
Die beiden achtjährigen Mädchen kamen am späten Nachmittag vom Turnen, als der unbekannte Mann sie vor der Sporthalle Schefenacker in Maulbronn angesprochen hat.
Die Mädchen gingen nicht darauf ein und liefen nach Hause. Dort erzählten sie ihren Eltern von dem Vorfall. Die wiederum verständigten die Polizei und die Stadtverwaltung.
Einen ähnlichen Fall habe es zuvor schon mal gegeben, sagt Martin Gerst, der bei der Stadtverwaltung für Ordnung und Sozialwesen zuständig ist. Die Stadt hat nach dem jüngsten Fall Ende März per E-Mail einen Brief verschickt, der vor allem die Vereine informieren sollte.
Warnschreiben der Stadtverwaltung soll Vereine in Maulbronn sensibilisieren
Darin stand auch, dass der Mann einen grauen Dreitagebart trug und wahrscheinlich ein dunkles Auto in der Tiefgarage der Sporthalle geparkt hatte. Gerst hofft, dass die Vereine durch das Schreiben sensibilisiert werden und Übungsleiter achtgeben, wenn die Kinder nach dem Sportunterricht zur Bushaltestelle laufen.
Seit dem Vorfall mit den beiden Mädchen habe es in Maulbronn keine weiteren Hinweise gegeben, sagt Gerst.
Der stellvertretende Hauptamtsleiter führt das auch darauf zurück, dass sich Eltern gegenseitig in den sozialen Medien warnten und die Polizei aktiv wurde. Eine Streife fahre zu unterschiedlichen Zeiten die entsprechenden Stellen zur Kontrolle an.
Wohl kein Zusammenhang zu Vorfällen in Pforzheim
Die Polizei habe „Maßnahmen eingeleitet“, bestätigt Polizeisprecher Christian Koch. Was genau damit gemeint ist, könne er aus „ermittlungstaktischen Gründen“ nicht sagen.
Jedenfalls sollen die Maßnahmen über die Ferien andauern. Zu ähnlichen Vorfällen in Eutingen und auf dem Buckenberg/Haidach, die im Schreiben der Maulbronner Stadtverwaltung erwähnt werden, habe bisher jedoch kein Zusammenhang hergestellt werden können, so Koch.
Bei dem Fall auf dem Buckenberg soll ein junger Mann Anfang März einen Jungen in der Beuthener Straße angesprochen und ihn aufgefordert haben, zu seinem Van zu kommen, erzählt Nicole Gaidetzka, die Elternbeiratsvorsitzende der Buckenbergschule und Stadträtin (Unabhängige Bürger Pforzheim) ist.
Der Junge habe sich verhalten wie die beiden Mädchen in Maulbronn: Er lief nach Hause und erzählte seinen Eltern von dem Vorfall. Die zeigten den Vorfall bei der Polizei an.
Die Eltern wandten sich auch an Gaidetzka, die sich die Sache von einer Beamtin des Polizeipostens bestätigen ließ. Die Polizei sei nach dem Vorfall vor Ort gewesen, habe aber niemanden angetroffen – und nehme den Fall ernst, habe die Beamtin versichert.
Gerücht von Kindesentführung geisterte durch die sozialen Medien
Mit der Schulleitung habe sich die Elternbeiratsvorsitzende darauf geeinigt, die Eltern mit einem Schreiben zu informieren und zu sensibilisieren. Kollegen im Elternbeirat leiteten ihren Brief an andere Schulen weiter und so verbreitete sich das Schreiben und sorgte für Aufruhr. Vor allem, weil auf Facebook kurz danach von einem entführten Mädchen in Pforzheim die Rede war, was von der Polizei aber dementiert wurde.
„Zutreffend ist, dass sich Eltern bei der Polizei gemeldet haben und angaben, dass ihr Kind von einem Mann angesprochen wurde. Es kam allerdings zu keinem Entführungsversuch oder anderweitigen Tätlichkeiten“, schrieb die Pforzheimer Polizei auf ihrer Facebook-Seite.
„Weitere Ermittlungen konnten den Verdacht auf eine Straftat bislang nicht bestätigen. Die zuständigen Beamten sind über den Vorgang informiert und sensibilisiert“, so die Polizei weiter. Sie bittet in diesem Zusammenhang grundsätzlich darum, nur Mitteilungen aus offiziellen Quellen und Kanälen zu nutzen.
Wachsam sein, die Augen offen halten, aber nicht in Panik verfallen.Nicole Gaidetzka, Elternbeiratsvorsitzende
Einen weiteren Fall habe es in den vergangenen Wochen in Pforzheim nicht gegeben – vielleicht auch weil Eltern und Personal an Hort und Schule aufpassen und die Kontrollen der Polizei für ein Sicherheitsgefühl sorgen, so Gaidetzka: „Wachsam sein, die Augen offen halten, aber nicht in Panik verfallen – das ist wichtig“, betont die Stadträtin, die selbst drei Kinder hat.
Mit ihnen hat sie offen darüber gesprochen, wie sie sich verhalten müssen, sollte ein Fremder sie ansprechen: Abstand halten, weiterlaufen und schon gar nicht in ein fremdes Auto steigen. Und wenn möglich, sich das Kennzeichen des Autos merken.