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Widerstand außerhalb des Gemeinderats

Unmut gegen Steinbruch-Erweiterung: Naturschützer aus Keltern werfen Unternehmen Wortbruch vor

Es rumort heftig in Keltern seit der Gemeinderatssitzung am 2. März. Grund ist die geplante Steinbrucherweiterung der Natursteinwerke Nordschwarzwald (NSN) bei Dietlingen.

Die Natursteinwerke Nordschwarzwald können ihren Steinbruch in Keltern in nordwestlicher Richtung im Rannwald um 7,8 Hektar  erweitern.
Die Natursteinwerke Nordschwarzwald können ihren Steinbruch in Keltern in nordwestlicher Richtung im Rannwald um 7,8 Hektar erweitern. Foto: Bernd Helbig

Um 7,8 Hektar – das entspricht der Fläche von etwa elf Fussballfeldern – soll, laut Anfrage der NSN, der Steinbruch erweitert werden.

Gegen die Stimmen von Grünen und SPD stimmten die Ratsmitglieder für die Erweiterung (wir berichteten ausführlich am 4. März). Noch ein Jahr zuvor war der Antrag mehrheitlich abgelehnt worden.

Das fragliche Gebiet liegt im Rannwald und ist FFH-Gebiet. Dass hier ein Kahlschlag stattfinden soll, bringt Naturschützer auf die sprichwörtliche „Palme“. Auch wenn der Wald wieder aufgeforstet werden soll, vorrangig mit Bäumen, die Hitze und Trockenheit besser vertragen als die vorhandenen Buchen und Eichen.

Da können sich dann unsere Ur-Urenkel vielleicht daran freuen.
Ludwig Oßwald, zur geplanten Wiederaufforstung

„Da können sich dann unsere Ur-Urenkel vielleicht daran freuen“, höhnt Ludwig Oßwald bitter.

Er ist Mitglied des Vereins Natur in Keltern, kurz NIK, der schon während der Gemeinderatssitzung gegen die Erweiterung protestiert hatte. Unter anderem erbost ihn, dass zur Sitzung kein Förster eingeladen war. Denn: „Wir werden bei der Steinbrucherweiterung kein Nutzholz mehr haben, keinen Einschlag.“ Darüber hinaus erinnert er sich, dass vor zehn Jahren einmal zugesichert worden sei, dies sei „die letzte Erweiterung des Steinbruches“.

Außerdem bezweifelt er die Unparteilichkeit eines Gutachtens, das die Firma NSN in Auftrag gegeben und bezahlt hat. Darin wird der Firma bescheinigt, dass der Abbau von Muschelkalk außerhalb des Waldes als „nicht wirtschaftlich abbauwürdig“ einzustufen sei.

Eine Stellungnahme des Regionalverbandes lag bei der Abstimmung noch nicht vor. Eine Umweltprüfung ist erst für das zweite Halbjahr 2021 vorgesehen. Solange wollten sich CDU und FWG indes nicht gedulden. Immerhin betragen die jährlichen Einnahmen Kelterns durch die NSN 300.000 Euro, die dem klammen Gemeindesäckel gut tun.

Einfach hinnehmen wollen die Naturschützer die Entscheidung ihres gewählten Gremiums nicht. Wie Roland Schultner von NIK erklärte, will man sich mit Fachleuten beraten, welche Auswirkungen die Steinbrucherweiterung mit sich bringen wird.

Die Firma NSN, sagt Schultner, könne den Betrieb mindestens noch fünf Jahre weiter führen. Dass sie Rechtssicherheit für die Zukunft anstrebe, sei verständlich, aber vielleicht nicht um jeden Preis. Davon abgesehen gibt es bereits eine Unterschriftenliste „Für den Wald“, die in Eckis Naturkostladen in Weiler ausliegt.

Hans Ulmer, Geschäftsführer der NSN, versteht die ganze Aufregung nicht. „Wir wollen doch ein Gutachten, ob eine Erweiterung überhaupt möglich ist!“ betont er. „Und das bezahlen auch wir, genauso, wie wir das andere Gutachten bezahlt haben.“ Die Abholzung des Waldbestandes, sagt er, komme die Firma weit teurer, als ein Abbau im freien Feld. Man sei seitens der NSN also überhaupt nicht in erster Linie am Wald interessiert gewesen.

„Bis der Prozess abgeschlossen ist, vergehen ohnehin gut zwei Jahre“, mutmaßt Ulmer. Die Abstimmung mit dem Forst sei ihm eine Selbstverständlichkeit. „Wir arbeiten toll mit dem Forst zusammen, und wir sind bekannt für unsere Zuverlässigkeit“, ist er sich sicher. Weniger sicher ist er, ob die Umweltprüfung tatsächlich die Genehmigung für den Ausbau ergibt. Der Gemeinderatsentscheid sei nur eine von verschiedenen Hürden.

Ob er von einer „letzten Erweiterung“ vor zehn Jahren gesprochen habe, daran kann sich der NSN-Geschäftsführer nicht mehr erinnern. Übrigens werde, wie Ulmer versichert, nur unbelasteter Boden im Steinbruch verfüllt, kein Bauschutt. Im Vordergrund des Firmeninteresses stehe jedoch der Steinabbau.

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