Klingt kurios: 15.000 Euro kostet es, die rund 1.700 Straßenlampen in Remchingen nachts ab- und später wieder anzuschalten. Das führte bei der jüngsten Gemeinderatssitzung zu Diskussionen.
Wie berichtet, hakte Klaus Fingerhut (Grüne) nach und erfuhr, dass die nächtliche Abschaltung der Straßenbeleuchtung zur Energieeinsparung in Remchingen zwar geplant war, aber nicht umgesetzt wird.
Bürgermeister will Bevölkerung nicht im Dunkeln stehen lassen
Eine Nachfrage beim Netzbetreiber habe ergeben, dass die technische Einrichtung der Abschaltung 7.500 Euro und die spätere Wiederanschaltung jeweils 7.500 Euro kosten würde, erklärte Bürgermeister Luca Wilhelm Prayon (CDU).
„Ich habe keine Lust, dafür 15.000 Euro zu bezahlen und dabei auch noch viele Bürger im Dunkeln stehen zu lassen“, sagte Prayon mit Blick auf kritische Rückmeldungen zur erwogenen stundenweisen Abschaltung.
Wir haben das durchgerechnet und es lohnt sich nicht.Markus Becker, Bauamtsleiter
Die hohen Kosten kommen dadurch zustände, dass jede Lampe einzeln angefahren und umprogrammiert werden müsse, erklärt der Remchinger Bauamtsleiter Markus Becker auf Nachfrage. „Wir haben das durchgerechnet und es lohnt sich nicht.“ Hinzu komme das Unsicherheitsempfinden der Bevölkerung in dunklen Straßenzügen.
Fraktionen sind erstaunt über Höhe der Rechnung
Die Rechnung habe die Mitglieder aller Fraktionen erstaunt und irritiert, sagt der grüne Gemeinderat Till Siegenthaler im Gespräch mit dieser Redaktion. Er sei unglücklich darüber, dass die Lampen nachts durchgehend brennen.
Deshalb komme es im Außenbereich häufig zu Lichtverschmutzung, was für Insekten schädlich sei. Er wünscht sich, dass die Gemeinde eine Möglichkeit sucht, mehr Kontrolle und eine bedarfsgerechte Lösung zu finden – beispielsweise Bewegungsmelder.
Die Diskussion um eine zeitweise Abschaltung habe es schon früher gegeben, sagt Antje Hill (SPD). Dabei hätten mehrere Sachen zu Unmut geführt: Manchen war das LED-Licht zu hell und einige beschwerten sich, weil sie nicht wollten, dass die Lampen ganz ausgeschaltet werden.
„Das würde sich auch nicht rechnen und die Energieeinsparung rentiert sich nicht“, sagt auch Hill. Die noch relativ neuen Lampen umrüsten – das komme nicht in Frage, solange sie einwandfrei funktionierten.
Nutzen für Einwohner und Einsparung wird abgewogen
Ganz abschalten hält auch Dieter Walch (CDU) für problematisch. „Die Bürger würden das nicht lange mitmachen. Vor allem diejenigen in den Randgebieten“, ist der Gemeinderat sicher.
Auch die Wilferdinger Hauptstraße müsse durchgängig beleuchtet sein. Grundsätzlich müsse man den Nutzen für die Einwohner und die mögliche Energieeinsparung abwägen. Sinnvoller sei es daher, an anderen Stellen Energie zu sparen.
Wir haben weitere Mittel für LED-Lampenumstellung eingeplant im kommenden Jahr.Helge Viehweg, Straubenhardter Bürgermeister
Die Gemeinde sei eine der ersten gewesen, die für ihre Straßenbeleuchtung auf LED umgestellt habe und damals war die Technik noch nicht soweit, dass man die Lampen aus der Ferne und für Stunden an- und abschalten konnte.
Aber davon abgesehen seien die Lampen energiesparend und werden ab 22 Uhr um rund 30 Prozent gedimmt, erklärt Bauamtsleiter Becker.
Außerdem spare die Gemeinde an anderen Stellen, etwa bei der Weihnachtsbeleuchtung, an Schulen und der Temperatur im Hallenbad. „Wir behalten das im Auge“, verspricht der Bauamtsleiter.
Straubenhardt plant Umstellung der Lampen auf LED
Und wie sieht es in anderen Enzkreis-Gemeinden aus? „Unsere Straßenlampen brennen normal weiter. Die halbnächtig geschalteten bleiben so und die ganznächtigen ebenso.
„Wir haben weitere Mittel für LED-Lampenumstellung eingeplant im kommenden Jahr“, teilt der Straubenhardter Bürgermeister Helge Viehweg (SPD) auf Nachfrage mit.
In Keltern sollen die LED-Straßenlampen künftig nachts um 50 Prozent gedimmt werden. Laut Bauamt der Gemeinde müssen die Lampen dafür umgeklemmt werden, um die Absenkung zentral steuern zu können. Das hat der Gemeinderat bei seiner Sitzung so beschlossen.
Kieselbronn will Beleuchtung deutlich reduzieren
In Kieselbronn hat sich der Gemeinderat entschieden, die Beleuchtungszeit deutlich zu reduzieren. Von Montag bis Donnerstag werden die Lampen zwischen 1 und 4.30 Uhr abgeschaltet.
Von Sonntag bis Donnerstag soll die Abschaltung um Mitternacht beginnen und bis 5 Uhr dauern. Von Freitag auf Samstag werden die Lampen von 2 bis 5 Uhr aus bleiben.
In der Nacht auf Sonntag und an Feiertagen soll die Straßenbeleuchtung noch eine Stunde länger – also zwischen 2 und 6 Uhr – ausgeschaltet werden.