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Wo hakt es im Mobilfunknetz?

Der Enzkreis nimmt seine Funklöcher unter die Lupe

Müllfahrzeuge werden für die Analyse des Ist-Zustandes mit Funkboxen ausgestattet und sammeln Daten.

Männer vor Pre-Zero-Fahrzeug
Gespannt auf die Ergebnisse: Anton Steckl, Daniel Berens, Frédéric Dildei, Bastian Rosenau, Alexander Pfeiffer und Jochen Enke (von links) erläutern das Vorgehen. Foto: Harald Bott

Glaubt man den Mobilfunkanbietern, so ist das Netz im Enzkreis mit 99 Prozent nahezu komplett abgedeckt. Funklocher gehören deshalb – theoretisch – der Vergangenheit an. Gefühlt jedoch, meint Landrat Bastian Rosenau, ist die Fläche des Kreises gerade einmal zwischen 70 und 80 Prozent abgedeckt.

Die Mobilfunkanbieter würden die Daten immer unter Idealbedingungen erheben – zum Beispiel im Winter, wenn die Bäume nicht belaubt sind, erklärte Rosenau den Widerspruch. Mit der Qualität des Telefons hätten Funklöcher nichts zu tun. Mit einem guten Handy habe man einen guten Empfang, mit einem weniger guten eben einen weniger guten.

Jedenfalls entschloss man sich beim Landratsamt, der Sache auf den Grund zu gehen und eigene Messungen durchführen zu lassen. Das Konzept, wie dies vonstatten gehen soll, erläuterten die Beteiligten des Landratsamtes, der Abfallwirtschaft und der durchführenden Unternehmen bei einer Pressekonferenz am späten Freitagvormittag im Hof hinter dem Landratsamt in der Güterstraße.

Wir haben mit dieser Art der Erfassung sehr gute Erfahrungen gesammelt.
Frédéric Dildei , STF-Gruppe

Möglichst wenig Aufwand betreiben und keine zusätzlichen Verkehrsflüsse erzeugen: Dies bildete die Grundlage für die Erarbeitung des Konzepts. Der Gedanke lag deshalb nahe, ein System zu nutzen, das bereits in Betrieb ist und überall hinkommt – die Müllfahrzeuge. Diese werden nun mit Funkboxen, so genannten Echten-Netz-Boxen des aus Dülmen im nordrhein-westfälischen Kreis Coesfeld stammenden Ingenieurunternehmens, der STF-Gruppe, ausgestattet.

„Wir haben mit dieser Art der Erfassung der Effektivität der Datennetze bereits seit einigen Jahren sehr gute Erfahrungen gesammelt“, sagte Frédéric Dildei, Vertreter der STF-Gruppe. Mit den Funkboxen wird nun sechs Monate lang die Verbindungsqualität im Enzkreis gemessen und nach wie vor existierende Funklöcher ausfindig gemacht.

Sechs Monate lang werden pro Funkbox rund 30.000 Messungen vorgenommen

Die Boxen werden dazu gut sichtbar auf dem Armaturenbrett der Fahrzeuge montiert. Geprüft werden die Netze 2G und 4G. Für die Prüfung von 5G sei es derzeit noch zu früh, so Dildei. Sechs Monate lang werden auf diesem Wege pro Box rund 30.000 Messungen durchgeführt. Insgesamt sind fünf Boxen im Einsatz.

Erfasst würden, betonte Dildei, nur die erforderlichen Werte, also keine Daten über Haushalte, Fahrer oder Routen. Erfasst werden auf diesem Wege neben bewohnten Gebieten aber auch frequentierte Freizeitbereiche, ergänzte Landrat Rosenau. Diese werden mit Fahrzeugen des Forstamtes sowie durch Bedienstete der Kreisverwaltung erfasst.

Dass für die Erhebung ein Bedarf besteht, habe auch eine Umfrage unter den Unternehmen des Kreises ergeben, informierte der Wirtschaftsbeauftragte des Enzkreises, Jochen Enke. Von den 350 teilnehmenden Unternehmen hätten eine signifikante Anzahl der Firmen Mängel bei der Datenübertragung festgestellt.

An einem gut ausgebauten Mobilfunknetz, fügte Rosenau hinzu, komme heute aber niemand mehr vorbei. Es sei ein Zukunftsthema, das für den weiteren Ausbau der Automatisierung und Themen wie autonomes Fahren unabdingbar sei. Die Kosten für das Projekt halten sich übrigens in Grenzen.

Für die Miete der Funkboxen sowie der Auswertung der Daten und der Nutzung der Software falle ein kleiner fünfstelliger Betrag an, informierte Enke. Wenn die Messergebnisse vorliegen, wird die Auswertung zusätzlich rund einen Monat in Anspruch nehmen. Sobald die Ergebnisse dann vorliegen, will man das Gespräch suchen mit den Netzbetreibern, um Standorte für weitere Funkmasten vorzuschlagen.

Auch das Land habe inzwischen eine Initiative gestartet und die Kreise gebeten, sich zu melden, falls geeignete Standorte für zusätzliche Masten zur Verfügung gestellt werden könnten, informierte Rosenau.

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