Von Nico Roller
Kaninhop heißt die Sportart, die auch die Königsbacher Kleintierzüchter betreiben. Momentan ruht der Trainingsbetrieb wegen der Corona-Krise zwar noch, aber sobald es möglich ist, will man dort wieder voll durchstarten.
„Die Kinder können es kaum erwarten, bis es wieder richtig losgeht“, erzählt Jugendleiterin Sandra Kießig, die bei den Königsbacher Züchtern das Kaninhop zusammen mit ihrer Kollegin Andrea Niesner betreut – als Teil der Jugendarbeit, die bei dem Verein einen hohen Stellenwert einnimmt.
Neue Formate sollen potenziellen Nachwuchs ansprechen
„Nachwuchs ist das Wichtigste“, sagt Andreas Arnold und will das nicht als Floskel, sondern als Handlungsmaxime verstanden wissen, der man bei den Königsbacher Züchtern schon seit vielen Jahren folgt. Der Vereinsvorsitzende ist überzeugt: „Wer Nachwuchs will, der muss ihm auch etwas bieten.“
Die Jugendarbeit von Anfang an ausschließlich darauf auszurichten, neue Züchter zu gewinnen: Das funktioniert laut Arnold heutzutage einfach nicht mehr. Stattdessen setzt man in Königsbach auf Formate wie das Kaninhop. Seit rund fünf Jahren bietet man es schon an und zwar sehr erfolgreich: Von den 36 minderjährigen Mitgliedern des Vereins kommen 20 regelmäßig zum Kaninhop.
Die Jüngsten sind gerade eingeschult worden, die Ältesten besuchen die Mittelstufe. Inzwischen gibt es zwei Gruppen: eine für Anfänger und eine für Fortgeschrittene. Beim wöchentlich stattfindenden Training geht es locker zu, alle duzen sich.
Zwar gibt es gewisse Regeln zu beachten, zwar wird manchmal auch ein Machtwort gesprochen, aber an erster Stelle steht immer der Spaß – und den haben laut Sandra Kießig nicht nur die Kinder, sondern auch die Kaninchen. „Durch das Kaninhop baut sich im Lauf der Zeit ein unglaublich inniges Verhältnis zwischen Mensch und Tier auf“, sagt die Jugendleiterin, die die beiden Gruppen zusammen mit Andrea Niesner betreut.
Zusammen mit den Kindern bauen sie nach Wettkampfregeln den Parcours auf und leinen die Tiere an. Zuerst sind die Hindernisse noch ganz niedrig und leicht zu überwinden, dann steigert man sich langsam. Einmal pro Monat werden die Tiere gewogen und bekommen ihre Krallen geschnitten.
Und weil die Kaninchen so süß sind, gibt es hin und wieder auch ein Fotoshooting. Zu Halloween werden Kürbisse geschnitzt, zu Weihnachten Kekse gebacken. Die Kinder nehmen am Kreisjugendausflug, an Zeltlagern des Kreis- und des Landesverbands teil.
Lässt man sie zu Wort kommen, hört man nur Positives: „Es macht mir Spaß, mich zusammen mit meinem Papa jeden Tag um die Hasen zu kümmern“, sagt Lea (11). Und Anika (14) und Ronja (8) finden es toll, ihren Hasen beim Kaninhop etwas beizubringen. „Wir freuen uns immer, wenn das Tier einen Fortschritt im Parcours macht.“
Die Jugendarbeit der Königsbacher Kleintierzüchter steht allen Kindern offen – auch solchen mit geistigen und körperlichen Einschränkungen. Dass sie Früchte trägt, lässt sich nicht nur an den Mitgliedszahlen ablesen, sondern auch an dem Umstand, dass sich der Nachwuchs aktiv in das Vereinsleben einbringt, etwa, indem er bei der Lokalschau und beim Kükenschlüpfen hilft.
Jugendarbeit wird nicht überall so intensiv betrieben
Eine derart umfangreiche Nachwuchsarbeit gibt es längst nicht bei allen Vereinen des Kreisverbands. Weil sie auch Kreisjugendleiterin ist, kennt Sandra Kießig die Situation im Kreis. Für sie gibt es da nichts schönzureden: Zwar habe fast jeder Verein einen Jugendleiter, sagt Kießig: Aber dabei handle es sich mehr um eine formale Angelegenheit, weil die meisten Satzungen es so wollen.
Über die tatsächlich für Kinder und Jugendliche gemachten Angebote sage das noch nicht viel aus. Warum von manchen Vereinen des Kreisverbands kaum Jugendarbeit geleistet wird, darüber kann Kießig nur mutmaßen. Ein Grund könnte aus ihrer Sicht die Altersstruktur sein, die neuen Ideen im Weg stehe.
Es komme durchaus vor, dass jüngere Mitglieder mit ihren Vorschlägen auf taube Ohren stoßen. Und es gibt weitere mögliche Gründe: Da wäre etwa der Umstand, dass nicht jeder Verein Angebote wie Kaninhop machen kann, weil ihm dazu schlicht die notwendigen Räumlichkeiten fehlen.
Manche Vereinsverantwortliche vertreten die Auffassung, mit Kaninhop, Bastelaktionen und Ferienprogrammen gewinne man keine Züchter. „Aber das ist der falsche Weg“, sagt Kießig: „Auch daraus kann sich etwas entwickeln.“ Mit einem Tag der Kleintierzucht für Kinder und Jugendliche will man die Vereine nun dazu motivieren, mehr Jugendarbeit zu wagen.
Man will Ideen für Aktionen liefern und Unterstützung anbieten. Zugleich richtet sich die Veranstaltung an die breite Öffentlichkeit, vor allem an Kinder und Jugendliche, denen man spielerisch einen Einblick in den Facettenreichtum der Kleintierzucht bieten will. Konkrete Planungen existieren zwar noch nicht, eine Tierbesprechung, einen Kaninhop-Parcours und eine Bastelaktion hält man aber für denkbar.
Ursprünglich war angedacht gewesen, dass der vom Kreisverband ausgerichtete Tag schon in diesem Jahr in Königsbach stattfindet. Die Corona-Krise machte eine Verschiebung nötig – auf das kommende Frühjahr, wenn alles gut läuft. Mit dem Tag will der Kreisverband am Landeswettbewerb zur Jugendarbeit der Kleintierzuchtverbände und des Landes teilnehmen.