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Nabenhöhe von 167 Metern

Windpark in Kämpfelbach? Einwohner haben viele Fragen

Drei Windräder könnten im Kämpfelbacher Gewann „Rothenberg“ entstehen. Doch zuvor wollte der Gemeinderat den Bürgern die Möglichkeit für Fragen geben – die haben sie ausgiebig genutzt.

Möglicher Standort: Auf einer gemeindeeigenen Fläche im Gewann „Rothenberg“ links von der Bundesstraße 10 könnten frühestens ab 2026 drei Windräder im Wald stehen.
Möglicher Standort: Auf einer gemeindeeigenen Fläche im Gewann „Rothenberg“ links von der Bundesstraße 10 könnten frühestens ab 2026 drei Windräder im Wald stehen. Foto: Nico Roller

Spontane Beifallsbekundungen hat es genauso gegeben wie zustimmende und kritische Äußerungen, fachliche Fragen und gesundheitliche Bedenken: Zwei Stunden lang ist am Mittwochabend bei einer Bürgerversammlung in der Bilfinger Kämpfelbachhalle intensiv und kontrovers über das Thema Windkraft gesprochen worden.

Hintergrund sind Pläne des Energieversorgers EnBW, auf einer gemeindeeigenen Waldfläche im Gewann „Rothenberg“ zwischen der A8 und der B10 eine Windkraftanlage zu errichten.

Bis zu drei Windräder mit einer Nabenhöhe von 167 Metern und einem Rotordurchmesser von 160 Metern könnten sich dort künftig in die Höhe recken. Könnten, wohlgemerkt.

Frühestmöglicher Baubeginn erst im Jahr 2026

Denn ob das Projekt tatsächlich umgesetzt wird, steht aktuell noch nicht fest. Zwar gibt man sich bei der EnBW optimistisch, nachdem von März bis Juni vorigen Jahres vorgenommene Windmessungen gezeigt haben, dass die Windleistungsdichte über dem Orientierungswert liegt.

Aber bis zu einem frühestmöglichen Baubeginn im Jahr 2026 müssen noch viele Verfahrensschritte genommen werden.

Dazu gehört nicht zuletzt die Zustimmung des Gemeinderats, der sich im Juni grundsätzlich nicht abgeneigt gezeigt hatte, aber über die Ausarbeitung eines Gestattungsvertrags erst entscheiden wollte, nachdem eine Bürgerversammlung stattgefunden habe, bei der Einwohner ihre Fragen loswerden können.

Eine Möglichkeit, von der am Mittwochabend rege Gebrauch gemacht wurde. Etwa in Bezug auf den Schattenwurf: Könnte der für den Ameisenberg bei einem niedrigen Sonneneinfallswinkel von 15 Grad problematisch sein?

Dass es in diesem Fall dort Schatten geben könnte, wollte der für Projektentwicklung Windenergie zuständige EnBW-Teamleiter Michael Soukup zwar nicht ausschließen.

Aber es handle sich dann nicht um einen harten, sondern um einen diffusen Schatten, der nicht stark beeinträchtige und dem Gesetzgeber zufolge geduldet werden müsse.

Bürger aus Kämpfelbach hinterfragen den Wirkungsgrad der Windräder

Kritische Fragen gab es auch zu den Wirkungsgraden der Windräder und dazu, dass der Aufwand für die im Fall von Windflauten nötigen Backup-Kraftwerke in den Kostenberechnungen nicht enthalten sei.

Projektleiter Andreas Heizmann sagte, inzwischen realisiere man die Anlagen mit großen Rotoren, um auch bei schwachem Wind schon Energie zu erzeugen.

Ziel sei es, grundlastfähig zu werden. Er betonte, man dürfe ein Windrad nie einzeln sehen, sondern nur im Verbund. Wenn der Wind in Kämpfelbach nicht wehe, könne das im ostfriesischen Aurich ganz anders sein.

Zwar räumte der Projektleiter auf Nachfrage ein, dass Windkraftanlagen durch ihre Standorte an exponierten Stellen Einfluss auf die unteren Luftschichten nehmen können. Aber er betonte auch, es sei physikalisch nicht möglich, dass sie das Wetter ändern, etwa, indem sie Gewitterregen abhalten.

Bedenken gab es auch wegen möglicher gesundheitlicher Auswirkungen des Infraschalls. Soukup gab zu, dass dazu noch Forschungsbedarf bestehe.

Aber er sagte auch, dass es keinen spezifischen, von Windenergie ausgehenden Infraschall gebe. Was wiederum von Teilen des Publikums bezweifelt wurde. Eine andere Wortmeldung drehte sich um die Bäume, die für die Errichtung der Windräder gefällt werden müssen.

Werde dadurch die Lärmbelastung durch die Autobahn zunehmen, weil der Puffer fehlt? Nicht unbedingt, meinte Heizmann, der es für denkbar hält, dass durch die Lückenbildung im Wald der Schallweg unterbrochen wird.

Insgesamt verlief die Versammlung harmonisch. Neben vielen, zum Teil kritischen Fragen gab es auch Zustimmung zum Projekt. „Wenn wir diese Energie haben, sind wir unabhängig“, war genauso zu hören wie die Forderung nach einem Energiekonzept für ganz Kämpfelbach.

Gemeinderätin Christine Fischer (MuM) sagte: „Es muss vorangehen hier in Kämpfelbach.“ Und Lothar Hein (CDU) bat die Bürger darum, mit den Ratsmitgliedern über das Thema zu sprechen, damit diese sich ein Bild von der Meinung der Bevölkerung machen können.

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