Jetzt ist es amtlich und die Überraschung perfekt: Der neue Bürgermeister von Knittlingen heißt Alexander Kozel. Der 37-jährige Diplom-Verwaltungswirt aus Königsbach-Stein wird für seine klaren und engagierten Auftritte im Wahlkampf belohnt und schafft auf Anhieb den Sprung über die 50-Prozentmarke. Mit 52,9 Prozent der Stimmen gewinnt er die Wahl.
Sein Hauptkonkurrent, Timo Steinhilper, Ortsvorsteher von Freudenstein-Hohenklingen und gleichfalls Verwaltungsfachmann, geht mit 28,5 Prozent der Stimmen chancenlos als Zweiter über die Ziellinie. Die Wahlbeteiligung lag bei 56,4 Prozent.
Abgeschlagen das weitere Bewerberfeld: Der Knittlinger Tankstellenbetreiber Klaus Meiser bekam 9,4 Prozent der Stimmen, der Brettener AfD-Stadtrat Andreas Laitenberger musste sich mit 4,4 Prozent zufriedengeben. Auf den Unternehmer Jochen Stöhr und den Unterhaltungskünstler Florian Georg Maximilian Blume entfielen jeweils 2,3 Prozent der Wählerstimmen.
Rund 100 Besucher hatten sich in der Freudensteiner Weissachtalhalle eingefunden, um den Wahlausgang zu verfolgen. Für die Bewerber standen Tische bereit, um die sie sich mit ihrem Anhang scharten. Spannung lag in der Luft. Schon als die Ergebnisse des ersten Wahlbezirks auf der Leinwand auftauchten, ging ein Raunen durch den Saal, denn Kozel lag hier schon mit weit über 50 Prozent der Stimmen vorne.
Dass ich die Wahl auf Anhieb gewinne, hat mich schon überrascht.Alexander Kozel, neuer Bürgermeister in Knittlingen
„Ich hatte schon damit gerechnet, dass ich nach dem ersten Wahlgang vorne liege, aber dass ich die Wahl auf Anhieb gewinne, hat mich schon überrascht“, sagt ein sichtlich erleichterter Wahlsieger nach Bekanntgabe des Ergebnisses. Jubelnd nahm er seine Frau Sonja in die Arme, und auch seine beiden Kinder waren dabei, als Papa Bürgermeister wurde.
Auswärtsbonus und direkte Gespräche mit Bürgern kamen positiv an
Was hat den Ausschlag gegeben? „Was sehr positiv ankam, war, dass ich als erster meine Bewerbung abgegeben habe, während sich die anderen Bewerber erst für ihre Kandidatur entschieden hatten, als klar war, dass Heinz-Peter Hopp nicht mehr antritt“, erklärte Kozel. Das hätten viele Knittlinger als starkes Signal gewertet, dass da einer sei, der dieses Amt wirklich will.
Darüber hinaus habe sicher auch der Auswärtsbonus eine Rolle gespielt. „Statistisch gesehen sei der Auswärtige im Vorteil, insofern dürfte das hier auch mit eine Rolle gespielt haben“, erklärt der Diplom-Verwaltungswirt, der derzeit noch beim Städtetag arbeitet.
Gelohnt haben sich offensichtlich auch die Stadtteilspaziergänge, bei denen Kozel mit vielen Bürgern ins Gespräch kam. Darüber hinaus hatte er alle Vereine angeschrieben und besucht, Flyer verteilt und Gespräche am Gartenzaun geführt.
Als Bürgermeister will der 37-jährige Verwaltungsfachmann zuallererst die Knittlinger Verwaltung kennenlernen und seine Verwaltungskultur vermitteln, nämlich möglichst bürgernah und serviceorientiert zu arbeiten. Und dann stünden die ganzen Baugebiete und die Hallensituation auf der Dringlichkeitsliste ganz oben.
Enttäuschung bei den anderen Bewerbern
Timo Steinhilper konnte seine Enttäuschung kaum verbergen, er hatte sich mehr erhofft. Zur Verkündung des Wahlergebnisses hatte er sogar Bundesprominenz zu Gast: Die Bundestagsabgeordnete Katja Mast war nach Knittlingen gekommen, Grund zum Jubeln gab es allerdings nicht.
Andreas Laitenberger hatte mit einem besseren Ergebnis gerechnet. Mit dem Ergebnis könne er aber Leben. Es sei ein fairer Wahlkampf gewesen, erklärt der Brettener Afd-Stadtrat. Dem Wahlkampf kann er auch einen gesundheitlichen Aspekt abgewinnen: „Ich bin über 100 Kliometer gelaufen, habe 180.000 Schritte gemacht und 4000 Flyer verteilt“, berichtet er und fügt hinzu: „Wer weiß, vielleicht klopfe ich in acht Jahren nochmal an“.
Sieg im ersten Wahlgang sorgt für Überraschung
Der langjährige Knittlinger Stadtrat Klaus Meiser äußerte sich überrascht, wie deutlich das Wahlergebnis ausgefallen sei. Für ihn sei das eine wichtige Lebenserfahrung. Mit dem Ergebnis sei er sehr zufrieden. „Ich wollte eine Alternative sein.“ Von der Wahlbeteiligung zeigte er sich jedoch enttäuscht.
Auch der Knittlinger Noch-Bürgermeister Heinz-Peter Hopp äußerte sich überrascht vom Sieg im ersten Durchgang. Gut für Knittlingen sei, dass ein Fachmann gewählt wurde, der sich mit Verwaltung auskennt. Bei einer Stadt mit 8.000 Einwohnern müsse der Schultes aktiv mitarbeiten, um die Stadt nach vorne zu bringen.