„Macht euch die Erde untertan“, so steht es in der Bibel und das nahmen nicht nur, aber vor allem die Zisterziensermönche wörtlich. Deshalb zogen einige von ihnen im 12. Jahrhundert nach Maulbronn, errichteten dort die große Klosteranlage, betrieben Landwirtschaft und stauten die Salzach um Fische zu züchten. Insgesamt rund 30 Fischteiche sollen die Mönche so über ein kompliziertes Kanalsystem geschaffen haben.
Als die Bevölkerung rund um Maulbronn dann im 18. Jahrhundert stark zunahm, wurden die meisten der Klosterseen dann nach und nach wieder trockengelegt und in Ackerland verwandelt. Nur vier blieben bis heute erhalten, der Aalkistensee, der Tiefe See, der im Wald liegende Hohenackersee – angeblich der Lieblingssee von Hermann Hesse – und der Roßweiher. Den gab es aber wohl schon lange bevor die Mönche nach Maulbronn kamen.
Die Zisterzienser haben den ursprünglich recht kleinen und flachen See, aber durch künstlich geschaffene Zuflüsse gezielt vergrößert. Die Seen zeigen jedenfalls bis heute, dass früher, wenn man sich die Erde untertan machte, meist auch noch Raum für die anderen Mitglieder der Schöpfung blieb.
Mönche schufen mit Fischteichen ökologische Lebensräume
Mit ihren Fischteichen schufen die Mönche damals nämlich neue, ökologisch wertvolle Lebensräume. Und zwei davon, nämlich der Aalkistensee und der Roßweiher gehören heute zu den schönsten und wertvollsten Naturschutzgebieten im Enzkreis.
Das Naturschutzgebiet (NSG) Aalkistensee ist dabei mit 50,5 Hektar deutlich größer als das 12,1 Hektar große NSG Roßweiher. „Im an Seen und Teichen vergleichsweise armen Kraichgau und Heckengäu, sind aber beide Gebiete enorm wichtig für die Tierwelt“, weiß der ehemalige Mitarbeiter des Referat Naturschutz im Regierungspräsidium Karlsruhe, Jürgen Görze.
Görze, der als Gebietsbetreuer viele Jahre für die Naturschutzgebiete im Enzkreis zuständig war, weiß auch warum der Aalkistensee seinen Namen trägt: „Eine Aalkiste war eine Holzkiste, in der die Mönche ihre gefangenen Fische im See bis zu ihrer Verwertung lebend aufbewahrten“, erklärt der ehemalige Gebietsbetreuer.
Klosterseen als Laichgewässer für Amphibien
Ihre enorme Bedeutung für die Tierwelt haben die beiden Klosterseen gleich aus mehreren Gründen. Als Laichgewässer für Amphibien sind sie eine unentbehrliche Kinderstube für zehntausende Erdkröten, Grasfrösche, Teich- und Seefrösche, Unken und Molche.
Der Roßweiher beherbergt außerdem das größte Laubfroschvorkommen im Enzkreis.Thomas Köberle, Geschäftsführer des Landschaftserhaltungsverbandes Enzkreis
„Der Roßweiher beherbergt außerdem das größte Laubfroschvorkommen im Enzkreis“, berichtet der Geschäftsführer des Landschaftserhaltungsverbandes Enzkreis, Thomas Köberle. Aber nicht nur Amphibien, auch viele Wasservögel und Libellen sind in den beiden Naturschutzgebieten zu Hause.
Hauben- und Zwergtaucher, Rohrsänger, Rohrammen und Teichhühner sind nur einige der Vogelarten, die auf solche naturnahen Seen angewiesen sind. „Auch Milane gehen häufig an den Klosterseen jagen und sogar den seltenen Baumfalken konnte ich mehrfach dabei beobachten wie er am Roßweiher Libellen jagte“, erinnert sich Görze an seine aktive Zeit.
Lebensraum mit überregionaler Bedeutung
Als Lebensraum für seltene an Wasser gebundene Arten haben die beiden Naturschutzgebiete also genau so überregionale Bedeutung, wie als Raststätten für den Vogelzug. So wie Urlauber, die mit dem Auto Richtung Süden unterwegs sind, ohne Tankstellen nie dort ankommen würden, so brauchen auch Zugvögel Raststätten, an denen sie sich erholen und für ihre weite Reise neue Energie tanken können.
„Vor allem verschiedene Entenarten und sogenannte Limikolen wie die Bekassine, der Flussuferläufer oder der Flussregenpfeifer machen im Spätsommer an den Klosterseen regelmäßig Rast“, berichtet Görze. Um diese Zeit lässt sich mit dem Fischadler auch immer wieder ein besonders spektakulärer Vogel bei der Jagd nach Fischen beobachten.
Beide Seen sind nämlich auch heute noch voller Fische, so dass sie auch Kormoranen und Graureihern reichlich Nahrung bieten. Vor allem in den Wintermonaten kommen seit einigen Jahren auch viele Silberreiher aus dem Südosten Europas an die Klosterseen, um dort die kalte Jahreszeit zu verbringen.