Skip to main content

2020 wird zum Verlustgeschäft

Der Lockdown setzt dem Kloster Maulbronn schwer zu: Auch das Weltkulturerbe schreibt rote Zahlen

Corona hat auch das Kloster Maulbronn nicht verschont. Der drastische Besucherrückgang wegen des Lockdowns hat dafür gesorgt, dass das Unesco-Weltkulturerbe im Jahr 2020 rund 400.000 Euro Verlust gemacht hat.

Der Maulbronner Klosterhof ist derzeit nahezu menschenleer.
Weltkulturerbe im Dornröschenschlaf: Nur ganz vereinzelt sind Spaziergänger oder Besucher auf dem Gelände des Klosters Maulbronn – wie hier im Klosterhof – unterwegs. Auch die ehemalige Zisterzienserabtei befindet sich seit Mitte Dezember im Lockdown. Foto: Tom Rebel

Wie nahezu überall steht auch im Kloster Maulbronn seit Mitte Dezember das Leben still. Die weitläufige Anlage, eine ehemalige Zisterzienserabtei, schlummert im Dornröschenschlaf vor sich hin, zumindest ab und an schlendern hier und da einige Spaziergänger über das Gelände.

Deutlich zu hören – im Gegensatz zu „normalen Zeiten“ – ist das ständige Gurren der Tauben, die dicht an dicht auf den Firsten der Gebäudedächer sitzen. Doch wegen des Lockdowns macht das im Enzkreis gelegene Unesco-Weltkulturerbe gerade eine unfreiwillige Pause.

Bei Petra Mohr, der stellvertretenden Leiterin der Klosterverwaltung, ist die Hoffnung groß, dass man das Kloster möglichst bald wieder öffnen darf – sobald die Corona-Beschränkungen gelockert werden.

Serviceangebote werden verbessert

„Wenn es wieder möglich und erlaubt ist, dann können wir eigentlich relativ zügig wieder öffnen. Darauf sind wir vorbereitet“, betont Mohr.

„Wir nutzen gerade die Zeit, um die Service- und Vermittlungsangebote zu verbessern und die Kommunikationsmaßnahmen vorzubereiten, die wir benötigen, um nach der Wiedereröffnung sofort mit voller Kraft in die Nach-Corona-Saison starten zu können“, sagt Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, und fügt an: „in den 34 Jahren, in denen die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg das Kloster Maulbronn betreuen, gab es noch nie eine so massive, so lang anhaltende Unterbrechung des Besucherbetriebs.“

Staatliche Schlösser und Gärten machen sieben Millionen Euro Verlust

Die mehrwöchigen pandemiebedingten Schließungen im vergangenen Frühjahr sowie seit Mitte Dezember sind auch an der altehrwürdigen Einrichtung nicht spurlos vorbeigegangen, im Gegenteil. Das zeigt ein Blick auf die roten Zahlen, die mittlerweile vorliegen.

Wenn es wieder möglich und erlaubt ist, dann können wir eigentlich relativ zügig wieder öffnen.
Petra Mohr , Vize-Leiterin Klosterverwaltung

„Im Kloster Maulbronn fehlen uns für das Jahr 2020 durch die Besuchseinschränkungen und Schließungen rund 400.000 Euro“, erklärt Hörrmann auf Nachfrage dieser Zeitung. Das Corona-Jahr 2020 wurde für das Maulbronner Kloster somit zum Verlustgeschäft.

Das gesamte Jahresminus der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg belaufe sich auf rund sieben Millionen Euro, informiert Geschäftsführer Hörrmann weiter. Ein Hauptgrund hierfür ist der drastische Besucherrückgang, was am Beispiel des Klosters Maulbronn sehr gut deutlich wird.

Während 2019 insgesamt rund 235.000 Besucher nach Maulbronn kamen, waren es im Vorjahr „weniger als die Hälfte“, teilt Mohr mit. Die genaue Zahl sei noch nicht öffentlich bekanntgegeben worden, erklärt die stellvertretende Leiterin der Klosterverwaltung.

Nur wenige Tage Vorlauf für die Wiedereröffnung benötigt

Gespannt warten Mohr und ihr Team nun auf das nächste für Mittwoch, 10. Februar, geplante Bund-Länder-Treffen und darauf, dass es seitens der Politik schon bald eine Öffnungsperspektive auch für kulturelle Einrichtungen gibt.

Man brauche nur wenige Tage Vorlauf, um die Anlage wieder für Besucher zu öffnen, versichert Mohr. Dem Kloster komme hier zugute, dass man in den Gebäuden und auf dem gesamten Gelände viel Platz habe, erklärt sie. Dies habe sich schon nach dem letztjährigen Frühjahrs-Lockdown als großer Vorteil erwiesen: „Wir waren damals die ersten, die wieder geöffnet hatten.“

„Öffne mich“-Briefe kommen gut an

Auch während dieser Schließung versuche man, Kontakt mit den Besuchern, die auf dem Gelände spazieren gehen, aufzunehmen und diesen dann auch aufrecht zu erhalten. Im Klosterhof wurde eigens dafür ein Ständer mit sogenannten „Öffne mich“-Briefen, die von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Maulbronner Klosters geschrieben wurden, aufgestellt.

Jeder Besucher beziehungsweise Spaziergänger kann sich, wenn er möchte, einen dieser Briefe als kleines Souvenir mitnehmen – und diese Aktion scheint bei den Leuten gut anzukommen. „Mittlerweile sind auf diesem Weg schon rund 1.000 dieser Briefe verteilt worden. Das zeigt uns, dass bei den Leuten weiterhin ein großes Interesse an unserem Kloster da ist“, freut sich Mohr.

nach oben Zurück zum Seitenanfang