Dass tausende Tickets innerhalb weniger Stunden den Besitzer wechseln, wenn das Team des Happiness-Festivals sein Online-Buchungsportal öffnet, ist ebenso wenig verwunderlich wie die Tatsache, dass Organisation und Einlass quasi reibungslos klappen, wenn die Festivalmacher ihre Finger im Spiel haben.
Doch dieses Mal waren es nicht Alligatoah, Bosse und Co., die die Massen lockten, sondern Biontech und Moderna: Bei einer groß angelegten Impfaktion in der Kieselbronner Turnhalle konnten sich am Samstag 1.200 Menschen vor allem aus dem Cluster der Gemeinden Kieselbronn, Neulingen, Ölbronn-Dürrn und Ötisheim, die die Aktion gemeinsam stemmten, zum ersten, zweiten oder dritten Mal impfen lassen – und am Sonntag bei einer weiteren vom Landratsamt initiierten Aktion 1.000 weitere aus der ganzen Region.
Begeistert vom Miteinander zeigte sich am Samstag vor Ort Kieselbronns Bürgermeister Heiko Faber mit seinen Kollegen Norbert Holme (Ölbronn-Dürrn) und Michael Schmidt aus Neulingen (alle drei parteilos): „Die Leute kommen rein übers Happiness, gehen raus mit der Impfung und sind happy.
Alle packen mit an
Alleine könnte keiner von uns so etwas wuppen, aber gemeinsam kommen wir umso schneller voran, während der große Tanker des Landes leider noch nicht so schnell Fahrt aufnimmt“, verdeutlichte Faber mit Blick auf sechs Impfstraßen.
Ermöglicht wurde das Ganze von einem 15-köpfigen Team der Pforzheimer Hausarztpraxis Engeser, die rechtzeitig genügend Impfstoff geordert hatte, sowie 20 Freiwilligen des DRK Kieselbronn um den Bereitschaftsleiter Marcus Klemm. „Das ortsnahe Impfen ist einfach wichtig – nicht an jeder Milchkanne, aber ohne weite Wege“, unterstrich Schmidt.
Zur reibungslosen Organisation trug maßgeblich Paul Czerkies aus Pforzheim bei, der im Frühjahr als Zollbeamter die ersten Impfkampagnen in der Region beruflich begleitete und sie mittlerweile in der Freizeit ehrenamtlich mitorganisiert.
Zur Ticketbuchung holte er das Happiness-Team ins Boot: „Wir waren gleich dabei, schließlich wollen wir genauso wieder zur Normalität zurückkehren und unser Festival feiern. Und man braucht das Rad ja nicht immer neu erfinden“, unterstrich Mitorganisator Jonathan Peuker, der noch freie Termine für die nächste Aktion mit bis zu 2.000 Impfungen am 18. Dezember in der Straubenhardthalle hat.
„Solche flexiblen Lösungen brauchen wir – im Praxisalltag könnten wir das nicht leisten“, stellt Mediziner Peter Engeser fest, dessen Team mit einer Aktionswoche in den vergangenen acht Tagen 5.400 Menschen aus der Region impfte. Der Anteil an Erstimpfungen war am Samstag mit weniger als 50 gering.
„Aber jeder einzelne zählt“, so Engeser. Zum Netzwerk trug in Kieselbronn auch die Mühlacker Apothekerin Selma Özer bei, die den Drucker heißlaufen ließ, um vor allem den älteren Besuchern gleich den QR-Code für einen digitalen Nachweis mitgeben zu können, damit sie mit dem gelben Impfausweis nicht extra noch den Weg zur Apotheke gehen müssen.
„Alles hier ist super getaktet wie ein Uhrwerk“, lobte Patrick Wayne aus Ötisheim die Aktion, über die sich am Samstagnachmittag auch einige Kurzentschlossene freuten, die dem spontanen Aufruf über Soziale Netzwerke folgten, nachdem kurzfristige Absagen weitere Termine ermöglicht hatten.