Keine Umzüge, keine Prunksitzungen, keine Maskenbälle: Die Ersinger Karnevalsgesellschaft „Fledermaus“ könnte den Kopf in den Sand stecken, verzweifeln und lamentieren. Aber das tut sie nicht. Im Gegenteil: Sie bringt einen Orden heraus, schafft Angebote im Internet und am Fastnachtssonntag sogar einen kleinen Umzugsersatz.
Man wolle Präsenz zeigen und machen, was geht, erklärt Präsident Dominik Kern. Deswegen gibt es dieses Jahr trotz Corona einen Orden mit einem Motto, das die Kampagne begleiten soll.
Nachdem die Fledermaus voriges Jahr kopfüber geschlafen und damit auf die außergewöhnliche Situation hingewiesen hatte, kam der ehemalige Präsident Dirk Steiner dieses Jahr auf die Idee zur „Fasnet im Herzen“. Loris Drexler gestaltete den dazu passenden Orden, der die Silhouette einer fliegenden Fledermaus zeigt. Sie ist nicht nur in ein Herz gefasst , sondern hat auch selbst vier Herzen, die in den Ersinger Fastnachtsfarben schlagen: rot, weiß, blau und gelb.
Die Fasnet ist nicht weg, sie trägt uns trotzdem.Dominik Kern, Präsident
Die Botschaft ist klar: „Die Fasnet ist nicht weg, sie trägt uns trotzdem“, erklärt Kern: „Sie lebt weiter, wird gefühlt und ist im ganzen Ort vertreten.“ Auch der Fan-Shop ist auf das diesjährige Kampagnen-Motto „Fasnet im Herzen“ ausgerichtet und bietet unter anderem passende Hoodies, Schals, Kapuzenjacken und Pins an. Der Orden ist jedoch exklusiv den Mitgliedern und Ehrenmitgliedern vorbehalten, an die er in den vergangenen Tagen überreicht wurde.
Eine Situation wie jetzt gab es noch nie
Auf einen Orden zu verzichten, war für die „Fledermaus“ auch nach zwei Corona-Jahren nicht denkbar. „Das ist Tradition, seit es den Verein gibt“, erklärt Kern. Und das sind immerhin schon 66 Jahre, in denen allerdings noch nie eine Situation eintrat, die mit der aktuellen vergleichbar war. Nur einmal wurde eine Kampagne nahezu vollständig abgesagt: 1990 wegen des Golfkriegs.
Zwei Jahre hintereinander keine Umzüge, keine Prunksitzungen, keine Maskenbälle: Das hat es noch nicht gegeben. Trotzdem lassen sich die Ersinger Fastnachter nicht unterkriegen und zeigen weiterhin Präsenz, auch und vor allem dank des kreativen Medienteams, das zusammen mit anderen Aktiven des Vereins mehrere Angebote im Internet auf die Beine gestellt hat, die unter dem Motto „Ersischo Rundflug“ immer einem Ort in Ersingen zugeordnet werden.
Unter anderem gibt es einen aus Bildern und Videos bestehenden Rückblick auf vergangene Jahre, Bastelangebote für Kinder, Sketche und einen Fasnets-Podcast, der den Titel „Nachtschwärmer“ trägt. Bis Aschermittwoch erscheint jeden Dienstag eine neue Folge, in der Loris Drexler und Andre Schmidt Größen der Ersinger Fastnacht begrüßen. Erst vor kurzem war mit den Kerker-Hexen eine Gruppe zu Gast, die sich mitten in der Pandemie gegründet hat.
Ersinger Fledermäuse gehen auf digitale Schnitzeljagd
Wer selbst aktiv werden will, kann auf digitale Schnitzeljagd gehen: Eine App auf dem Handy führt zu verschiedenen Stellen im Ort, wo Rätsel rund um die Fasnet warten. Wer alle Fragen beantwortet, erhält am Fastnachtssonntag eine kleine Überraschung.
„Seit Donnerstag ist das freigeschaltet und wird sehr gut angenommen“, erzählt Marco Kraus vom Medienteam und verweist zudem auf das Kinderspiel „Double“, das der Verein in einer Fledermaus-Edition herausgebracht hat. „Das hat eingeschlagen“, sagt Kraus: „Wir haben beim Lieferanten schon dreimal nachbestellt.“ Beziehen kann man es über den Fan-Shop, den es im Internet und in der Postfiliale gibt. Dort findet man auch blinkende Fledermäuse als Dekoration für das eigene Haus.
Präsident Kern ist begeistert vom Tatendrang der Vereinsmitglieder und fest überzeugt: Was jetzt an digitaler Kompetenz entsteht, wird der „Fledermaus“ auch nach Corona nützen. Gleichzeitig lobt er die Gemeindeverwaltung, allen voran Hauptamtsleiter Alexander Giek, der dem Verein immer mit Rat und Tat zur Seite steht, etwa bei organisatorischen Fragen oder der Kommunikation mit übergeordneten Stellen.