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Als Agrar-Scouts in Berlin

Landwirte aus Königsbach-Stein fahren als Botschafter zur Grünen Woche

Martin und Marius Ehrismann vom Eichhälderhof in Königsbach-Stein informieren auf der Grünen Woche in Berlin über aktuelle Herausforderungen in der Landwirtschaft und geben Interessierten Einblicke in die Abläufe.

Martin und Marius Ehrismann stehen vor einem Traktor und dem Schild „Eichhälderhof“
Gehen auf eine große Reise: Martin Ehrismann (links) und sein Sohn Marius werden die Besucher der Grünen Woche in Berlin über moderne Landwirtschaft informieren. Foto: Nico Roller

Würde man schreiben, dass Martin Ehrismann und sein Sohn Marius sich kommende Woche auf den Weg nach Berlin machen, dann wäre das vermutlich keine allzu spannende Nachricht. Aber die beiden gehen nicht einfach so in die Bundeshauptstadt, sondern mit einer besonderen Mission.

Auf der Internationalen Grünen Woche werden sie einen Tag lang Besucher aus aller Welt über moderne Landwirtschaft informieren. Martin und Marius Ehrismann sind nämlich Agrar-Scouts, die sich für ihre Branche einsetzen und im Gespräch mit der Bevölkerung auch kritischen Fragen stellen wollen.

Ins Leben gerufen wurde das Ganze vom Forum Moderne Landwirtschaft, das auf der Grünen Woche einen Erlebnis-Bauernhof einrichtet, der Abläufe anschaulich darstellen soll. „Im direkten Gespräch lassen sich viele Fragen besser klären“, sagt Martin Ehrismann, der in Königsbach den Eichhälderhof betreibt. Sein Sohn Marius studiert aktuell an der Universität in Hohenheim im fünften Semester Agrarwissenschaften und plant, später einmal den Betrieb zu übernehmen.

Auf der Grünen Woche wollen die beiden in erster Linie Auskunft zu den Produktionsmethoden im Ackerbau geben. Wie wird mit einer Drillmaschine das Saatgut aufs Feld gebracht? Warum gibt es große und kleine Traktoren? Wie unterstützt GPS inzwischen bei der präzisen Aussaat? Wie begegnet die Landwirtschaft dem Klimawandel?

Man kann sich darauf nicht vorbereiten.
Martin Ehrismann, Landwirt

Nur einige der Fragen, auf die Martin und Marius Ehrismann gefasst sind. Vorbereitet im eigentlichen Sinn haben sie sich allerdings nicht. „Man kann sich darauf nicht vorbereiten, man muss einfach spontan sein“, sagt Martin Ehrismann, der durch regelmäßige Felder-Rundfahrten auf seinem Königsbacher Betrieb inzwischen ein Gespür dafür hat, was die Menschen über die Landwirtschaft wissen wollen.

2018 war er schon einmal als Agrar-Scout auf der Grünen Woche, damals noch allein: „Das hat super geklappt.“ Mal hätten ihn die Besucher von sich aus angesprochen, mal sei er auf sie zugegangen. „Einige sind sehr wissbegierig, andere wollen nur eine bestimmte Frage beantwortet haben.“ Wichtig sei, verständlich zu kommunizieren, auf Fachbegriffe zu verzichten oder diese zu erklären.

Auch Provokationen bleiben nicht aus

Und: Immer cool bleiben, auch wenn man provoziert wird. Denn: „Es gibt leider Leute, die von der Landwirtschaft eine vorgefertigte Meinung haben und sich partout nichts erklären lassen wollen“, sagt Ehrismann. Wobei er betont, dass das zum Glück nur selten vorkomme und ihm in Berlin bislang noch nicht passiert sei.

Dennoch hat Ehrismann den Eindruck, dass Landwirtschaft und Gesellschaft sich in den vergangenen Jahren immer weiter voneinander entfernt haben. Und führt das unter anderem auf immer länger werdende Produktionsketten zurück. Die Landwirtschaft sei im Leben der Menschen nicht mehr so präsent wie früher, als sich viele Höfe noch im Ort befanden und die Milch direkt beim Bauern gekauft wurde.

Ehrismann ist überzeugt, dass es den Dialog braucht, damit Landwirte und Verbraucher wieder mehr Verständnis füreinander aufbringen. „Wir wollen zeigen, dass wir Landwirte uns dem Fortschritt nicht verschließen und innovativ sind“, sagt sein Sohn Marius, der dabei unter anderem an Feldroboter denkt, die künftig mit Hilfe von Photovoltaik-Anlagen und Akkus rund um die Uhr selbstständig im Einsatz sein könnten.

Martin und Marius Ehrismann machen sich keine Illusionen und sagen offen, ihre Tätigkeit auf der Grünen Woche sei nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“. Trotzdem lohne sie sich. Und sei es nur, um einen besseren Eindruck von der Sichtweise der Verbraucher zu bekommen. Martin Ehrismann würde jedem Kollegen empfehlen, sich an derartigen Aktionen zu beteiligen. „Es geht hier um nichts weniger als um unsere Zukunft.“

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