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Fachkräftemangel

Auch im Enzkreis werden dringend Erzieher gesucht

Der Jugendhilfeausschuss im Enzkreis befasst sich mit Kitas. Welche Probleme es gibt - und was die Lösung dafür sein könnte.

Schwierige Rahmenbedingungen für die Kinderbetreuung: Im Jugendhilfeausschuss fordert Sozialdezernentin Katja Kreeb ein Umdenken und eine Entbürokratisierung für den sozialen Bereich. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, soll eine Kita-Azubi-Offensive gestartet werden.
Schwierige Rahmenbedingungen für die Kinderbetreuung: Im Jugendhilfeausschuss fordert Sozialdezernentin Katja Kreeb ein Umdenken für den sozialen Bereich. Foto: Axel Heimken/dpa

Es sind ungewohnt deutliche Worte gewesen, die Sozialdezernentin Katja Kreeb am Montagnachmittag im Jugendhilfeausschuss des Kreistags gewählt hat, um die aktuelle Situation bei der Kinderbetreuung zu beschreiben.

Wie überall seien auch die Rahmenbedingungen im Enzkreis schwierig, sagte Kreeb und erklärte, man erlebe momentan einen „ständigen Aufgabenzuwachs“. Eine große Herausforderung stellen aus ihrer Sicht auch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge dar: Bei einigen von ihnen wisse man aktuell noch nicht, wo man sie unterbringen solle.

Kreeb sagte, es brauche im sozialen Bereich ein Umdenken und eine Entbürokratisierung. Aber sie sagte auch, dass es bei „all den Hiobsbotschaften“ auch Positives zu berichten gebe.

Enzkreis ist für künftige Krisen mit „gutem Fundament“ ausgerüstet

Etwa, dass die Steigerungen bei Fallzahlen und Kosten im Jugendamt trotz der Corona-Krise „im sehr moderaten Bereich“ liegen. „Da sind wir sogar positiv überrascht“, sagte Kreeb, die überzeugt ist, dass der Enzkreis für künftige Krisen mit einem „guten Fundament“ ausgerüstet ist.

Ein Teil dieses Fundaments dürfte die Betreuung in den Kindertageseinrichtungen sein. Wie sich der Bedarf in Zukunft entwickeln könnte, zeigte Jugendhilfeplaner Paul Renner, der auf Basis des Demografie-Berichts des Kommunalverbands für Jugend und Soziales (KVJS) eine Prognose für die einzelnen Kommunen des Enzkreises vorgestellt hat.

Sie soll zeigen, wie sich die Zahlen bei den Null- bis Unter-Sechs-Jährigen von 2017 bis 2030 entwickeln könnten. Spitzenreiter wäre demnach Birkenfeld mit einem Anstieg von 22 Prozent, dann folgen Ötisheim mit 21 und Neuhausen mit 15 Prozent.

Schlusslicht ist Wurmberg mit einer Abnahme um 19 Prozent, gefolgt von Mönsheim mit einer Abnahme von 15 Prozent. Zahlen, die allerdings laut Renner lediglich als Tendenz verstanden werden dürfen. Er sagte, der Fachkräftemangel erschwere die Planung.

Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung geht davon aus, dass bis 2030 bis zu 230.000 Erzieher fehlen könnten. Ein Mangel, der sich jetzt schon bemerkbar macht. Etwa durch gekürzte Betreuungszeiten oder Gruppenschließungen. Teilweise können durch fehlendes Personal nicht ausreichend Betreuungsplätze zur Verfügung gestellt werden.

Und das, obwohl die Enzkreis-Kommunen und die Träger in den vergangenen Jahren zur Steigerung der Kapazitäten laut Renner „enorme Anstrengungen“ unternommen haben. Gab es 2018 noch 150 Einrichtungen mit 458 Gruppen, sind es dieses Jahr 168 Einrichtungen mit 521 Gruppen gewesen.

Auch die Zahl der betreuten Kinder hat sich im selben Zeitraum von 7.549 auf 8.556 erhöht. Dabei zeigt sich, dass vor allem bei den verlängerten Öffnungszeiten (VÖ) ein großer Bedarf besteht: Hier sind die Zahlen von 1.937 auf 3.219 betreute Kinder gestiegen, während gleichzeitig bei den Regelgruppen (RG) ein Rückgang von 312 auf 167 feststellbar ist.

Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, will man im kommenden Jahr unter anderem eine Kita-Azubi-Offensive starten. Renner sagte, er stehe mit Wirtschaftsförderer Jochen Enke im Austausch, um bei den „Werkstatttagen“ auch den Erzieherberuf vorzustellen.

Eine Idee, für die es viel Lob aus dem Jugendhilfeausschuss gab. Dort war man sich einig, dass man dem Fachkräftemangel entgegenwirken muss. Hartmut Lutz (FWV) schlug vor, als „Zwischenlösung“ auch ungelernte Kräfte in den Kitas einzusetzen. Früher sei es nicht unüblich gewesen, dass Mütter mitgeholfen hätten, um die Erzieherinnen zu entlasten.

Günter Bächle (CDU) sagte, die von Renner vorgestellten Prognosen seien „ein Stück weit Kaffeesatzleserei“. Dass für die Stadt Mühlacker bis 2030 eine Abnahme der Kinderzahlen um drei Prozent prognostiziert wird, hielt er für problematisch, weil dadurch der Eindruck entstehen könne, es sei „gar nicht so schlimm“. Dabei habe Mühlacker aktuell einen Mangel an Betreuungsplätzen.

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