs wohl auf das Konto diesmal aktiver Gruppen wie vor allem den BUND.

Der Trend zur höheren Teilnehmerzahl hat allerdings Grenzen, nicht überall gibt es ein Mobilisierungspotenzial. In einigen Enzkreis-Gemeinden stehen bislang gar keine Teilnehmer auf der Liste. In Neuenbürg fehlen 48, in Königsbach-Stein 37 und in Straubenhardt, wo Kreissprecher Lederer wohnt, 42 Stimmen zum 50er-Quorum.

Radverbände können mit Ergebnissen Druck machen

Bei den 27 Fragen des Tests geht es darum, ob man sich auf dem Rad sicher fühlt, wie gut die Radwege sind und ob die Kommune in Zeiten von Corona das Fahrradfahren besonders fördert. Bei den Großstädten ist Karlsruhe traditionell ganz vorne dabei, während Pforzheim schon mal absolutes Schlusslicht war, dann aufholte und zuletzt stagnierte. Wie diesmal das Ergebnis ausfällt, das erwartet nicht nur der lokale ADFC-Pressesprecher Wolfgang Haas mit Spannung. Er sagt: „Das Ergebnis findet Beachtung in den Verwaltungen der Städte und Gemeinden.“ Auch wenn das Ergebnis nicht repräsentativ ist, können die Radfahrer und Interessenverbände also ein gewisses Maß an Druck aufbauen.

Lederer findet es „offensichtlich, dass in der Fahrradinfrastruktur einiges im Argen liegt“. Der Fahrradklimatest werde genutzt, um dem Ausdruck zu verleihen. Wenn die Ergebnisse in der Presse analysiert werden, sei das für die Verwaltungen „Ansporn, sich zu verbessern“. Der Fahrradklimatest habe eine starke Wirkung. „Er macht es für die Kommunen attraktiver, sich zu engagieren“, ist sich der ADFC-Kreisverbandssprecher sicher. In den Rathäusern von Mühlacker und Remchingen ist man jedenfalls gespannt aufs erste offizielle Ergebnis. „Wir freuen uns auf die Auswertung, um festzustellen, wo die Stadt mit Ihrer Fahrradfreundlichkeit steht“, teilt Rathaussprecherin Judith Jäkel aus Mühlacker dieser Redaktion mit. Der Fahrradklima-Test zeige schließlich auch, ob die Investitionen in den Radverkehr bei der Bevölkerung ankommen und was noch besser gemacht werden könne.

Ähnlich ist die Stimmungslage in der Remchinger Verwaltung. Dort sagt Frank Reichert: „Wir sind eine Gemeinde, in der das Radfahren sehr gefragt ist, weil zum Beispiel viele Schüler mit dem Rad zur Schule kommen.“ Jetzt sei man gespannt auf die Ergebnisse – und auf die damit verbundene Einschätzung, woran es eventuell noch fehlt.

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