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Neues Buch über die Michaelskirche

Einmalig in der Region: Kleinode in Gräfenhäuser Kirche in den Fokus gerückt

Die evangelische Michaelskirche in Gräfenhausen birgt Schätze aus unterschiedlichen Epochen. In der Region einmalig ist das Passionswappen über dem spätgotischen Sakramentshäuschen. Es gibt aber noch mehr verborgene Kleinode in dem Gotteshaus.

Mathias Kraft, evangelischer Pfarrer von Gräfenhausen, steht in der Michaelskirche vor dem Passionswappen und hält den neuen Kirchenführer über die Michaelskirche in der Hand.
Einmalig in der Region: Das Passionswappen ist kunsthistorisch und in Verbindung mit dem Sakramentshäuschen darunter ein Unikat. Beschrieben wird es im neuen Buch über die Michaelskirche in Gräfenhausen, an dem Pfarrer Mathias Kraft mitgewirkt hat. Foto: Herbert Ehmann Foto: Herbert Ehmann

Lange Zeit war es ein Rätsel, was das sonderbare Wappen an der Südwand der Kirche bedeutet. Zu sehen sind ein Kreuz, eine Rute, eine Geißel und als Helmzier eine Dornenkrone, Kelch und drei Nägel. „Es sind die Symbole des Leidens Christi. Darum nennt man das Wappen auch Passionswappen“, erklärt Mathias Kraft. Der evangelische Pfarrer hat das Andachtsbild gemeinsam mit Verleger Jeff Klotz und Grafikerin Susanne Kaiser-Asoronye wiederentdeckt, als sie vor Ort für einen Kirchenführer über die Michaelskirche recherchiert haben.

Was das Wappen bedeutet, sei lange nicht klar gewesen. Bis Pfarrer Kraft in einen Online-Antiquariat auf einen Fachartikel stieß. Das Passionswappen war wohl als Andachtsbild gedacht. Der Kreuzweg wird symbolisch dargestellt. Im Sakramentshäuschen unterhalb des Wappens wurden Sakramentsgeräte wie Kelche aufbewahrt. Die Nische galt wohl als so kostbar, dass sie bei der Kirchenerweiterung 1607 von der Nord- an die Südwand versetzt wurde und so erhalten blieb.

Wappen ein kunsthistorisches Unikat

Wer das dreiteilige Wappen in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Auftrag gab – darüber könne nur spekuliert werden, sagt Kraft. In Frage kommen jedoch zwei Personen: Mechthild von der Pfalz und ihr Sohn Graf Eberhard im Bart. Die kurpfälzische Prinzessin förderte die reformerischen Bewegungen des frühes Humanismus. Sie ließ gemeinsam mit ihrem Mann, Graf Ludwig I. von Württemberg, die Kirche mit den Wandmalereien ausstatten. Es könne aber auch sein, dass Graf Eberhard als Grundherr der Michaelskirche das Sakramentshäuschen gestiftet hat, so Kraft.

Das Wappen sei sehr modern gewesen für die damalige Zeit – zumal für eine Dorfkirche, sagt Kraft. „Der Gedanke, der hinter dem Bild steckt, ist: Nicht nur weltliche Herrscher sollen ein eigenes Wappen bekommen, sondern auch der König des Himmels.“ Einzigartig sei das Bild in Kombination mit dem Sakramentshäuschen. „Auch kunsthistorisch ist es ein Unikat, weil es als Steinmetzarbeit ausgeführt worden ist“, erläutert der Pfarrer. Die Farben sind kräftig, seit sie 1972 bei der Kirchenrenovierung rekonstruiert wurden. Damals waren die übergipsten mittelalterlichen Wandmalereien ringsum wiederentdeckt und freigelegt worden.

„Derbes“ Bild hinter der Empore verborgen

Die Recherche für den Kirchenführer habe viele neue Erkenntnisse gebracht – dank des guten Kirchenarchivs, erzählt Kraft. Dabei wurde klar, dass sich ein komplettes barockes Bildprogramm in der lutherischen Kirche befindet.

Das Pendant zur Kreuzigungsszene ist allerdings an der Nordwand hinter der Empore verborgen. Es zeige eine „derbe Darstellung“ der Vertreibung aus dem Paradies, wie es ein Restaurator damals beschrieben hat. Verbaut wurde es wohl, weil es als qualitativ minderwertig angesehen wurde. Ein Foto des Bildes gebe es nicht, bedauert Kraft.

Noch etwas hat die Beschäftigung mit der Kirche zu Tage befördert: Pfarrer Kraft fiel im vergangenen Jahr auf, dass der Blumenkübel vor dem Pfarrgarten wie ein achteckiger Taufstein aussieht. Recht hatte er. Es handelt sich um einen romanischen Taufstein aus der Zeit zwölftes bis Anfang des 14. Jahrhundert. Er wurde gereinigt und hat jetzt einen Ehrenplatz neben der kleinen Kanzel.

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