Das Wetter spielte mit, die Stimmung passte und die Besucher kamen in Strömen: Überall in der Region haben Vereine und Feuerwehren am Wochenende den Start in den Mai gefeiert: mit Festen, Livemusik, Bewirtung – und natürlich mit Maibäumen, die fachgerecht aufgestellt wurden.
In Ersingen haben sich darum die Jahrgänge 2003 und 2004 gekümmert. Denn in dem Ort ist es ein alter Brauch, dass immer die jungen Erwachsenen die Maitanne stellen, die gerade volljährig geworden sind und zur Bundeswehr eingezogen würden, wenn es die allgemeine Wehrpflicht noch gäbe.
Schon am Samstagmorgen haben sie sich auf dem Dorfplatz „uff de Brück“ versammelt, um unter der fachkundigen Anleitung von Thomas Heckmann und mit Unterstützung einiger weiterer Helfer zur Tat zu schreiten. Am Stamm der Tanne hatten die jungen Leute ein Schild angebracht, auf dem steht: „Die Irschinger Tradition derf nie unnergeh‘, darum dürfe mir mit Stolz unner unserm Maibumm steh‘.“
Das Maibaum-Fest gehört in Bilfingen fest in den Vereinskalender.Udo Seiter, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins
Ein Maibaum wurde am Samstag auch in Bilfingen gestellt – und zwar von der Freiwilligen Feuerwehr innerhalb weniger Minuten. Auf dem Platz vor der örtlichen Kämpfelbachhalle hatte der Obst- und Gartenbauverein dazu ein kleines, aber feines Fest ausgerichtet, zum ersten Mal wieder nach drei Jahren Corona-Zwangspause.
„Das gehört in Bilfingen fest in den Vereinskalender“, sagte Vorsitzender Udo Seiter, der froh war über jeden der rund 25 ehrenamtlichen Helfer seines Vereins – und sich über die Unterstützung des örtlichen Musikvereins und des Gesangsvereins freute, die beide einige schmissige Stücke zum Besten gaben.
Wir sind im positiven Sinn von den Besuchern überrannt worden.Sven Reiling, Vorsitzender des Musikvereins Ersingen
Musik gab es auch im Nachbarort Ersingen, genauer gesagt auf dem Kirchberg, wo der Musikverein ein Festzelt aufgebaut hatte. Schon am Sonntagnachmittag sei die Stimmung „mega“ gewesen, berichtete Sven Reiling, der zusammen mit Saskia Bihler und Klaus Lenhardt den Vorsitz des Vereins innehat und sich mit dem Verlauf des Maifests hochzufrieden zeigte.
„Wir sind im positiven Sinn von den Besuchern überrannt worden.“ Dank der Unterstützung von anderen Vereinen aus dem Ort habe man aber bis spät in die Nacht hinein alles anbieten können – auch das Pulled Pork aus dem Smoker, das sich laut Reiling großer Beliebtheit erfreute.
Blaulicht-Organisationen backen Zwiebelkuchen
In Kieselbronn fand dagegen der Zwiebelkuchen reißenden Absatz. Er ist die Besonderheit des Kieselbronner Maifests, das von Feuerwehr und Rotem Kreuz auf dem Rathausplatz gemeinsam ausgerichtet wurde. Eine Kooperation, die es laut Kommandant Matthias Poppe bereits seit mehr als 40 Jahren gibt.
„In Kieselbronn halten die Blaulichtorganisationen zusammen“, sagte Poppe, der schätzt, dass insgesamt rund 80 Helfer im Einsatz waren. Einige von ihnen kümmerten sich um die Zubereitung des Zwiebelkuchens, gleichzeitig an zwei Stellen im Ort über offenem Feuer gebacken wurde: einmal für den Verzehr direkt auf dem Fest, einmal zum Abholen und Mitnehmen. Laut Poppe verließen pro Stunde insgesamt 22 Kuchen die Öfen.
Musikverein muss in Stein Getränke nachbestellen
Viel los war auch in Stein beim Fest des Musikvereins auf dem Marktplatz. Sogar so viel, dass man laut Vorsitzendem Markus Gantikow zwischendurch Getränke und Speisen nachbestellen musste. Sein Fazit fiel durchweg positiv aus, auch mit Blick auf das Quiz, das der Verein am Sonntagabend auf die Beine gestellt hat.
Sechs befreundete Vereine haben daran teilgenommen, teilweise mit ausgefallenen Namen wie „Manta-Fahrer“ oder „Mofa-Gang“. Unter anderem ging es um die Ortsgeschichte, um Filmmusik, um Sport und Allgemeinwissen. Gantikow sagte: „Das war schlau, hat Spaß gemacht.“
Kurz nach Sonnenaufgang in Königsbach zum Mai geblasen
Ein positives Fazit zog auch Ute Fischer, Vorsitzende des Königsbacher Musikvereins, der ebenfalls auf dem örtlichen Marktplatz ein Fest organisiert hatte. Nachdem Musiker des Vereins schon kurz nach Sonnenaufgang von mehreren erhöhten Stellen aus in den Mai geblasen hatten, begann das Fest mit Marschmusik.
„Die ersten Gäste sind schon um kurz nach 10 Uhr da gewesen“, erzählte Fischer, die sich vor allem über das Wetter freute: „Da haben wir echt Glück gehabt.“
Auf Wanderschaft zog der erste Mai auch in Remchingen die ganze Familie. Während sich Bollerwagen, Fahrrad und Co. unter anderem zur Singener Bärenhütte schlängelten, wo die DLRG für ein heiteres Waldfest sorgte, brauchte es zum Turnverein Nöttingen nur kurze Wege.
Nach Corona wieder Wanderung ins Ranntal
Zum zweiten Mal feierte der Verein sein Traditionsfest anstatt im Ranntal mitten im Ort auf dem Turnplatz: „Wir haben die ganze Infrastruktur vor Ort, brauchen nicht alles nach draußen karren und sind wetterfest“, verdeutlichte Christian Wallisch vom Vorstandsteam und freute sich über die große Resonanz: Schon zur Mittagszeit waren sämtliche Biertischgarnituren gut besetzt, während die Kinder auf den Hüpfburgen oder dem grünen Rasen tollten.
„Wir haben ein buntes Zusammenkommen jeden Alters – und es ist ja nicht ausgeschlossen, dass wir in ein paar Jahren wieder ins Ranntal gehen.“ „Für manche sind die kurzen Wege ja sogar besser“, stellte Besucher Sven Wachter aus Wilferdingen fest, „Hauptsache, wir können endlich wieder zusammen feiern.“
Während es für seine Clique anschließend weiter zum Skiclub ging, zog es eine Gruppe junger Erwachsener nach dem Turnfest doch noch auf Wanderschaft zur großen Eiche: „Ein bisschen vermissen wir das Ranntal schon – ganz ohne würde etwas fehlen“, stellten Laurenz Roeth und Patrick Brückel fest und erinnerten sich an die Jahre, in denen Tausende auf den grünen Wiesen zwischen Remchingen und Keltern feierten.
Immer mehr Alkohol-Exzesse machten ab 2013 für einige Jahre jedoch ein polizeilich kontrolliertes Spirituosenverbot nötig. Verregnete Maifeiertage und zuletzt die Corona-Jahre taten ihr Übriges, um wieder Ruhe ins Ranntal einkehren zu lassen.