Der Starkregen der Nacht ist längst vorbei, doch am Montagnachmittag sind seine Auswirkungen in Stein immer noch deutlich zu sehen. Im Bruchbach steht das Wasser immer noch höher als sonst und ist braun gefärbt. So mancher Anwohner ist mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Denn an einigen Stellen trat der Bach über die Ufer. Vielerorts sei das vermeidbar gewesen, sagt ein Bürger und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Gemeindeverwaltung. Er wohnt in Stein und hat sich schon oft in Gemeinderatssitzungen zu Wort gemeldet, will aber anonym bleiben.
Kritik äußert er unter anderem an der Situation im Bereich der Hansenwiesenspange. Der Bachlauf sei dort 40 bis 50 Zentimeter voller als er sein dürfte – und zwar durch Ablagerungen, die sich über Jahre gebildet hätten. Die Gemeinde habe keine Anstalten gemacht, sie zu entfernen. Früher seien Männer mit Gummistiefeln am Bach im Einsatz gewesen und hätten diesen ausgegraben. Heute finde das nicht mehr statt, obwohl es dafür längst Maschinen gebe.
Der Bürger zeigt einen Garten, der direkt an den Bach grenzt. Das Wasser dringe durch die Steine, die dort als Begrenzung dienen sollen, aber nicht wirksam genug seien. „Wir haben schon so oft telefoniert und du wirst immer weitervermittelt“, sagt einer der Anwohner und berichtet, dass es bei ihm regelmäßig zu Überschwemmungen komme: „Es kann nicht sein, dass man das hier zweimal pro Jahr hat.“
Können Fäkalien in den Bruchbach gelangen?
Ähnliche Erfahrungen will auch der Mann gemacht haben, der gegenüber dieser Zeitung seine Kritik äußert: Etliche Male sei er schon mit Bürgermeister Heiko Genthner (parteilos) und Verwaltungsmitarbeitern unterwegs gewesen und habe ihnen die Stellen gezeigt. „Aber passiert ist nichts. Und das geht schon seit Jahren so.“
Er behauptet zudem, über den Bruchbach kämen auch Fäkalien nach Stein. Als Beleg verweist er auf Schaum, der auf Urin und Waschmittel hindeuten soll. „Klares Wasser schäumt nicht“, sagt der Mann, der auch Klopapier fotografiert hat. Im Wald Richtung Neulingen zeigt er den Bereich, wo derzeit der Bruchbach saniert wird. Dort komme sehr viel Wasser den Berg herunter. Es gebe Gerüchte, dass das neue Regenrückhaltebecken bei Göbrichen nicht richtig funktioniere. Stimmt das?
Neulingens Bürgermeister Michael Schmidt (parteilos) sagt, das Bauwerk befinde sich momentan im Probebetrieb und beim Starkregenereignis sei es tatsächlich zu einem Einstau gekommen. Dass Fäkalien in den Bach gelangt sein könnten, kann er sich nicht vorstellen. „Das ist einfach absurd.“ Das Abwasser werde zur Verbandskläranlage in Heidelsheim gepumpt. Schaum könne auch durch natürliche Prozesse entstehen und das Klopapier auch anders in den Wald kommen.
Das Umweltamt des Landratsamts teilt mit, dass „ganz sicher“ keine Fest- oder Grobstoffe im Bach in Stein gewesen sein könnten, jedenfalls nicht aus dem Regenüberlaufbecken Göbrichen. Auch der Gemeinde Königsbach-Stein ist von Fäkalien laut Bürgermeister Genthner nichts bekannt. Er betont, der Bauhof sei grundsätzlich ganzjährig aktiv, um Gräben, Wasserläufe und Bauwerke wie Hochwasserrückhaltebecken zu unterhalten.
Vor angekündigten stärkeren Niederschlägen würden zusätzliche Kontrollen „sehr gewissenhaft“ vorgenommen, so auch am vergangenen Wochenende. Bei seinen regelmäßigen Überprüfungen werde sich der Bauhof den Bereich Hansenwiesenspange nochmal anschauen.
Die Begrenzung durch Steine sei bei den Untersuchungen zur Hochwasserschutzkonzeption als Schwachstelle identifiziert worden, erklärt das Gemeindeoberhaupt weiter. Die Maßnahmen seien im Gemeinderat bereits öffentlich diskutiert und die Umsetzung der Schutzmaßnahmen sei priorisiert worden: Zunächst würden die bestehenden Hochwasserrückhaltebecken saniert. Danach könne erneut über die Umsetzung einzelner Maßnahmen aus der Schutzkonzeption diskutiert werden.