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Einsatz für Fische im Kämpfelbach

Bachpaten in Königsbach ziehen Forellen im Gewässer auf

Weil das Bruthaus durch steigende Stromkosten zu teuer wurde, haben Bachpaten zum ersten Mal kleine Forellen direkt bei der Weiherbrunnenquelle aufgezogen

Drei Männer mit Brutmaterial für die Fische am Bach
Harry Faaß, Michael Stein und Peter Neininger (von links) haben Forellen mithilfe spezieller Brutboxen direkt im Teich bei der Weiherbrunnenquelle aufgezogen. Foto: Nico Roller

Plätschernd läuft das Wasser zurück in den Teich, als Harry Faaß und seine Kollegen mehrere durchsichtig schimmernde Boxen herausziehen.

„Es ist schön zu sehen, dass unsere Überlegungen und unsere Arbeit so toll gefruchtet haben“, sagt Faaß, als er in das Wasser des Teichs schaut und die vielen kleinen Fische betrachtet, die dort schwimmen. Er leitet die zum Anglerverein Karlsruhe gehörende Bachpatengruppe, die für den Kämpfelbach und dessen Nebengewässer zuständig ist.

Dort hat man die kleinen Forellen dieses Jahr mithilfe sogenannter Whitlock Vibert Boxen direkt im Gewässer aufgezogen. Was eine große Neuerung darstellt, denn bisher wurden die Forellen erst ausgesetzt, als sie schon kleine Fische waren, sogenannte „Sömmerlinge“.

Um sie in diesen Zustand zu bringen, sind sie in einer eigens dafür geschaffenen Umgebung aus Forelleneiern ausgebrütet worden – und zwar im Bruthaus des Anglervereins in Karlsruhe.

In unzähligen Arbeitsstunden wurden sie dort von den Ehrenamtlichen so lange gepäppelt, bis sie mindestens fünf Zentimeter groß waren. Doch das ging nicht ohne Tag und Nacht brennendes Licht und Pumpen, die rund um die Uhr laufen. Was einen hohen Energieverbrauch zur Folge hatte, der angesichts der aktuellen Strompreise für den gemeinnützigen Verein kaum noch zu finanzieren war.

Notgedrungen hat man daher den Betrieb im Bruthaus stark heruntergefahren und sich dafür entschieden, es einmal mit der natürlichen Erbrütung der Eier direkt im Bach zu probieren. Eine Möglichkeit dazu ist, die bereits befruchteten Eier in Laichgruben in den Bach einzuspülen. Doch das hat am Kämpfelbach laut Faaß auch wegen eines Starkregenereignisses nicht geklappt, bei dem die im Regenwasser befindlichen, feinen Sedimente die Eier erstickten. Zudem fehlte das passende Substrat für die Laichgruben: Es gibt fast nur Lehm und Kalksinter.

Whitlock Vibert Boxen wurden mit Eiern gefüllt und dann im Bach versenkt

Deswegen sind Faaß und seine Kollegen auf eine andere Methode ausgewichen, mit der sie deutlich mehr Erfolg hatten. Im Mittelpunkt standen dabei die Whitlock Vibert Boxen, die mit den Eiern gefüllt und dann im Bach versenkt wurden.

Die Boxen bestehen aus zwei übereinanderliegenden Kammern, die sicherstellen, dass die Fischlarven erst in den Bach gelangen, wenn sie ihren Dottersack aufgebraucht haben und selbst schwimmen können. Denn erst dann sind sie fertige, kleine Fische und dazu in der Lage, alleine zu überleben.

Im Weiherbrunnenbach bei Stein hat das laut Faaß überraschend gut funktioniert. Was er auch darauf zurückführt, dass man sich im Vorfeld genau überlegt hatte, wo man die Boxen versenkt: Es musste eine Stelle sein, die nicht durch Starkregenereignisse gefährdet ist, die genug Sauerstoff und eine leichte Strömung bietet.

Fündig wurde man im Teich bei der Weiherbrunnenquelle, der vielen Einheimischen besser als „Ententeich“ bekannt ist. Im Januar haben Faaß und seine Kollegen die Boxen dort eingesetzt – und sie wegen des sandigen Untergrunds dabei auf Pflastersteine gestellt. Um Enten und Reiher auf Abstand zu halten, brachten sie Drahtgitter an. Immer wieder kontrollierten sie die Installation – und stellten schon nach zwei Wochen erfreut fest, dass sich ein Bruterfolg eingestellt hatte: Als sie die übrigen, in den Boxen zurückgebliebenen Eier betrachteten, konnten sie daraus schließen, dass aus etwa 60 Prozent tatsächlich kleine Fischchen geworden waren. Für Faaß eine gute Quote.

„Damit sind wir sehr zufrieden“, sagt der Leiter der Bachpatengruppe, der sich allerdings auch keinen Illusionen hingibt: Viele der kleinen Forellen werden nicht lange überleben, weil sie von Vögeln, Enten und anderen Fischen gefressen werden. Inzwischen haben Faaß und seine Kollegen die Boxen zum zweiten Mal mit Eiern befüllt, aus denen zum Teil auch schon erste Larven geschlüpft sind. Er könnte sich gut vorstellen, das Ganze in Zukunft immer auf diese Weise zu machen.

„Wir werden sogar schauen, dass wir weitere Boxen besorgen“, sagt Faaß, der beobachtet hat, dass direkt im Bach aufgewachsene Forellen im Gegensatz zu denen aus dem Bruthaus deutlich schreckhafter sind, dass sie viel schneller die Flucht ergreifen und sich nicht so bereitwillig füttern lassen. „Sie werden hier gleich an ihren natürlichen Lebensraum gewöhnt.“

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