Leise knistert und knackt das Feuer. Auf der Treppe und auf der Mauer stehen Kerzen und flackern im Wind. Gut zwei Dutzend Menschen dürften es sein, die sich am Sonntagabend vor der evangelischen Stephanuskirche in Stein versammelt haben, um im Freien gemeinsam einen Gottesdienst zu feiern. Es ist der Auftakt zum lebendigen Adventskalender, bei dem bis zum Heiligabend jeden Tag ein Türchen geöffnet wird: Mal in Form eines kunstvoll gestalteten Fensters, mal in Form eines Adventsvespers mit Musik.
Den Auftakt am Sonntagabend haben Pfarrerin Gertrud Diekmeyer, das Team von „Stein mal anders“ und die Ehrenamtlichen des Sonntagstreffs gestaltet. Letztere stellen viermal pro Jahr besondere Gottesdienste für Kinder auf die Beine. Für den lebendigen Adventskalender haben sie ein Anspiel vorbereitet. Es geht um den Stern von Bethlehem und um die drei Weisen aus dem Morgenland. Sie sehen den hell leuchtenden Stern und wollen seine Bedeutung erforschen.
Damals glaubte man nämlich, in den Sternen offenbare sich der Wille der Götter oder die Zukunft. Die drei Weisen machen sich auf zu einer weiten Reise, die sie zu Jesus führt, dem Königskind. „Jesus ist das Ziel, das Ankommen und das Zur-Ruhe-Kommen“, sagt Melanie Jaggy, die den Sonntagstreff leitet.
Ökumenisches Projekt hat die Besinnung aufs Wesentliche im Blick
Nach dem Anspiel folgen ihr die Kinder einmal um die Kirche, wo bereits kuschelige Decken und Sitzkissen auf sie warten. Dort liest Jaggy die Geschichte vom Stern und den drei Weisen weiter – und bindet die Kinder aktiv mit ein, indem sie ihnen die Aufgabe gibt, bei bestimmten Stichworten Musik zu machen.
Unterdessen hören die Erwachsenen die Worte von Pfarrerin Diekmeyer. Dieses Jahr sei in der Adventszeit die Stille zum Greifen nah, sagt sie: Glitzer, Glitter, Glühwein gebe es nicht, aber dafür die Gelegenheit, in sich hineinzuhören und der Adventssehnsucht nachzuspüren.
Wir wollen die Menschen abholen zur Besinnung auf das Wesentliche, auf das, was uns im Leben und im Sterben trägt.Gertrud Diekmeyer, Pfarrerin
Die Pfarrerin betont, der Advent sei eine Zeit des Suchens, heraus aus der Dunkelheit, hinein ins Licht. Am Ende gibt sie den Gottesdienstbesuchern eine Orange, eine Mandarine, eine Kurzfassung der Weihnachtsgeschichte und einen Bastelsatz für einen Stern mit. Beim lebendigen Adventskalender gehe es darum, den Menschen zu zeigen, „dass Gott uns Licht und Leben bringt“, sagt Diekmeyer.
Es handelt sich um ein ökumenisches Projekt, gemeinsam auf die Beine gestellt von katholischer, evangelischer und neuapostolischer Kirche. Auch freikirchlich engagierte Ehrenamtliche wirken mit. „Wir wollen die Menschen abholen zur Besinnung auf das Wesentliche, auf das, was uns im Leben und im Sterben trägt“, sagt Diekmeyer: „Wir wollen sie Stück für Stück an die Geburt Christi heranführen.“
Dazu wird bis zum 23. Dezember jeden Abend von 17 bis 19 Uhr ein Fenster gestaltet. Zahlreiche Familien und Einzelpersonen wirken ehrenamtlich mit. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Viele arbeiten mit Bildern, mit Lichterketten, mit Tannenreisig und mit Kerzen. Wo es die Fenster zu sehen gibt, wird rechtzeitig im Kirchenboten und im Amtsblatt bekanntgegeben.
Diekmeyer ist begeistert, wie viel Mühe sich die Mitwirkenden machen. „Sie lassen sich immer ganz viel einfallen und investieren immer viel Herzblut, damit der Advent auf eine besondere Weise erlebt werden kann.“
Zusätzlich gibt es musikalische Beiträge der Stephanuskantorei, des Steiner Musikvereins und der Familie Rothen mit ihren Schülern. Am Heiligabend endet der lebendige Adventskalender – und zwar mit drei Gottesdiensten, die entweder in der Kirche oder im Freien davor stattfinden: um 15 Uhr für die Kinder, um 17 Uhr mit dem Steiner Musikverein und um 22 Uhr mit Ehrenamtlichen aus der Kirchengemeinde.