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Preisentwicklungen setzen unter Druck

Anbau von Zuckerrüben in Königsbach-Stein 2021 schwierig für Landwirte

Mitte der Woche hat ein sogenannter Rübenroder auf den Feldern in Königsbach unterwegs etwa 80 Tonnen Zuckerrüben pro Hektar zu Tage gefördert und abholbereit hinterlassen. Der Zuckerrübenanbau verliert an Attraktivität – in diesem Jahr kommt für die Landwirte noch ein Problem hinzu.

In Königsbach-Stein wurden am Mittwoch die Zuckerrüben gerodet. Zum Einsatz kam dabei ein Fahrzeug der Zuckerrübenrodegemeinschaft, das voraussichtlich bis Ende des Jahres im südwestdeutschen Raum unterwegs ist.
In Königsbach-Stein wurden am Mittwoch die Zuckerrüben gerodet. Zum Einsatz kam dabei ein Fahrzeug der Zuckerrübenrodegemeinschaft, das voraussichtlich bis Ende des Jahres im südwestdeutschen Raum unterwegs ist. Foto: Stefan Friedrich

In hiesigen Breiten gilt die Zuckerrübe als eine der wichtigsten Zuckerpflanzen. Dennoch ist der Anbau im Enzkreis deutlich zurückgegangen. Beim Verband der baden-württembergischen Zuckerrübenbauer sind nur noch wenige Landwirte gemeldet.

Stefan Schneider und Rudolf Ehrismann aus Königsbach-Stein gehören dazu. Bei ihnen war am Mittwoch ein sogenannter Rübenroder im Einsatz, ein topmodernes Erntegerät: Maschinell holt er die Rüben in geradezu atemberaubendem Tempo aus dem Boden.

In einer Stunde schafft das Gefährt etwa 1,5 Hektar Fläche, auch weil er sechs Reihen auf einmal bearbeiten kann. „Früher sind wir noch mit einem Einreiher rumgefahren“, erinnert sich Schneider zurück. Diese Zeiten sind lange vorbei.

80 Tonnen Zuckerrüben pro Hektar

Heute sind Schneider und Ehrismann in einer sogenannten „Rodegemeinschaft“ zuhause, die zwei solcher Rübenroder besitzt. Seit Mitte September sind diese im südwestdeutschen Raum unterwegs und werden es noch bis zum Ende der Kampagne sein, also bis zu der Zeit, in der die Rüben in den Fabriken verarbeitet werden.

Normalerweise rechnet man mit etwa hundert Tagen, erklärt Schneider, also bis kurz vor Weihnachten. „Ist der Ertrag höher, dann kann es aber auch mal bis in den Januar gehen.“ Aus Königsbach werden Schneider und Ehrismann wahrscheinlich 80 Tonnen Zuckerrüben pro Hektar liefern können, so ist die momentane Schätzung, etwa 30 Tonnen mehr als letztes Jahr.

Quantität ist allerdings nicht gleich Qualität. Wegen des vielen Regens sind die Zuckerrüben dieses Jahr zwar relativ groß, haben allerdings auch einen geringeren Zuckergehalt. Den Grund dafür sieht man an der Oberfläche: viele Blätter sind vergilbt. Dadurch fehlten der Rübe Nährstoffe, die sie eigentlich braucht.

Landwirte müssen Kosten im Voraus tragen

Für die Landwirte ist das doppelt ärgerlich: Die Kosten für den Transport fallen durch das Mehrgewicht schließlich höher aus, zugleich sinkt der Ertrag, weil sie nur nach Zuckergehalt bezahlt werden. Ohnehin ist das mit dem Erlös aus dem Zuckerrübenanbau für viele Landwirte längst zum Problem geworden: Lag der Preis früher deutlich höher und stand auch schon fest, bevor sie die Zuckerrüben überhaupt angebaut haben, müssen sie heute sogar bis zum nächsten Frühsommer warten, bis sie Klarheit über den Preis haben.

Heute geht es eben nach Börse und Weltmarkt, bedauern die beiden Landwirte. „Im Mai wissen wir eigentlich erst, was wir an Geld kriegen werden.“ Bis dahin finanzieren sie alles im Voraus und tragen damit das komplette Risiko selbst. Auch das ist sicherlich ein Grund, weshalb der Zuckerrübenanbau für viele an Attraktivität verloren hat.

Früher sei Königsbach eine Hochburg gewesen, erzählen die beiden. Das ist allerdings längst nicht mehr so. Einige haben sich altersbedingt aus diesem zeitintensiven Bereich zurückgezogen. Zugleich wirkt der Strukturwandel nach. Und mancher Spaziergänger, der die Landwirte mit dem Handy beobachtet und darauf wartet, einen Grund zu finden, weshalb er sie melden darf, erschwere das Arbeiten in dem Bereich zusätzlich. Dabei ist gerade der Zuckerrübenanbau noch mit sehr viel Handarbeit verbunden.

Kaum noch Arbeiter für den Zuckerrübenanbau zu finden

Arbeiter findet man dafür kaum noch. Müssten sie den Mindestlohn zahlen, dann wäre es von vorneherein ein Minusgeschäft, räumen Schneider und Ehrismann ein – zumal bei den Preisen, die heute noch für das Endprodukt gezahlt werden. Ohne die Hilfe der Familie geht es daher nicht mehr. Wenn andere im Sommer im Freibad liegen, stehen sie zusammen auf dem Acker und rupfen Unkraut. „Anders ist es nicht möglich“, gibt Schneider zu bedenken.

Auch deshalb würden sie sich ab und an mehr Wertschätzung für ihre Arbeit wünschen. Und sei es nur, damit auch in ein paar Jahren noch die Rübenroder auf den Feldern in Königsbach unterwegs sein können, um die Zuckerrüben aus dem Boden zu holen. Wirklich sicher scheint das aus heutiger Sicht nämlich nicht. „In den nächsten 15 Jahren wird das ganz schwierig“, befürchtet Ehrismann.

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