Eigentlich wirkte alles recht harmlos: Ein Lastwagen fuhr den Hang hinauf, kippte Erde von seiner Ladefläche und fuhr wieder weg. Dann drückte ein Bagger die abgeladene Erde im Boden fest. So weit, so unspektakulär. Wer allerdings genauer hinschaute, erkannte, dass es sich nicht nur um Erde handelte: Zu sehen waren auch Gegenstände, die wirkten wie Beton-, Metall- und Kunststoffteile.
Auch sie sollen abgeladen und planiert worden sein. „Wir können uns nicht vorstellen, dass das so zulässig ist“, sagt Lutz Ehrismann. Der stellvertretende Vorsitzende der Bürgerinitiative Königsbach-Stein (BIKS) und sein Kollege Rainer Botz beobachten das Geschehen auf dem rund 200 Meter langen, schlauchartigen Grundstück am Ortsrand von Königsbach eigenen Angaben zufolge schon länger.
Vor rund vier Wochen habe alles angefangen, erzählt Ehrismann: Da seien zum ersten Mal die großen Maschinen angerückt und hätten einen halben Meter des vorhandenen Bodens abgetragen. Danach seien die Lastwagen gekommen und hätten ihre Erde dort abgekippt, wo vorher noch eine Wiese gewesen sei.
Vorsitzender der BI Königsbach-Stein wurde sehr oft auf Baustelle angesprochen
Die Arbeiten blieben nicht lange unbemerkt: Unzählige Male wurden die beiden BIKS-Vorsitzenden eigenen Angaben zufolge darauf angesprochen. „Jeden Tag klingelt das Telefon“, sagt Botz. „Die Leute wollen wissen, was da gemacht wird.“
Botz und Ehrismann schauten sich die Sache selbst an – und entdeckten die Metall-, Beton- und Kunststoffteile in der Erde. Sie haben Fotos davon gemacht. „Ich habe den Eindruck, dass das Material dauerhaft eingebracht und nicht nur zwischengelagert werden soll“, sagt Ehrismann.
So wie die Erde verdichtet werde, sei etwas anderes nur schwer vorstellbar. „Das würde auch keinen Sinn machen.“ Vor Kurzem erstattete Botz deswegen bei der Gemeindeverwaltung Anzeige gegen Unbekannt.
Baukontrolleur des Landratsamtes stoppt Baustelle
Ordnungsamtsleiter Dominik Laudamus erklärt, er habe Mitte Februar von dem Vorgehen erfahren, sei selbst vor Ort gewesen, habe das Landratsamt informiert und mit der Firma gesprochen. Diese habe behauptet, das Ganze im Vorfeld mit dem Landratsamt und dem Ordnungsamt der Gemeinde abgeklärt zu haben, so Laudamus. „Letzteres konnte ich schnell verneinen.“
Es sei Aufgabe des Landratsamts, nun zu entscheiden, ob das Vorgehen baurechtlich genehmigungsfähig sei. Dort weiß man von den Vorgängen und teilt auf Nachfrage mit: „In diesem konkreten Fall wurde bereits durch den Baukontrolleur vor Ort eine Baueinstellung ausgesprochen und der Verursacher aufgefordert, das angelieferte Material zu entfernen.“ Ob die Aktion illegal war oder nicht, sagt das Landratsamt nicht explizit.
Erst auf erneutes Nachfragen wird das Amt konkreter: „Wenn es nicht illegal wäre, hätte unser Baukontrolleur nicht eine Baueinstellung ausgesprochen.“ Und welche Konsequenzen drohen dem Verursacher? „Die Konsequenz lautet, dass das angelieferte Material wieder entfernt werden muss“, heißt es von der Pressestelle. Wer der Verursacher ist, ist dieser Redaktion nicht bekannt.
Baufirma will nicht illegal gehandelt haben
Allerdings war auf dem bei den Erdarbeiten eingesetzten Bagger ein Firmenname zu lesen. In einer Stellungnahme weist die Baufirma die Vorwürfe zurück, illegal gehandelt zu haben.
„Das ist nicht richtig“, sagt der Geschäftsführer und stellt klar: Der Erdaushub sollte nur zwischengelagert und nicht dauerhaft eingebracht werden. Seinen Angaben zufolge sollte der Mutterboden später ebenso wiederverwendet werden wie der Erdaushub, den man für die Arbeitsraumverfüllung habe nutzen wollen.
Wegen der Lagerung der Erde auf dem Grundstück habe der Bauherr sich mit der Gemeinde Königsbach-Stein in Verbindung gesetzt und um Erlaubnis gefragt: Diese sei erteilt worden – mit der Bedingung, dass später alles wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt werde.
Das habe man auch vorgehabt, so der Geschäftsführer. Aktuell sei man dabei, den Sachverhalt mit den beteiligten Behörden aufzuklären.