Er arbeite schon viele Jahre als Polizist in der Stadt – aber dass so viele Tiere von der Weide geklaut werden, das habe er noch nicht erlebt, sagt Jörg Wagner, Sachbearbeiter beim Polizeiposten Heimsheim.
Unbekannte haben zwischen Freitagabend, 30. April und Samstagmorgen, 1. Mai insgesamt 22 Lämmer von einem umzäunten Wiesengrundstück auf dem Gewann Ottenbühl in Heimsheim gestohlen.
Dirk Riedl, der letzte hauptberufliche Wanderschäfer im Enzkreis, ist der Besitzer der verschwundenen Jungtiere. Er hofft, dass man den Dieben auf die Spur kommt. Vielleicht habe ja doch jemand etwas beobachtet oder vielleicht bietet jemand plötzlich Lämmer zum Verkauf an, meint er.
Momentan seien die Jungtiere auf dem Markt sehr begehrt und entsprechend hoch seien die Preise, sagt Riedl im Gespräch mit dieser Redaktion. Das allein könne schon das Motiv für den Diebstahl sein – oder religiöse Feste, für die Lämmer geschächtet würden, so der Wanderschäfer. Darauf gebe es jedoch keine Hinweise, sagt Polizeisprecher Michael Wenz auf Nachfrage.
Wanderschäfer Riedl ist im Winter mit seinen rund 650 Schafen im Enztal unterwegs und bezieht im Frühjahr die Sommerweide auf dem Betzenbuckel. Anfang April wurden 125 seiner Schafe geschoren. Diese Gruppe von Merinoschafen hat er im Gewann Ottenbühl auf ein eingezäuntes Gelände gebracht, weil am 1. Mai eine weitere Gruppe seiner Herde geschoren werden sollte.
Als er an diesem Morgen auf die Weide kam, merkte er, dass die Schafe dicht beieinander standen, „unruhig und durcheinander“ waren. Beim Durchzählen stellte er fest, dass 22 Lämmer fehlten. Die Jungtiere im Alter von zwei bis drei Monaten hätten noch nicht von den Muttertieren getrennt werden dürfen, erklärt der Schäfer, der in Schellbronn wohnt. Der finanzielle Verlust belaufe sich auf mehr als 2.600 Euro – „vom emotionalen Schaden ganz zu schweigen“, so Riedl.
Polizei findet Reifenspuren
Am Mittwoch entschloss sich der 52-Jährige, den Diebstahl bei der Polizei anzuzeigen. Die Polizei habe bei ersten Ermittlungen Reifenspuren am Tatort gefunden, die auf einen Pkw mit Anhänger hinweisen, sagt Polizeisprecher Michael Wenz.
Der Tierdiebstahl hat auch Lokalpolitiker entsetzt. „Es tut mir in der Seele weh“, sagt beispielsweise die Heimsheimer Stadträtin Gaby Wulff (Bürger für Heimsheim), die in Kontakt zu Riedl steht. Die Stadtverwaltung setze sich seit Jahren dafür ein, dass der Wanderschäfer einen größeren Stall auf dem Betzenbuckel zwischen Heimsheim und Friolzheim bauen könne, sagt sie. Das Bauprojekt liege auf Eis und gehe nicht voran. Riedl könne deshalb seine Tiere nicht ausreichend schützen, meint Wulff. Das Problem sei, dass sich der Standort für den Stall in einer Naturschutzzone befinde – einem Gebiet, wo sich ohnehin viele Spaziergänger aufhalten. Die Kommune könne nicht viel entscheiden; es sei letztlich Sache der Ämter, so Wulff.
Polizei sucht Zeugen
Zeugen oder Hinweisgeber werden gebeten, sich beim Polizeirevier Mühlacker unter der Telefonnummer (0 70 41) 96 930 oder beim Polizeiposten Heimsheim unter Telefon (0 70 33) 314 57 zu melden.