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Erfolgreicher Einsatz

Tierschützerin aus Wurmberg erreicht, dass Gemeinde eine Katzenschutzverordnung einführt

Man sieht sie nicht, weil sie nur nachts aus ihrem Versteck kommen. Trotzdem sind streunende und herrenlose Katzen in ländlichen Gemeinden ein Problem, weil sie sich schnell vermehren. Petra Gerter aus Wurmberg engagiert hat erreicht, dass die Gemeinde eine Katzenschutzverordnung einführt.

Engagiert sich für verwilderte Katzen: Petra Gerter aus Neubärental investiert wie viele andere Helfer in der Gemeinde Zeit und Geld für Streuner. Einige Tiere leben fest bei ihr zuhause.
Engagiert sich für verwilderte Katzen: Petra Gerter aus Neubärental investiert wie viele andere Helfer in der Gemeinde Zeit und Geld für Streuner. Einige Tiere leben fest bei ihr zuhause. Foto: Manuel Gerter

„Tiere liegen mir sehr am Herzen“, sagt Petra Gerter über sich. Als die Kölnerin mit ihren Mann Manuel vor mehr als 15 Jahren in den Wurmberger Ortsteil Neubärental zog, fielen ihr die vielen streunenden und herrenlosen Katzen auf, die um ihr Haus schlichen.

Die Tiere leben auf verwilderten Grundstücken, Scheunen oder Industriebrachen – scheu und zurückgezogen, kommen sie meist erst in der Dämmerung aus ihrem Versteck.

„Es handelt sich nicht um Wildkatzen, sondern verwilderte Hauskatzen“, stellt Gerter klar. Die Tiere seien häufig krank oder verletzt und werden nicht alt. Um das Elend der Katzen zu verringern, stellte die 51-Jährige nach Rücksprache mit dem Pforzheimer Tierheim Lebendfallen auf.

Die gefangenen Tiere brachte Gerter auf eigene Kosten zum Tierarzt, der sie kastrierte und tätowierte. Danach wurden sie wieder freigelassen oder unentgeltlich vermittelt.

Kastration sei eine Möglichkeit, um die Katzenpopulation zu kontrollieren, denn ein unkastrierter Kater könne pro Jahr 200 bis 300 Babys zeugen, rechnet Gerter vor. Eine unkastrierte Katze könne in zwei Würfen pro Jahr sechs bis zwölf Nachkommen in die Welt setzen.

Tiere liegen mir sehr am Herzen.
Petra Gerter, Tierschützerin aus Wurmberg

Für ihr Engagement hat Gerter Mitstreiter gewonnen. Ihr Mann und ihre Schwiegereltern sind auch Tierliebhaber und helfen bei der ehrenamtlichen Arbeit. Außerdem gibt es einen losen Verband von über zehn Leuten aus Wurmberg und den Nachbargemeinden, die ebenfalls verwilderte Katzen einfangen und sie zum Kastrieren bringen.

30 Katzen seien es pro Jahr allein in Wurmberg, schätzt Gerter, und über die Jahre „massig viele“ gewesen. An Kosten komme da einiges zusammen: Mindestens 500 Euro pro Monat, denn 80 Euro kostet es, einen Kater kastrieren zu lassen, 130 Euro sind es bei einer Katze. Hinzu kommen 20 Euro fürs Tätowieren.

Wurmberg führt Katzenschutzverordnung ein

Um ihre ehrenamtliche Arbeit rechtlich abzusichern und zu erleichtern, hat es Gerter nach langem Kampf geschafft, dass Wurmberg vor kurzem eine Katzenschutzverordnung beschlossen hat. Sie hat den Wurmberger Bürgermeister Jörg-Michael Teply (parteilos) angesprochen und den Gemeinderat über die Sachlage bei einer Sitzung informiert.

Die Verwaltung hat der Verordnung schließlich zugestimmt. Damit soll an die Katzenhalter appelliert werden, ihre Freigänger-Tiere kastrieren zu lassen, damit diese auf ihren nächtlichen Streifzügen nicht für unwillkommenen Nachwuchs sorgen.

Gerter hat sich dabei an Simone Reusch orientiert. Die Tierschützerin und Gemeinderätin (Unabhängige Bürgerliste Mönsheim) hatte mit ihrer Fraktion ebenfalls erfolgreich für die Einführung der Verordnung gekämpft.

Verwilderte Katzen sind ein deutschlandweites Problem

Aber verwilderte Katzen sind kein Phänomen der Heckengäu-Gemeinden – „es ist ein deutschlandweites Problem“, weiß Gerter. Es sei allerdings auch ein „vergessenes Problem“, weil die scheuen Tiere meist nicht zu sehen sind.

Viele Menschen glauben, die Katzen könnten sich selbst versorgen, was nicht der Fall sei, denn viele sind krank und brauchen Hilfe, sagt Gerter: „Sie können nichts dafür, dass sie sich so stark vermehren.“

Die Katzenschutzverordnung sei nun eine „Wahnsinns-Motivation“ und eine Möglichkeit, das Problem einzudämmen. Allerdings müsse jede Gemeinde für sich die Schutzverordnung beschließen.

Auch nach dem Erfolg wird der Einsatz für das Tierwohl Petra Gerter nicht loslassen. Ein Pflegehund und zehn Katzen gehören fest zur Familie – darunter behinderte oder blinde Tiere. Weitere Katzen, die momentan mit im Haus leben, sollen vermittelt oder wieder in die Freiheit entlassen werden.

Für die gelernte Floristin, deren Familie sich schon immer im Tierschutz engagiert hat, ist die Versorgung und Pflege der Tiere ein Fulltimejob. Aber einer, an dem ihr Herz hängt.

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