Böse Erinnerungen an die vor einem Jahr nach viel politischem Hauen und Stechen aufgelöste Tandemlösung auf Parteiebene dürften bei manchem geweckt worden sein. Vielleicht auch deshalb ist Gögel nun der alleinige Spitzenkandidat. Darin aber eine Stärkung der vernünftigen und humanen Kräfte zu vermuten, wäre naiv. Erzkonservativ-Bürgerliche wie Gögel, die nicht den Anschein erwecken, Demokratie sei im Grunde etwas Lästiges, sind in einer AfD voller Radikaler weiter auf dem Rückzug.
Das zeigt nicht zuletzt die aktuelle Entwicklung um die mögliche Einstufung der Bundespartei zum Beobachtungsobjekt durch das Bundesamt für Verfassungsschutz. Das zeigen leider auch viele bedenkliche Einlassungen und Theorien aus der Partei zur Corona-Pandemie.
Gögel hat mit seiner Wahl zum Spitzenkandidaten gezeigt, dass man ihn noch nicht abschreiben sollte. Eine Richtungsentscheidung zur Justierung der Partei ist das „Gögel-Solo“ aber sicher nicht. Zudem muss sich erst noch zeigen, wie die AfD in sechs Wochen bei der Landtagswahl abschneiden wird. Das vor Monaten ausgegebenen Ziel von knapp 20 Prozent wird es wohl nicht werden. Schon jetzt ist klar: Es wird das Ergebnis des Spitzenkandidaten sein.