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Forschungsprojekt mit Bürgern

Im Bruchbach bei Königsbach-Stein forschen Bürger für den BUND

Ehrenamtliche untersuchen die Wasserqualität am Bruchbach bei Königsbach-Stein und analysieren Proben. Wie geht es den Fischen im Bruchbach?

Für den Bach im Einsatz: Michael Stein, Ronny Prager und Harry Faaß (von links) entnehmen Proben. Alle drei gehören zu den Bachpaten des Anglervereins Karlsruhe und kümmern sich ehrenamtlich um den Kämpfelbach.
Michael Stein, Ronny Prager und Harry Faaß (von links) entnehmen Proben. Alle drei kümmern sich ehrenamtlich um den Kämpfelbach. Foto: Nico Roller

Mit Keschern und Eimern sind sie im Bach unterwegs und entnehmen Proben, die sie anschließend unter der Lupe, unter dem Mikroskop, mit Hilfe eines mobilen Labors und festgelegter Parameter untersuchen. Rund ein Dutzend Ehrenamtliche haben sich am Samstag an einem Bürgerforschungsprojekt mit den Namen „Flow“ beteiligt.

Vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) organisiert, soll es den ökologischen Zustand des Bruchbachs untersuchen und bewerten. Gefördert wird das Ganze vom Bundesforschungsministerium.

Am Ortsausgang von Stein, beim Bolzplatz an der Heimbronner Straße, haben die Ehrenamtlichen ihre Forschungsstation eingerichtet. Beteiligt sind auch die Bachpaten des Anglervereins Karlsruhe, die den Kämpfelbach in- und auswendig kennen. Seit vielen Jahren nehmen sie zweimal pro Jahr Wasserproben – auch am Bruchbach, aber an einer Stelle weiter im Ortsinneren.

Konzentriert bei der Sache: Mit Lupen, Mikroskopen und Bestimmungsbüchern ermitteln die Ehrenamtlichen um Volker Molthan (rechts) und Susanne Duffing (vorne in Rot), welche Tiere sie im Bruchbach bei Stein gefunden haben.
Konzentriert bei der Sache: Mit Lupen, Mikroskopen und Bestimmungsbüchern ermitteln die Ehrenamtlichen um Volker Molthan (rechts) und Susanne Duffing (vorne in Rot), welche Tiere sie im Bruchbach bei Stein gefunden haben. Foto: Nico Roller

„Ich finde diese Kooperation eine tolle Sache“, sagt Volker Molthan, der Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des BUND ist und das Projekt zusammen mit der BUND-Regionalverbands-Vorsitzenden Susanne Duffing leitet. „Wir alle wollen, dass der Bach gesund ist.“

Unter dem Mikroskop wird die Tierart bestimmt

Gearbeitet wird in drei Gruppen. Eine hat mit großen Keschern die Tiere eingefangen, um anschließend unter der Lupe und dem Mikroskop die Arten zu bestimmen. Gefunden haben sie fast ausschließlich Tierarten, die auch dann überleben, wenn Pestizide im Gewässer vorhanden sind.

Molthan spricht von sogenannten „pestizidtoleranten Arten“, zu denen auch der Bachflohkrebs gehöre. Pestizidempfindliche Tiere wie Libellenlarven oder Eintagsfliegenlarven wurden dagegen nicht gefunden.

Aber, das betonen Molthan und die Bachpaten, daraus könne man nach der ersten Messung nicht zwangsläufig folgern, dass es in dem Bach viele Pestizide gebe. „Wir wissen, dass diese Arten fehlen, aber wir wissen letztendlich noch nicht, was die Ursache dafür ist.“ Auch das Starkregenereignis vor ein paar Wochen könne zur Abwesenheit der Arten geführt haben.

Bachwasser bietet den Fischen eine gute Lebensbedingungen

Die chemische Analyse des Bachwassers ergibt, dass kein für die Fische gefährliches Ammonium und nur 0,2 Milligramm Nitrit pro Liter vorhanden sind. Beides gute Werte. Der Sauerstoffgehalt von 91 Prozent bedeutet, dass das Wasser ausreichend belüftet ist und damit gute Lebensbedingungen für Fische bietet.

Ein pH-Wert von 7,5 bedeutet neutral, eine Gesamthärte von eins, dass es sich um ein weiches Gewässer handelt. Der Nitratgehalt liegt bei 15 Milligramm pro Liter, der Phosphatgehalt bei vier Milligramm pro Liter. Beides sind laut Molthan relativ hohe Werte.

Je höher sie sind, desto mehr Nährstoffe befinden sich im Wasser, desto stärker wachsen die Pflanzen. Heißen muss all das aber noch nichts. „Was wir heute gemacht haben, ist nur eine Momentaufnahme“, betont Molthan: „Das kann morgen schon wieder ein bisschen anders sein.“

Unser Wunsch ist, die Bürger anzusprechen und sie für die Umwelt vor ihrer Haustüre zu interessieren.
Susanne Duffing, BUND-Regionalvorsitzende

Deswegen sei es wichtig, die Untersuchungen in regelmäßigen Abständen und zu verschiedenen Jahreszeiten zu wiederholen. Am Samstag, 2. Juli, soll es einen weiteren Termin geben. Auch dafür hofft man wieder auf viele ehrenamtliche Helfer.

„Unser Wunsch ist, die Bürger anzusprechen und sie für die Umwelt vor ihrer Haustüre zu interessieren“, sagt BUND-Regionalvorsitzende Duffing. Die Aktion ist Teil des nationalen Kleingewässermonitorings, das zum Ziel hat, die bislang unzureichende Datenlage für kleine Bäche zu verbessern.

Die gesammelten Daten gehen an das Umweltforschungszentrum Halle-Leipzig (UFZ) der Helmholtz-Gesellschaft. Von ihn stammt auch die Methodik, an die sich beim Forschungsprojekt in Stein alle halten. Das bedeutet, dass sie standardisierte Geräte, Laborausstattung, Parameter und Fragebögen nutzen.

Termin

Wer am 2. Juli mitarbeiten möchte, meldet sich per Mail an: bund.nordschwarzwald@bund.net. Teilnehmen darf man ab 15 Jahren.

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