
Die „Kiste“ wird 20 Jahre alt – für die Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Enzkreises ein Grund zu feiern. Denn bereits seit 2003 unterstützt das „Kiste“-Angebot erfolgreich Kinder aus Familien, die durch Sucht, psychische Erkrankungen oder Gewalt belastet sind.
Und auch nach 20 Jahren hat die Arbeit der „Kiste“, wie Sozialdezernentin Katja Kreeb bei ihrer Begrüßung betonte, „leider nichts von ihrer Wichtigkeit und Aktualität verloren“. Sie sei eine Stütze für alleingelassene Kinder, die in Krisensituationen stecken. „Der Enzkreis lässt diese Kinder nicht allein“, betonte Kreeb, und wünschte den Mitarbeiterinnen die „gleiche Kraft und Leidenschaft“ wie bisher für die Zukunft.
An die wechselhaften ersten Jahre mit der Existenzsicherung aus diversen Fördertöpfen und mit unterschiedlichen Trägerschaften erinnerte der frühere Jugendamtsleiter Wolfgang Schwab.
Inzwischen wird die „Kiste“ gemeinsam von der Stadt Pforzheim und dem Enzkreis finanziert und beschäftigt drei Mitarbeiterinnen auf 1,5 Stellen nebst vier Honorarkräften, die als Co-Therapeuten in den drei Kindergruppen der „Kiste“ in Remchingen, Straubenhardt und Mühlacker sowie der Mädchengruppe in Pforzheim tätig sind.

In den 20 Jahren des Bestehens kamen über 2.000 Kinder in die „Kiste“, derzeit sind es 140 Kinder, davon 84 Mädchen und 56 Jungen. 54 Kinder kommen wegen Suchterfahrung, 87 wegen psychischer Erkrankungen und 42, weil sie Zeuge oder Opfer von Gewalt wurden. Viele sind auch mehrfach betroffen.
Corona hat sich negativ ausgewirkt
Die „Kiste“ ist ein Angebot der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Enzkreises, die von Silke Kaiser-Malolepszy geleitet wird. Sie macht für die bundesweite Zunahme an Gewalt und Suchterkrankungen auch Pandemie und Kriege verantwortlich.
Die Folgen seien Überforderungen der Eltern, die keine Zeit mehr für ihre Kinder hätten. Die seien dann mit Klinikaufenthalten, Psychokrisen oder der Inhaftierung von Elternteilen konfrontiert.
Trennungen der Eltern und häufig wechselnde Partner führten zu Unberechenbarkeit des häuslichen Umfelds der Kinder, die sich bis in den Schulalltag auswirke. Viele Kinder redeten aus Scham nicht über ihre Situation und glaubten, dass sie selbst schuld an der Lage seien, berichtet Kaiser-Malolepszy.
Kinder erfahren, dass sie nicht allein sind
In den drei therapeutischen Gruppen für Kinder von sieben bis 13 Jahren werden die Betroffenen resilienter gegen ihre Belastungen gemacht, wie Celine Heinrich aus dem „Kiste“-Team hervorhob. Wichtig sei die Erfahrung der Kinder in der Gruppe, dass sie nicht allein von solchen Problemen betroffen sind. Sie lernten, was es heißt, wenn Mama oder Papa depressiv sind oder ihren Drogenalltag lebten.
Mit der Methode des Psychodramas könnten die Kinder es schaffen, ihre Lebensrealität auch nonverbal und spielerisch auszudrücken, so Heinrich. Ansätze von Kunsttherapie und Musik durch Honorarkräfte können weiterhelfen, wie auch der zusätzliche Kontakt zu den Eltern. „Familien, Pflegeeltern oder Bezugspersonen erhalten bei uns Wertschätzung, trotz ihrer Probleme“, so Heinrich. Sie lernten dadurch auch, ihren fürsorglichen Anteil am Kindeswohl zu entwickeln.