59 Meter reckt sich der Strommast zwischen Eutingen und Kieselbronn an der Autobahn 8 in die Höhe. Noch hängen die Stromkabel nicht, wird also noch kein Strom transportiert. Im zweiten Quartal 2024 jedoch soll es soweit sein und damit das Projekt abgeschlossen werden.
Einen Blick auch in das Innere des Strommasts zu werfen, das war bei einer Info-Veranstaltung vor Ort am Donnerstag möglich. Über 100 interessierte Bürgerinnen und Bürger hatten sich angemeldet, um mehr über das Bauprojekt zu erfahren. Broschüren und Wandtafeln vermittelten die Grunddaten des Bauwerks, Videos gaben Einblick in den Bauablauf der Stromtrasse.
Gebaut werden auf einer Strecke von zwölf Kilometern zwischen Umspannwerk Birkenfeld und Ötisheim insgesamt 19 Masten. Damit wird das Gebiet an die Stromtrasse zwischen Umspannwerk Philippsburg und Umspannwerk Pulverdingen angeschlossen.
Auslastung hat sich erhöht
Warum? Bisher bestand bereits eine 220 Kilovolt-Leitung. Künftig steht nun eine Leitung von 380 Kilovolt zur Verfügung. „Damit können wir auch künftig die Versorgung in der Region sichern“, sagte TransnetBW-Projektleiter Günter Buschke. Denn im Raum Karlsruhe und Pforzheim habe sich die Auslastung der Stromnetze in den vergangenen Jahren stark erhöht.
Lange strittig war, ob bei der Umsetzung Stahlgittermasten oder Stahlvollwandmasten zum Einsatz kommen sollen. Letztere wirken von ihrem Erscheinungsbild her schlanker und können tendenziell auch niedriger und weniger breit sein. Insofern fügen sie sich besser in das Landschaftsbild ein und sind für das Auge unauffälliger. Vor allem Kieselbronn hatte sich in der Vergangenheit für diese Lösung stark gemacht.
Nachteile laut Projektleiter Buschke: Sie sind etwa doppelt so teuer. Eine technische Notwendigkeit für diese teure Lösung schloss Buschke aus. Zudem gebe es im 380 Kilovolt-Bereich bisher noch keine anerkannten Regeln der Technik in Deutschland für die Vollwandmasten. Insofern werte die TransnetBW die Realisierung von Vollwandmasten auf der Strecke Birkenfeld Ötisheim auch als ein wegweisendes Pilotprojekt im Hochspannungsnetz von Baden-Württemberg.
Kosten will das Unternehmen nicht offenlegen
Auch bei wiederholten Nachfragen nach den Gesamtkosten der Baumaßnahme hielt sich Buschke bedeckt. Im Inneren des Masts erläuterte er den Gästen die Einzelheiten des Bauwerks: 3.500 Schrauben wurden verbaut. Das Fundament hat einen Durchmesser von gut vier Metern. Dieses umfasst ein Betonvolumen von 750 Kubikmetern und wiegt über 100 Tonnen. Darüber erhebt sich der Mast mit einem Gewicht von 118 Tonnen.
An der Spitze des Masts finden sich zwei Querträger, sogenannte Traversen mit einer Breite von 18,5 und 24,4 Metern. Der Mast selbst besteht aus sogenannten Viertelschalen. Diese werden dann vor Ort zusammengefügt. Im Rahmen des Leitungsneubaus ergab sich auch die Möglichkeit, eine bestehende 110-Kilovolt Leitung, die zwischen Birkenfeld und Pforzheim-Nord verlief, auf einer Länge von rund 4,6 Kilometern abzubauen. Auch die 110 Kilovolt-Leitung zwischen Mühlacker und Karlsruhe wurde auf einer Strecke von 6,8 Kilometern abgebaut.
Verantwortliche brauchten langen Atem
Der Leitungsneubau hat eine lange Vorgeschichte. 2012 wurde das Raumordnungsverfahren abgeschlossen. 2013 und 2014 wurden die Umweltuntersuchungen durchgeführt. 2016, 2017 und 2018 wurde die Öffentlichkeit unter anderem mit Infomärkten vor Ort in Kenntnis gesetzt. Mitte 2019 dann wurde das Planfeststellungsverfahren eröffnet. Bis zur Planfeststellung selbst vergingen weitere zweieinhalb Jahre.
Im Februar 2022 begann dann – nach zehn Jahren – die Bauphase. Mit dem Anbringen der Stromkabel soll das Projekt entsprechend dem Zeitplan in der ersten Hälfte 2024 abgeschlossen werden. Dafür wird zunächst von Drohnen ein leichtes Vorseil zwischen die Masten gespannt, ähnlich einer ganz gewöhnlichen Haushaltsschnur. Mithilfe dieses Vorseils wird dann ein dickeres Seil gespannt, das in der Lage ist, die Stromkabel zu tragen. Damit werden dann die circa 3,5 Zentimeter dicken Stromkabel aufgezogen.
Das ausführende Unternehmen TransnetBW ist ein sogenannter Übertragungsnetzbetreiber und eine 100-prozentige Tochter des EnBW-Konzerns mit Hauptsitz in Stuttgart. Das Unternehmen erwirtschaftete zuletzt mit gut 1.200 Mitarbeitern einen Umsatz von neun Milliarden Euro. Die Höchstspannungsleitungen (380 beziehungsweise 220 Kilovolt) des Unternehmens sind insgesamt rund 3.100 Kilometer lang.